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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 2/2024
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Kirche bot Raum für Klangkultur

Neujahrskonzert beeindruckt mit Kirchenmusik aus fünf Jahrhunderten

Beim traditionellen Neujahrskonzert in der Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus erlebten die Zuhörenden qualitativ hochwertige Kirchenmusik von der Renaissance bis in die Moderne. Das Blockflötenensemble ConCor5, der in Bitburg ansässige Organist Manfred Kochems und die international bekannte Sopranistin Ursula Thies waren vom Förderverein Kirchenmusik ausgewählt worden, das neue Jahr musikalisch einzuläuten.

Ganz anders, und damit den Erwartungen vieler zuwiderlaufend, war das Programm des Neujahrskonzerts gestaltet. Wo im letzten Jahr festliche Chorinterpretationen das Feierliche des neuen Jahres hervorhoben, stand in diesem Jahr die kleine Besetzung von Duett bis Quintett im Vordergrund. Auch die Musikauswahl zeigte stärker die Bandbreite kirchenmusikalischer Interpretationen auf, die sowohl hoffnungsvoll getragen als auch melancholisch bang daherkamen. Ein Fokus lag auf dem Kircheninstrument schlechthin, der Orgel. Fulminant eröffnete das Instrument mit der Orgelsinfonie D-Dur aus der Bach-Kantate 29 das Konzert. Manfred Kochems genoss es hörbar, das Instrument in seiner Klangvielfalt und Breite zu präsentieren. Er zog alle Register, die insbesondere beim Stück „Grave“ aus der Orgelsonate Nr. 2 von Felix Mendelssohn-Bartholdy in eine bittere, schmerzerfüllte Trauer mündete. Zum Abschluss des Konzerts führte Kochems mit Choralvariationen für Orgel op. 22,2 von Carl Sattler mit dem Titel „Menschen, die ihr wart verloren“ eine kraftvolle Klage, die aufrütteln sollte. Die damit verbundene zwiespältige Stimmung wurde wunderbar aufgebrochen durch den kristallklaren Gesang der Sopranistin Ursula Thies. Mit ihren Vortragsstücken, bei denen sie sich sowohl von Blockflöten als auch von der Orgel begleiten ließ, legte sie Wert auf die Freude, die das neue Jahr bringt und den Trost und die Erlösung durch die Geburt Jesu Christi. Insbesondere ihre Interpretation von Händels Rejoice greatly aus dem Werk Messiah und „Gesu bambino“ von Pietro A. Yon bildeten starke Kontrapunkte zu den Orgelstücken.

Das regional verortete Blockflötenquintett ConCor5 war vielen Anwesenden gut bekannt, denn die Gruppe besteht aus Christiane Neumann, Ulrike Klar, Monika Eiden, Thomas Eiden und Christoph Neumann, wie Stefan Butterbach als Vorsitzender des Fördervereins Kirchenmusik in seiner Begrüßungsansprache betonte. „Sie machen Musik mit Herz und wertschätzen die Blockflöte mit einem Repertoire von der Renaissance bis heute“, sagte Butterbach. Mit Musik von Robert Schumann, Telemann, Dowland, Bach und Willcocks präsentierten die fünf Freunde ein schönes Zusammenspiel, das eine spannende Phrasierung bot und von außerordentlich hoher Qualität war.

Das anspruchsvolle Programm war eine Nuance zu umfangreich gestaltet. Ein oder zwei Titel weniger hätten den Musikgenuss in der spärlich geheizten Kirche nicht geschmälert. Als einladende Geste war es zu verstehen, dass Dekan Christian Heinz als Hausherr vor dem letzten Stück eine kurze Neujahrsansprache hielt, in der er seine Idee der Kirche als Ort für Kultur und Gemeinschaft vertiefte, weil eben auch Kultur Schutzräume und Schutzdächer brauche. Und Menschen, die sich für diese Art Veranstaltungen engagieren, wie der Förderverein Kirchenmusik in Hermeskeil. (TB)