David Hemmer (links) und Markus Eiden beantworteten im Nachgang zur Versammlung individuelle Fragen von Anwohnerinnen und Anwohnern.
Letzte Woche fand im MGH Johanneshaus eine Einwohnerversammlung der Stadt Hermeskeil zum Thema „Erweiterung des Nahwärmenetzes“ und des damit verbundenen Ausbaus der Biogasanlage statt. Fast 100 Interessierte folgten der Einladung, viele davon potenzielle Anschlussnehmer.
Nach der Begrüßung durch Stadtbürgermeisterin Lena Weber verschaffte David Hemmer, der stellvertretende Leiter des Kompetenzzentrum und Referent Nachhaltige Wärmeversorgung bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz, den ZuhörerInnen zunächst einen Überblick über die Chancen und Potenziale von Nahwärmenetzen, so beispielsweise in Bezug auf die derzeitige Wärmebereitstellung, die zu 75% aus Erdgas und Heizöl erfolgt, und die damit verbundene Wertschöpfung vor Ort.
Wie funktioniert die Anlage?
Fabian Köhl von der BGA Eiden GmbH stellte die Grundlagen und Funktionsweise der 2011 erbauten Anlage vor. Momentan werden in dem Bioreaktor mit dem mittlerweile hellgrauen Kuppeldach nachwachsende Rohstoffe, Pferde- und Rindermist unter Ausschluss von Sauerstoff zu Gas umgewandelt. Gärreste werden dabei als Dünger verwertet. Das produzierte Biogas wird dann mithilfe von Motor und Generator im Blockheizkraftwerk zu Strom. Die dabei anfallende Wärme wird ins aktuell 1,5 kilometerlange Nahwärmenetz eingespeist, welches seit dem Jahreswechsel 2014/2015 diverse öffentliche Einrichtungen versorgt.
Durch eine komplexe Einspeiseregelung kommt in den kalten Wintermonaten bei Mehrbedarf zunächst der Biomassekessel mit Holzhackschnitzeln zum Einsatz. Reicht das nicht aus, oder kommt es zu einem Ausfall, wird Wärme aus der nachgelagerten Erdgasversorgung angefordert.
Kontinuierlicher Ausbau
2016 wurde ein weiteres BHKW angebaut, welches ein flexibleres Handling bei der bedarfsgerechteren Bereitstellung von Strom ermöglicht. Ein weiterer Schritt war hier auch die minimale Vergrößerung der Gasspeicher. Hieran soll bei der angestrebten Erweiterung auch weiter geschraubt werden. Ohne entsprechende Speicherkapazitäten würde Strom, unabhängig davon, ob er wirklich gebraucht würde, ins Netz eingespeist werden. Weil Wind und Sonne aber nicht konstant Energie liefern können, unterliegen Nachfrage und damit auch Angebot und Preise starken Schwankungen. Entsprechend ausgebaut, kann die Biogasanlage hier aber deutlich flexibler Strom erzeugen und die Bedarfsspitzen abpassen.
Um Strom und Wärme bedarfsgerechter bereitzustellen, braucht die Anlage der BGA Eiden GmbH neben mehr Leistung also auch Speicher, womit entsprechend bauliche und technische Änderungen einhergehen werden müssen.
Erweiterung des Nahwärmenetzes
Die Erweiterung der Anlage schafft wiederum Kapazitäten zum Ausbau des Nahwärmenetzes. Dafür hat man zunächst die Züscher Straße, Pfarrer-Molz-Straße, Johannes-Blum-Straße, Martinusstraße, Zum Ringgraben, Medumland, Frauenrötchen und die Rektor-Bach-Straße in den Fokus genommen. Auskünfte über den jeweilig anfallen Kostenrahmen und dem Wärmepreis können aktuell noch nicht getroffen werden. Das ist abhängig von dem Ausgang des nun angestoßenen Interessenbekundungsverfahrens. Erst anhand der Rückläufe und anschließenden Planung können die entstehenden Netzkosten ermittelt und Wärmepreise berechnet werden. Grundsätzlich gibt es wie beim Strom auch einen Grundpreis, die Bereitstellungsgebühr, und den Arbeitspreis, der von der individuellen Abnahme abhängig ist.
Fragen aus dem Plenum
Auf die Frage nach der Zeitschiene erläuterte Markus Eiden, dass die Erweiterung bereits ab der Heizperiode 2025/2026 am Netz sein könnte. Sicher ist er in jedem Fall für einen Start im Jahr 2026. Für Anschlussnehmer würden im Haus selbst nur geringe Maßnahmen, so etwa der Einbau eines Wärmetauschers, nötig sein. Heizkörper und Leitungen sind davon nicht betroffen. Fernwärmenutzungsverträge werden zunächst für eine Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen. Danach verlängern sich diese automatisch.
Sollten mit dem Anschluss Änderungen im eigenen Heizkreislauf vorgenommen werden, können diese beim Anschluss gefördert werden. Hier steht die Energieagentur für Rückfragen gerne zur Verfügung.
In Bezug auf die mehrfach thematisierten großen Unsicherheiten in Bezug auf plötzliche Ausfälle von Öl- und Gasheizungen entgegnete David Hemmer, dass in diesen Fällen übergangsweise für drei Jahre auf Interimslösungen zurückgegriffen werden kann.
Wie geht´s weiter?
Damit es schnell weitergehen kann, ist es wichtig, dass sich potentielle Interessenten schnell mit den bereits verteilten Fragebögen an die BGA Eiden GmbH wenden. In den städtischen Gremien sollen darüber hinaus die nötigen Beschlüsse zur Schaffung der bauplanerischen Grundlagen zeitnah gefasst werden.