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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 22/2024
Die Parteien haben das Wort
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Rente – gestern, heute, morgen

So gar kein Thema für junge Leute?

Staatsminister Alexander Schweitzer war am vergangenen Dienstag ins Mehrgenerationenhaus gekommen, um mit weiteren Fachexperten über die Frage der (Neu-) Gestaltung des Rentensystems zu informieren. Im Fokus standen Themen wie Tarifpolitik, Mindestlohnerhöhung und Abbildung der eigenen Erwerbsbiographie. Der Minister und die Fachexperten stellten sich mehreren Fragen aus den Reihen der etwa 30 anwesenden interessierten Zuschauer.

Am vergangenen Dienstag trafen sich knapp 30 interessierte BürgerInnen und KommunalpolitikerInnen zum Erfahrungsaustausch über das bisherige Rentensystem und die Notwendigkeiten von Veränderungen im System. Lena Weber und Gitti Roßmann, von der SPD-AG der VG Hermeskeil, konnten neben dem Staatsminister illustre Gäste begrüßen: Der Kaiserslauterer Uwe Haake als sehr erfahrener und versierter Rentenberater, der Südpfälzer Michael Jung, der als Vorsitzender des Landesverbande der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit in der SPD zusammen mit der AG 60plus umfassende und detailliert ausgearbeitete Anträge an die Bundespartei entwickelt hat und Mirjam Minder, die aus ihrer Erfahrung vor Ort in Hermeskeil und den Folgen schlechter Erwerbsbiografien berichtete. Gitti Roßmann hatte im Vorfeld der Veranstaltung statistische Daten über sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse (Mindestlöhne, Minijobs, Leiharbeit, Teilzeit) und die (heutigen) Durchschnittslöhne in der Region Trier-Saarburg recherchiert und aktuelle Rentenzahlen ermittelt. Insbesondere Frauen in der Region sind – vor allem wegen mangelnder Tarifbindungen der Betriebe und unzureichender Erreichbarkeit von entsprechenden Unternehmen – wesentlich betroffen. Im DGB Rentenreport wird Trier-Saarburg als „Hot Spot“ der geringen Renten und schlecht bezahlten Minijobs besonders hervorgehoben.

Die interessanteste Frage, die sich im Verlauf der Veranstaltung entwickelte, war die der Erreichbarkeit junger Menschen und deren Aufklärung über Tarifpolitik, Mindestlohnerhöhungen und Sorgfalt bei der Abbildung der eigenen Erwerbsbiografien. Die gesetzliche Rentenversicherung wird von allen Experten als die tragende Säule bezeichnet, die dauerhaft stabile Renten garantier. Es ist weder intelligent, noch systemverbessernd, die grundsätzliche Logik der gesetzlichen Rentenversicherung zu diskreditieren. Auch ist es weder intelligent, noch systemverbessernd, der privaten Versicherungswirtschaft die Tore zur Gewinnmaximierung zu eröffnen.

Stattdessen müssen Gestaltungsmaßnahmen zu Ausbau und Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung in Angriff genommen werden, wie etwa die Abschaffung der Beitragsbemessung, die Erweiterung der Rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung, der nachdrückliche Einsatz in der Tarifpolitik oder zusätzlicher tarifvertraglich vereinbarter Betriebsrenten, um nur die wichtigsten zu nennen. Vor allem wäre ein höherer Anteil an Frauenerwerbstätigkeit (sozialversicherungspflichtig) erstrebenswert.

Es liegt auf der Hand, dass diese Ziele nicht von den heutigen Rentenempfängern, sondern vielmehr von jungen Beschäftigten und jungen Kommunalpolitikern forciert angegangen werden müssen. Es wird ein längerer Weg durch die Institutionen werden. Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeit in Trier-Saarburg kündigt an, ihre Arbeit in Zukunft gezielt auf die Erreichbarkeit und Aktivierung junger Erwerbstätiger zu richten.