Musikalisches Weltklasse-Niveau zum 80. Jahrestag vor der besonderen Kulisse der Gedenkstätte SS-Sonderlager KZ Hinzert.
In einer eindrucksvollen Kooperation veranstalteten das Mosel Musikfestival, die Landeszentrale für politische Bildung und der Förderverein der Gedenkstätte Hinzert am 8. Mai ein Sonderkonzert zum Gedenken an das Kriegsende in Europa. Vor der historischen Kulisse des ehemaligen SS-Sonderlagers/KZ Hinzert vereinte der Abend Musik, Erinnerung und politische Reflexion zu einem Appell für Menschlichkeit und Demokratie.
Sabine Arend von der Landeszentrale für politische Bildung begrüßte als Mitveranstalterin zahlreiche Gäste – darunter Angehörige ehemaliger Häftlinge. In ihrem Grußwort betonte sie die Bedeutung des aktiven Erinnerns und zitierte den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: „Vergessen wir nicht, dass Inhumanität im Denken beginnt, sich in der Sprache fortsetzt und zu verbrecherischen Taten führt.“ Sie unterstrich die bleibende Verantwortung, sich gegen Ausgrenzung und Geschichtsvergessenheit zu stellen: „Es reich nicht, berührt zu sein. Es ist wichtig, sich zu rühren.“ Auch Tobias Scharfenberger, Intendant des Moselmusikfestivals, betonte dass man sich einbringen müsse: „Wir alle entscheiden mit, in welcher Gesellschaft wir leben wollen“ und nahm Bezug auf das diesjährige Motto des Festivals „We all have a note to play“. Sie wollten eben nicht nur ein schönes Konzert in einer besonderen Kulisse bieten, sondern auch bewusst ein Zeichen setzen.
Musikalische Zeugnisse zwischen Widerstand und Verfolgung
Das Programm spannte einen bewusst gesetzten Bogen von Werken, die unter der NS-Terrorherrschaft entstanden, bis zu solchen, die von den Nazis verboten wurden. Den Auftakt bildete Viktor Ullmanns „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ – 1944 im Ghetto Theresienstadt komponiert, kurz vor Ullmanns Deportation nach Auschwitz. Rezitator Tobias Scharfenberger und Pianistin Silke Avenhaus verliehen dem Melodram eine beklemmende Intensität, die durch die Projektion des Lagergeländes im Hintergrund zusätzliche Tiefe erhielt.
Es folgte Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio d-Moll, interpretiert von Michael Germer (Violine), Xenia Jankovic (Cello) und Silke Avenhaus. Das Werk stand exemplarisch für die NS-Kulturzerstörung – Mendelssohns Musik wurde verboten, sein Denkmal in Leipzig 1936 zerstört. Die mitreißende Darbietung der MusikerInnen, die mit „Weltklasse-Niveau“ überzeugte, brachte nicht nur langanhalten Applaus mit sich sondern machte Freude auf den zweiten Teil des Konzerts.
Den Abschluss bildete Olivier Messiaëns „Quatuor pour la fin du temps“, entstanden 1941 im Kriegsgefangenenlager Stalag VIII-A. Die Interpretation durch Thorsten Johanns (Klarinette), Germer, Jankovic und Avenhaus ließ Messiaens Vision von Zeitlosigkeit und Transzendenz ergreifend lebendig werden – ein hoffnungsvoller Kontrapunkt zum Grauen des Ortes.
Kunst als widerständige Praxis
Am Ende waren sich alle einig: Es war ein Abend, der durch die Kraft der Musik und die Authentizität des historischen Orts nachhallt – und mahnt, dass Demokratie täglich verteidigt werden muss. Diesem Anspruch wurde das Konzert gerecht. Die Spenden aus den „Solidaritätstickets“ kommen der Gedenkarbeit und dem Festival zugute. (LeWe)