Ein Kommentar
Der Cyberangriff auf die Hermeskeiler Firma Eurec ist kein Einzelfall. Er ist Sinnbild einer realen Bedrohung, die unsere digitale Welt zunehmend mehr in Schach hält. Während wir über Energiekrise und Inflation diskutieren, hat sich Cyberkriminalität zur existenziellen Gefahr für Unternehmen entwickelt – vom Großkonzern bis zum kleinen Mittelständler.
Noch vor zehn Jahren waren Hackerangriffe etwas für IT-Spezialisten. Heute sind sie trauriger Alltag. Die Täter agieren wie moderne Piraten: Sie kapern keine Schiffe mehr, sondern Daten. Und sie fordern kein Gold, sondern Bitcoins. Das Perfide: Sie treffen Unternehmen genau dort, wo es am meisten schmerzt – in ihrer digitalen Infrastruktur.
Der Fall Eurec zeigt das ganze Drama: Ein florierender Betrieb wird innerhalb weniger Stunden in die Insolvenz getrieben. Nicht wegen schlechter Geschäfte, nicht wegen Missmanagement – sondern weil irgendwo auf der Welt Kriminelle beschlossen haben, zuzuschlagen. Dabei war Eurec kein ahnungsloses Opfer. Das Unternehmen hatte erst im Januar ein Cyber-Audit durchgeführt. Es hatte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Und doch reichte das nicht. Das ist das eigentlich Beunruhigende: Selbst wer um alles bemüht, kann zum Ziel werden. Die Politik versucht zwar gegenzusteuern. Das BSI warnt, das BKA ermittelt. Doch die Realität ist: Wir spielen im Kampf gegen Cyberkriminalität oft nur Verteidigung. Die Angreifer sind schneller, besser vernetzt und agieren aus Ländern, die unsere Strafverfolgung nicht interessiert.
Was lernen wir daraus?
Erstens: Cyber-Sicherheit ist keine IT-Frage mehr, sondern Chefsache. Jeder Unternehmer muss sie so ernst nehmen wie Brandschutz oder Betriebssicherheit.
Zweitens: Wir brauchen mehr Solidarität. Unternehmen sollten Angriffe melden, statt sie aus Angst vor Imageschäden zu verschweigen. Nur so entsteht ein realistisches Bedrohungsbild.
Drittens: Der Staat muss nachlegen. Nicht mit neuen Gesetzen, sondern mit schlagkräftigen Strukturen. Cyber-Verbrechen müssen mindestens genauso konsequent verfolgt werden wie Bankautomatensprengungen.
Eurec muss nun kämpfen. Viele andere Unternehmen werden folgen. Die Frage ist nicht mehr, ob man angegriffen wird – sondern wann und wie. Unsere digitale Welt braucht endlich einen Sicherheitsstandard, der dieser Bedrohung gewachsen ist. Bevor es dann doch die kritische Infrastruktur trifft und plötzlich alles zum Erliegen kommt.