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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 18/2023
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Kultur trifft Kirche

Kirchenkonzert der Stadtkapelle „Das Licht der Welt“ begeistert in der Pfarrkirche

Mehr als gelungene Konzertpremiere von Dirigent Stefan Barth – Dechant Christian Heinz überrascht mit Redebeitrag

Vergangenen Samstag gab die Stadtkapelle Hermeskeil ihr erstes Konzert unter der musikalischen Leitung von Stefan Barth in der Pfarrkirche in Hermeskeil. Erster Vorsitzender Tim Kaub begrüßte vor Beginn des Konzerts die BesucherInnen und bedankte sich beim Hausherrn der Pfarrkirche Christian Heinz und Gastorganist Thomas Martin, der für Rafael Klar einsprang. Souverän und kurzweilig moderierte Christoph Geibel die jeweiligen Stücke an und versorgte die aufmerksamen ZuhörerInnen mit Hintergrundinformationen.

Das Programm des Konzerts stand unter dem Titel „Das Licht der Welt“ und führte die Zuhörerschar musikalisch durch die Osterzeit, die liturgisch an Pfingsten endet. Musikalisch wurde die Spannung zwischen Karfreitag und Ostersonntag, also zwischen tiefster Trauer und größter Freude gekonnt von den Musikerinnen und Musikern der Stadtkapelle und ihrem musikalischen Leiter nachgezeichnet.

Zu Beginn des Konzerts spielte die Stadtkapelle mit dem Stück „Das Licht der Welt“ auf. Der düstere Karfreitag – im Konzert durch das Stück „Corsican Litany“ von Vaclav Nelhybel dargestellt, einer korsischen Totenlitanei, folgte.

Das Stück „Adagio for Strings“, eine der emotionalsten Kompositionen des 20. Jahrhunderts, gespielt in einem Arrangement für Orgel von Gastorganist Thomas Martin, Kirchenmusiker der Pfarrei St. Peter in Theley und Dekanatskantor des Dekanates St. Wendel, verhalf den engagierten MusikerInnen der Stadtkapelle zu einer kurzweiligen Pause.

Mit den Choralvorspielen, komponiert von William Latham, vollzog das Orchester den musikalischen Übergang vom Karfreitag zum Ostersonntag. „O Haupt voll Blut und Wunden“ aus der Matthäuspassion symbolisierte den Karfreitag, „Nun danket Alle Gott“ den Ostersonntag.

Die beeindruckende Klangfülle einer Orgel gemeinsam mit Blechbläsern bzw. einem sinfonischen Blasorchester wurde bei den Werken „Grand Choer Dialogé“ und „Lobet den Herrn mit Pauken und Zimbeln schön“ beeindruckend hörbar. Für beide Interpretationen begaben sich Dirigent und sieben MusikerInnen auf die Empore der Pfarrkirche und brillierten mit Gastorganist Thomas Martin.

Musikalischer Höhepunkt des Konzerts war die bekannte Oster-Hymne „Alleluia! Laudamus Te“ von Alfred Reed. Das eineinhalbstündige Konzert endete programmtechnisch mit dem „Te Deum“ von Jan de Haan, welches Variationen über „Großer Gott wir loben Dich“ auch zum Mitsingen zum Besten gab.

Zuvor ließ es sich Dechant Christian Heinz nicht nehmen, an alle seinen Dank zu richten und nahm die zu Beginn des Konzerts von Tim Kaub gesprochenen Worte auf und korrigierte, dass nicht er Hausherr sei, sondern Jesu Christ. Das Kirchenhaus sei selbstverständlich viel zu groß, viel zu hoch und von innen und außen renovierungsbedürftig. Wichtig sei jedoch, dass das Haus für alle da sei, egal ob Kirchenmitglied oder Mitglied anderer Kirchen oder Religionen. Völlig überraschend aber sehr beeindruckend führte Heinz aus, dass auch Pfarrer Dillinger seine Verbrechen in diesem Haus wahrscheinlich verübt habe. Deshalb könne er jeden verstehen, der aus der Kirche ausgetreten sei. Dennoch stünden die Türen weiterhin offen.

Auch Stefan Barth dankte den 350 ZuhörerInnen für ihr Kommen und seinen 50 MusikerInnen für die angenehme Zusammenarbeit zur Vorbereitung des Kirchenkonzerts.

Standing Ovations und langanhaltender Applaus mündeten in die Zugabe „Der Mond ist aufgegangen“. (ChKr)

„Chapeaus“, Herr Dechant!

Kommentar von Christian Kruchten

Es dürfte ein Novum sein, dass in unserer Heimatzeitung nach einem Kirchenkonzert ein redaktioneller Kommentar erscheint. Warum auch? Was war passiert?

Bei einem Kirchenkonzert ist es richtig und üblich, dass kleine Redebeiträge und Dankesworte an die Zuhörerschaft gerichtet werden. Selbstverständlich kann, aber nicht muss, der weltliche Hausherr in Person des Pfarrers Worte des Dankes aussprechen, wenn in seiner Kirche ein tolles Konzert, wie an diesem Abend, stattfand.

Der Redebeitrag von Christian Heinz erfolgte ohne Manuskript, was im Übrigen üblich ist anlässlich eines Kirchenkonzerts, nämlich als freie Rede. Dass die freie Rede die meisten Seelsorger beherrschen und besonders in Predigten, ist hinlänglich bekannt und bedarf keines Kommentars.

Tief beeindruckt haben jedoch die Worte von Christian Heinz, der ohne erkennbaren Anlass, das verbrecherische Tun des ehemaligen Pfarrers Dillinger anlässlich des Konzerts benannte. Wenn dies ein Pfarrer von der Kanzel vornimmt in seinem Metier und sich damit den Missbrauchsskandalen stellt, ist dies das Eine.

Dass Heinz dieses Verbrechen seines Vorgängers spontan anspricht, zeigt, wie sehr es ihn berühren muss und welcher Hilflosigkeit er ausgesetzt ist.

Dass er dann noch sein Verständnis für diejenigen ausspricht, die aufgrund dessen aus der katholischen Kirche ausgetreten sind, dürfte nicht alltäglich sein und bedurfte daher der besonderen Erwähnung.