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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 18/2025
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Cyberangriff stoppt Eurec

Insolvenzantrag nach Hackerattacke

Ein gezielter Cyberangriff hat die Hermeskeiler Recyclingfirma Eurec schwer getroffen. Der Vorfall Anfang April legte die gesamte IT-Infrastruktur lahm – mit gravierenden Folgen: Vergangene Woche musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. „Ohne diesen Angriff wäre dieser Schritt nicht nötig gewesen“, betont Geschäftsführer Willi Streit. Doch der Betrieb kämpft weiter.

Am 5. April versagten plötzlich alle Systeme. Die Bildschirme blieben schwarz, die Produktionssteuerung fiel aus, selbst das digitale Wiegen war unmöglich. Schnell stand fest: Eurec war Opfer eines Hackerangriffs geworden. Auf einem Rechner fand sich eine Lösegeldforderung – 300.000 Euro in Kryptowährung. Dieser ist man – auch auf Anraten der Ermittler nicht nachgekommen. Die Folgen des Angriffs sind verheerend: Drei Wochen lang konnten keine Rechnungen geschrieben werden, Lieferungen verzögerten sich, und die Liquidität geriet ins Wanken.

Sofortmaßnahmen und Improvisation

Um handlungsfähig zu bleiben, griff Eurec zu Notlösungen: Frachtbriefe wurden per Hand ausgefüllt, die Presse manuell betrieben, und ein IT-Notdienst richtete provisorische E-Mail-Verbindungen ein. Doch der Zugriff auf wichtige Daten blieb blockiert. „Wir haben zwar Backups, aber einiges wurde gezielt zerstört“, erklärt Streit. Selbst die Produktionsanlagen müssen auf Schadsoftware überprüft und wiederhergestellt werden – ein langwieriger Prozess.

Insolvenz als kurzfristige Absicherung

Der Insolvenzantrag sichert nun die Löhne der 39 Mitarbeiter für die nächsten drei Monate. „Wir waren eigentlich solvent – alle Rechnungen waren bezahlt“, betont Streit. Doch ohne Einnahmen war der Schritt unvermeidbar. Das Amtsgericht Trier hat ein Schutzschirmverfahren eröffnet, um die Sanierung zu prüfen. Bis zum 1. Juli bleibt Zeit, den Betrieb wieder in gesicherte Bahnen zu lenken.

Ermittlungen laufen, Betrieb geht weiter

Das Landeskriminalamt und das neue Kommissariat für Cyberkriminalität in Trier untersuchen gemeinsam mit dem Bundesamt für Cybersichert (BACS) den Vorfall. Die Spuren deuten auf internationale Täter, möglicherweise aus Westafrika. Trotz der Krise läuft der Betrieb bei Eurec eingeschränkt weiter. „Die Belegschaft steht geschlossen hinter uns“, sagt Streit. Zuletzt hatte der Betrieb 1,5 Millionen Euro am Standort Hermeskeil investiert. Aktuell arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck an der Wiederherstellung seiner Systeme. Neue Server und Rechner wurden beschafft, die Produktion läuft in Teilbereichen bereits wieder, und ein spezialisiertes IT-Sicherheitsunternehmen unterstützt bei den Aufräumarbeiten.

„Wir machen weiter!“

Trotz der dramatischen Situation zeigt sich die Unternehmensführung zuversichtlich. "Wir werden alles tun, um den Betrieb zu erhalten", versichert Streit. Er habe dazu auch viel positive Resonanz bekommen und sei weiter bestärkt worden. Der Fall Eurec macht jedoch deutlich, wie verwundbar mittelständische Unternehmen gegenüber professionell organisierten Cyberangriffen sind - selbst bei umfassenden Sicherheitsvorkehrungen. Es ist ein Lehrstück über die Schattenseiten der Digitalisierung, der viele Unternehmen – aber auch Sicherheitsbehörden in Zukunft noch stärkere Beachtung schenken müssen. (LeWe)