Die Delegation aus St. Fargeau mit ihren Hermeskeiler Gastgebern
Bürgermeister Dominique Charpentier aus St. Fargeau trug sich ins Goldene Buch der Stadt Hermeskeil ein.
Nach langer Zeit, bedingt durch die Corona-Pandemie, konnten endlich wieder über die Pfingstfeiertage Freunde aus der Partnerstadt St. Fargeau in Hermeskeil empfangen werden. Der Freundschaftskreis Hermeskeil – St. Fargeau hatte zum 49. Geburtstag der Städtepartnerschaft ein abwechslungsreiches Besuchsprogramm zusammengestellt, um den Familien und Freunden die Gegebenheiten des Hochwalds näher zu bringen. Der neu gewählte Bürgermeister aus St. Fargeau, Dominique Charpentier, der die Besuchsdelegation anführte, wurde am Freitag im Rathaus von seiner Amtskollegin Lena Weber begrüßt.
„Bienvenue á Hermeskeil, chers amis“ hieß es an Pfingsten beim Besuch der Freunde aus St. Fargeau. Nach etwa sechs Stunden Fahrt in ihren Privat-PKW’s kamen die Gäste aus der französischen Partnerstadt um 16.30 Uhr am vergangenen Freitag auf dem Rathausplatz an und wurden von Stadtbürgermeisterin Lena Weber herzlich begrüßt. Die Delegation wurde von Bürgermeister Dominique Charpentier angeführt. Es war der Antrittsbesuch des neuen Bürgermeisters aus St. Fargeau, der sich in das Goldene Buch der Stadt Hermeskeil eintrug. Er bedankte sich bei seiner Kollegin für die Einladung sowie bei den Gastfamilien für die Beherbergung der Delegation. Nach einer Stärkung an einem im Rathaussaal aufgebauten Buffet bezogen die Gäste ihre Unterkunft in den Häusern der Gastgeberfamilien.
Der nächste Programmpunkt des Partnerschaftstreffens war etwas ungewöhnlich. Die Gäste besuchten mit ihren Hermeskeiler Freunden das Entsorgungs- und Verwertungszentrum (EVZ) in Mertesdorf, das vom Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.) betrieben wird. Die Besuchergruppe wurde von Ellen Reichert von der Kommunikationsabteilung des A.R.T., auf dem Besucherparkplatz empfangen. Die sehr kompetenten und rhetorisch hervorragend vorgetragenen Erläuterungen wurden von Martin Perneder, dem 2. Vorsitzenden des Partnerschaftskreises Hermeskeil-St. Fargeau, ins Französische übersetzt.
Beim Zweckverband A.R.T. sind rund 300 Personen beschäftigt. Sie betreuen 530.000 Einwohner aus der Stadt Trier sowie den Landkreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifel. Reichert erläuterte, dass die Abfälle zur Vorbehandlung, zu denen z.B. die Restabfälle aus Haushalten zählen, durch eine Anlage im EVZ aufbereitet werden. Die nach Trocknung und Aussortierung übrigbleibenden Abfälle werden als Ersatz für fossile Brennstoffe in Industriekraftwerken eingesetzt. Täglich werden in Mertesdorf 460 Tonnen Abfall angeliefert, das sind 30 LKW-Ladungen. Die junge Frau vom A.R.T. stand geduldig für zahlreiche Fragen der Besuchergruppe zur Verfügung und brachte mit ihrem Vortrag sehr viel Licht ins Dunkel der Abfallbeseitigung in Deutschland.
Am Samstagabend waren die französischen Gäste mit ihren Gastfamilien ins Mehrgenerationenhaus zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Nachdem man sich am Buffet mit Speisen und Getränken gestärkt hatte, begrüßte die Vorsitzende des Deutsch-Französischen Freundeskreises, Corinna Schneider, Gäste und Gastfamilien. Sie erwähnte, dass es durch Corona bedingt eine lange Pause des Zusammentreffens gegeben habe, was aber auf keinen Fall zu einem Nachlassen der freundschaftlichen Beziehungen geführt habe. Sie wies darauf hin, dass solche Partnerschaften die Grundlage für Toleranz und Zusammenhalt der Europäer darstellen würden.
Auch Stadtbürgermeisterin Lena Weber und ihr Amtskollege Dominique Charpentier sowie Brigitte Jacquot (Vorsitzende des Partnerschaftsvereins in St. Fargeau) bedankten sich bei dem Deutsch-Französischen Freundeskreis für die hervorragende Ausrichtung des Treffens in Hermeskeil und hoben die Bedeutung von Städtepartnerschaften für die Völkerverständigung hervor.
Am Nachmittag des Pfingstsonntags begleitete Ulrike Kann die französischen Gäste mit ihren Gastgebern auf einer Wanderung (Kleiner Rundweg) durch die Stadt. Ihr kommt zugute, dass sie eine waschechte Hermeskeilerin ist und deshalb einen fast unendlichen Fundus über die Sehenswürdigkeiten der Stadt und ihre historische Bedeutung besitzt. Alle Besuchsstätten hier aufzuführen würde in RuH mehrere Seiten füllen, deshalb sollen nur einige Stätten des 4 km langen Wanderweges erwähnt werden.
Die Führung begann am Rathausbrunnen mit seinen 13 Armen, die den Wasserreichtum von Hermeskeil und Umgebung sowie die 13 Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde symbolisieren sollen. Die Wanderung führte die Gruppe zum Keiler, ein früheres Wahrzeichen der Hochwaldkaserne, der die Bedeutung von Hermeskeil als Garnisonsstadt symbolisiert. Weiter ging es über den Krankenhausgarten zum „Mäschecken“ im ältesten Teil der Stadt, dem ehemaligen Unterdorf. Dieser Platz war früher ein Kommunikationszentrum der Hermeskeiler Bürger. Die Bürger trafen sich zum „mäjen“, was im Plattdeutsch „miteinander quatschen“ bedeutet. Anschließend gelangte die Gruppe zum Mehrgenerationenhaus und konnte ein Kunstwerk im Pfarrhausgarten „Der eine wartet auf den anderen“, geschaffen von Dechant „Otti“ Stertenbrink bewundern. Einige Meter daneben befindet sich die Stalingrad Madonna, die aufgestellt wurde zum 25-jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Peter Mohr, der selbst die Hölle von Stalingrad miterlebt hat. Weiter ging es zur Menora-Tafel dem Standort der früheren Synagoge in der Martinusstraße, die in der Reichskristallnacht verwüstet und 1945 durch Artilleriebeschuss zerstört wurde. Der Weg führte die Gruppe in die Saarstraße zum Stölpepater-Brunnen, der 1970 von dem Bildhauer Matthias Müller zu Ehren des Franziskanerpaters Engelbert als Sinnbild der Nächstenliebe geschaffen wurde. Einige Meter daneben befindet sich eine Sonnenuhr mit einer Sandsteinplatte, auf der eine Inschrift an die Städtepartnerschaft „Hermeskeil – St. Fargeau“ erinnert.
Der Nachmittag am Pfingstsonntag war geprägt durch das Pfingstfest im Stadtpark. Die Vorsitzende des Deutsch-Französischen Freundeskreises, Corinna Schneider, bedankte sich beim KV Ruck Zuck für die Verköstigung mit Schwenkern, Würstchen und leckeren Kaltgetränken. Sehr viele deutsche und französische Mitglieder der Partnerschaftsvereine trugen unübersehbar die attraktiv gestalteten T-Shirts mit den Wappen der beiden Städte. Die Vorsitzende warb in ihrer Ansprache für die Städtepartnerschaft und rief dazu auf sich zu beteiligen. Musikalisch wurde das Fest begleitet durch die Jugendkapelle der Stadtkapelle unter der Leitung von Dirigent Stephan Zimmermann, die mit sehr viel Beifall der Besucher bedacht wurde. Im Anschluss daran wartete Wolfgang Köll aus Piesport mit Vorträgen von bekannten französischen Chansons auf.
Am Montagmorgen trafen sich Gäste und Gastfamilien im Mehrgenerationenhaus zum gemeinsamen Frühstück, ehe die Delegation die Heimreise antrat, mit dem guten Gefühl, dass der Besuch die Partnerschaft zwischen Hermeskeil und St. Fargeau weiterhin verfestigt hat. (Kö)