Titel Logo
Rund um Hermeskeil
Ausgabe 17/2024
Titelseite
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Gute Stimmung trotz Aprilwetter

Windpark Bescheid Süd eröffnet

Am vergangenen Samstag hatte die Betreibergesellschaft Windpark Bescheid Süd, bestehend aus den Stadtwerken Trier, den Regionalwerken Trier Saarburg (RTS), der Sparkasse Trier, der Volksbank Trier sowie dem Tabakhersteller JTI zur offiziellen Eröffnung in den Wald oberhalb von Bescheid geladen. Aprilwetterkapriolen hielten an diesem Tag nicht nur Schnee, sondern auch Sturm, Hagel und immer wieder schönsten Sonnenschein bereit, was die gute Stimmung der rund 200 Gäste nicht trübte.

Nastja Raabe-Roschlaub, Bürgermeisterin von Bescheid, berichtete denn auch sichtlich beeindruckt von den Vorbereitungen fürs Fest. Die Stadtwerke hatten mit Planierfahrzeugen den völlig aufgeweichten Waldboden befestigt, so dass die Festgäste wenigstens auf ebener Fläche ihre Reden halten konnten.

Aprilwetter trübt die Stimmung nicht

Den Anlass für den ungewöhnlichen Feststandort bot die Fertigstellung und offizielle Eröffnung des mit vier Windrädern bestückten Windparks. Vor mehr als 12 Jahren hatte Alt-Bürgermeister Raimund Olinger die Idee zum Windpark entwickelt und mit dem Projektentwickler Juwi aus Wörrstadt auch einen Partner mit langem Atem gefunden. Christian Arnold, Geschäftsführer für das Deutschland-Geschäft des Windpark-Profis betont: „Allein das Genehmigungsverfahren hat für Bescheid Süd 3,5 Jahre gedauert.“ Damals sei noch die Kreisverwaltung Trier-Saarburg zuständig gewesen. Mit dem sogenannten Deutschland-Pakt, der 2023 von der Bundesregierung zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren initialisiert worden ist, seien in Rheinland-Pfalz die Kompetenzen bei den Struktur- und Genehmigungsbehörden (SGD) gebündelt worden. „Das vereinfacht die Verfahren jetzt deutlich“, ergänzt Peter Kehm, der verantwortliche Leiter für die Projektentwicklung von Windparks bei Juwi. Beide sind sicher, dass sich das Risiko auch einer langen Entwicklungsphase lohnt, denn „vor Ort werden Werte geschaffen, die für lange Zeiträume kalkulierbaren Strom aus Erneuerbaren Energien für Firmen, Einwohner und kommunale Akteure zur Verfügung stellt.“

Kalkulierbarer Strom

Der Projektentwickler begleitet aktuell mehr als 100 Windpark-Projekte. Dies sei auch der veränderten Wahrnehmung seit der Energiekrise und dem Unabhängigkeitsanspruch seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine geschuldet. „Windenergie bietet stabile Strompreise.“, fasst Arnold das Argument der Stunde zusammen. Auch Axel Thomas, Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Hermeskeil stellt klar: „Grüner Strom verdrängt nach und nach fossilen Strom aus dem Markt.“ Das sei aktiver Klimaschutz. Der Windpark spare jährlich 17.000 Tonnen Kohlendioxid ein. Die im Windrad verbauten Ressourcen wie Stahl und Epoxid-Verbundfasern haben sich in drei Monaten amortisiert. Außerdem können mehr als 90 % des Materials recycelt werden.

Nastja Raabe-Roschlaub sieht Möglichkeiten, die jährlichen Pachteinnahmen und Einnahmen pro verkaufter Kilowattstunde Strom im Dorf zu investieren. „Unser Bürgerhaus ist sanierungsbedürftig, gerade auch energetisch. Hier schaffen die Einnahmen aus der Windkraft Gestaltungsspielräume.“

Bürgerhaus ist sanierungsbedürftig

Neben den Bescheidern können sich auch die anderen Gemeinden der VG freuen. Hartmut Heck, Noch-VG-Bürgermeister betont in seiner Rede die Bedeutung der Windkraft für die gesamte Verbandsgemeinde. Da nicht alle Dörfer Potenzialflächen aufweisen, auch aufgrund von Restriktionen durch den Nationalpark, habe der Verbandsgemeinderat einen Solidarfonds Windkraft beschlossen. „Dieser sieht vor, dass 25% der Einnahmen in den Fonds fließen. Aus diesem werden 25% der Mittel vorrangig Gemeinden zugewiesen, die keine Windparks bauen können.“ Die restlichen Beträge würden zur Reduzierung der Umlage herangezogen.

Solidarfonds Windkraft

Raffael Stott, zuständiger Projektentwickler bei den Stadtwerken Trier erklärt: „Wir haben hier erstmalig ein regionales Konsortium zusammengebracht, an welchem auch Industrieunternehmen beteiligt sind.“ So stelle man sich regionale Wertschöpfung vor. Die Unternehmen profitieren von langfristigen Verträgen und regionalem grünen Strom. „Das ist nachhaltig im besten Sinn.“ So erhalte man auch Arbeitsplätze in der Region. Und von den Einnahmen aus dem Windpark profitieren die Gemeinden vor Ort.

Stott beeilt sich zu erwähnen, dass sich private Anleger ebenfalls an der Finanzierung der Anlage beteiligen können. Bisher hätten knapp 100 Personen mit einer Investitionssumme von knapp 1 Millionen Euro den Windpark gefördert. Umsonst ist die Beteiligung nicht. Die Betreibergesellschaft garantiert bis zu 3% Rendite pro Jahr für Strom- und Gaskunden. Bereits mit 500 Euro kann man zum Windparkmiteigentümer werden.

Beteiligung möglich

Viele Besucher sind beeindruckt von der Höhe der Windräder. Mit einer Turbinenhöhe von 150 Metern ist die neueste Generation nicht mehr vergleichbar mit den ersten Anlagen in der Verbandsgemeinde. Jedes Windrad im Park Bescheid Süd produziert 12 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Ein 2008 gebautes Windrad in der Gemarkung Reinsfeld produziert im Vergleich dazu 2,4 Millionen Kilowattstunden. Deshalb ist auch das Re-Powering, also die Erneuerung von Anlagen auf bereits von Windkraft genutzten Flächen eine Chance auf größere regionale Wertschöpfung und Klimaschutz. (TB)

Bildunterschrift

Windparkverantwortliche nutzen Regenpause für das Erinnerungsfoto