Ein Gewinn für die gesamte Region

Bahnradweg Sankt Wendeler Land eröffnet - Testfahrt von Nonnweiler nach Freisen

Mit einer großen Feier im saarländischen Freisen wurde am vergangenen Sonntag der neue Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Bierfeld und Freisen offiziell freigegeben. Mehrere hundert Besucher waren - viele mit Fahrrad -auf den Rathausplatz gekommen, wo sie der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke, der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald und die Bürgermeister Karl-Josef Scheer (Freisen), Andreas Veit (Nohfelden) und Dr. Franz Josef Barth (Nonnweiler) erwarteten. Unter den Gästen war auch der Hermeskeiler Bürgermeister Hartmut Heck.

Offiziell gefeiert wurde zudem in Sötern und Nonnweiler, es gab aber auch, z.B. in Schwarzenbach, private Initiativen, die ebenfalls viel Zulauf hatten. Riesenglück hatten die Veranstalter mit dem Wetter: Die für Sonntag hartnäckig vorhergesagten Regenfälle und sogar Gewitter blieben aus. Erst am späten Nachmittag fielen ein paar Tropfen. Schon am Eröffnungstag zeigte der Neue Bahnradweg Sankt-Wendeler-Land viel von dem Potenzial, das in ihm steckt: In größeren und kleineren Gruppen waren zahlreiche Radler beiderlei Geschlechts unterwegs.

Der neue Radweg verläuft über 30,5 Kilometer vom ehemaligen Bahnhof in Bierfeld bis nach Freisen. Mittendrin besteht Anschluss an den Fernbahnhof Türkismühle an der Nahestrecke zwischen Mainz und Saarbrücken. Die Ausstattung des Wegs, der mit Sicherheit nicht nur den Tourismus in der Grenzregion im nördlichen Saarland beleben, sondern auch Alltagsradfahrer anziehen wird (er führt an mehreren Industriegebieten vorbei), ist vom Feinsten: Auf der Strecke mit farbig markant gestalteten Überwegen finden sich insgesamt 17 großzügige Rastplätze, die nicht nur mit Tischen und Bänken, sondern vielfach auch mit Spielgeräten ausgestattet sind. Am Rastplatz Nohfelden steht sogar außer einer Reparaturstation mit Werkzeug und Kompressor auch ein Automat für Fahrradschläuche. Die Strecke verläuft größtenteils durch Wälder und Wiesentäler und enthält - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur mäßige Steigungen.

Testfahrt zur Eröffnung

Die am Ende des Ruwer-Hochwald-Radwegs am Hermeskeiler Bahnhof ausgeschilderte Strecke durch das Löstertal ist auf rheinland-pfälzischer Seite bis zur Landesgrenze am Felsbach nach dem letzten Winter größtenteils in einem so miserablen Zustand, dass sie nur noch mit einem gut gefederten Mountainbike sicher befahrbar ist. Zur Benutzung mit einem normalen Fahrrad ist diese Strecke nicht mehr guten Gewissens zu empfehlen. Weil es am Bahnhof Bierfeld so gut wie keine Parkmöglichkeit gibt, ist somit der ideale Einstiegspunkt für den neuen Radweg aus Richtung Hermeskeil kommend der Parkplatz am Friedhof in Nonnweiler. Man verzichtet dann zwar auf ein kleines „Highlight“, nämlich den Tunnel zwischen Bierfeld und Nonnweiler, jedoch ist dieser leider so spärlich beleuchtet, dass man ohnehin nur mit einer guten Beleuchtung am Fahrrad selbst durchfahren sollte.

Von Nonnweiler windet sich die Strecke an Otzenhausen vorbei in mehreren großen Schleifen leicht aufwärts bis nach Schwarzenbach. Danach geht es über den kleinen Ort Waldbach nach Sötern, wo die Landesstraße 330 überquert wird. Auf weitgehend gerader Strecke erreicht man nach ein paar Kilometern Türkismühle. Hier ist ein wenig Vorsicht geboten, weil für etwa 200 Meter bis zum Kreisel am Bahnhof die L 135 (allerdings mit Fahrradstreifen links und rechts) benutzt werden muss. Den Kreisel verlässt man auf der ersten Ausfahrt und biegt anschließend scharf rechts ab, um über eine steile Auffahrt die Brücke über die Bahnlinie zu erreichen.

Nun kommt ein etwas längerer Streckenabschnitt, der mit einigen Steigungen und Gefällstrecken nicht auf einer Bahntrasse, sondern über einen Wirtschaftsweg durch ein ausgedehntes Waldgebiet aus dem Tal der Nahe heraus führt, bis man dieses nach einer rasanten Abfahrt kurz vor Nohfelden wieder erreicht. Von nun an bleibt der Radweg über Wolfersweiler und Alsweiler im Wiesental des Freisbachs bis nach Eitzweiler, ehe ein für eine ehemalige Bahntrasse ungewöhnlicher Aufstieg nach Freisen beginnt: Hier ist auf viereinhalb Kilometern eine Höhendifferenz von immerhin 110 Metern zu überwinden. Der Endpunkt des Radwegs und damit das Ziel liegt in unmittelbarer Nähe des Rathauses in Freisen. Von hier ist es nur ein kurzes Stück bis zum Einstieg in den Fritz-Wunderlich-Rad- und Wanderweg, der von Freisen aus über Oberkirchen, Schwarzerden, Pfeffelbach und Thallichtenberg nach Kusel und weiter bis Altenglan führt. Hier gibt es wiederum unmittelbar Anschluss an den Glan-Blies-Radweg, der in südwestlicher Richtung bis nach Saargemünd und in nordöstlicher Richtung bis nach Bad Sobernheim führt. Nur im Löstertal zwischen Hermeskeil und Bierfeld klafft eine rund fünf Kilometer kurze Lücke...

Mainz prüft und schweigt

Ob und wann es diese Verbindung des neuen Radwegs im Nordsaarland zum Ruwer-Hochwald-Radweg auf der alten Bahntrasse im Löstertal geben wird, steht nach wie vor in den Sternen. Wie zu erfahren war, ist man im Umweltministerium in Mainz - obwohl von dort schon im November 2022 mehr oder weniger „grünes Licht“ gegeben wurde - auch nach einem halben Jahr immer noch „am prüfen“ und bisher zu keinem Ergebnis gekommen. Auf eine offizielle Anfrage von „Rund um Hermeskeil“ vom 24. April dieses Jahres hat die Pressestelle des Umweltministeriums bislang trotz Erinnerung und Bitte um Sachstandsmitteilung bis Redaktionsschluss, also nach mehr als zwei Wochen, nicht reagiert. Das ist nicht nur bedauerlich und völlig unverständlich, sondern im Hinblick auf das Interesse der Öffentlichkeit an aktueller Information einerseits und die Verpflichtung von Behörden zur Auskunft gegenüber der Presse andererseits nicht nachvollziehbar. (WIL-)