Original Hunsrücker Platt mit Josef Peil im Kulturkloster (links Autorin Leona Riemann).
Es war zwar ein kleines, dafür aber sehr interessiertes Publikum, das am Freitag der Einladung des Begegnungsvereins ins Kulturkloster gefolgt war, um im Sälchen einer Mundartlesung des Hunsrücker Autors Josef Peil zu lauschen. Mit ihm zusammen war auch die Autorin Leona Riemann gekommen, die bereits im Februar dieses Jahres an gleicher Stelle ihre „Hunsrücker Lebensbilder“ vorgestellt hatte.
Josef Peil, Lehrer und Schulleiter im Ruhestand, schreibt seit fast 50 Jahren Gedichte, Erzählungen und Geschichten vorwiegend in Hunsrücker Platt, von denen er an diesem Nachmittag einige zum Besten gab. Da hörte man zum Beispiel von der „Bank uff der Gerechtigkeit“, wobei in diesem Fall mit „Gerechtigkeit“ die noch bis ins 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für eine Befugnis oder ein Recht gemeint ist. In dieser amüsanten Geschichte aus jener Zeit geht es um den Streit um ein Wegerecht, in dem sich der Adam und der Johann vor dem Amtmann wiederfinden. Dem gelingt es zwar zu schlichten, aber die dafür fällige Gebühr, die sie sich teilen müssen, tut beiden so weh, dass sie am Ende wieder zusammenfinden und beschließen, eine Bank auf der Grenze zu bauen, an der sie zukünftige Streitigkeiten bei einem guten Tropfen gemeinsam - ohne kostenpflichtige Schlichtung - aus der Welt räumen. Denn: „So en Dummhät sollt nitt noch emoh passeere“.
Dann gab es da unter anderem noch die Kindheitserinnerung an „Mumsi“, eine Katze mit Menschenverstand, die leider auf tragische Art und Weise ums Leben kam, und einen Ausschnitt aus „De klä Prinz“ (von Josef Peil auf Hunsrücker Platt übersetzte Version von „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery). Schließlich kurz, aber erkenntnisreich die Geschichte über einen Stromausfall: Im Dunkeln rückt die Familie an einer Kerze zusammen und kuschelt sich unter einer Decke gegen die Kälte, bis der Strom wieder fließt. Beim nächsten Sturm fragt die Kleine: „Wann ist wieder Stromausfall? Das war so schön.“ Peils Erkenntnis: „Manischmoh hilft änem ebbes, was ma iewerhaupt nitt gebrauche kann, dass ma druf kimmt, was ma wirklich brauch.“
„Beten Sie für mich“ - so lautet der Titel der biografischen Erzählung um Papst Franziskus, die Leona Riemann vor drei Jahren veröffentlicht hat. Im Jahr 1985 entsteht in Boppard am östlichen Rand des Hunsrücks eine besondere Beziehung zwischen einer Familie Schmitt und ihrem Mieter. Der Name des Mieters: Jorge Mario Bergoglio. Der argentinische Priester hält sich zu dieser Zeit als Student am dortigen Goethe-Institut auf, um Deutsch zu lernen. Die liebevolle Verbindung überdauert Jahrzehnte, was in einem freundlichen Briefwechsel zum Ausdruck kommt, auch als der ehemalige Mieter schon Weihbischof von Buenos Aires ist und 2013 zum Papst gewählt wird, der sich den Namen Franziskus gibt. 2014 arrangierte der Bopparder Europaabgeordnete Norbert Neuser für die inzwischen 96-jährige Witwe Helma Schmitt ein einzigartiges Wiedersehen mit Papst Franziskus in Straßburg. „Die Überraschung des Papstes, die unverhohlene Freude der beiden berührte ihre Begleiter sichtbar“, las Leona Riemann aus der von ihr aufgezeichneten Geschichte. Ein Brief, den Papst Franziskus nach dieser Begegnung schrieb, endete wie alle vorherigen mit der Bitte, für ihn zu beten.
Für die sehr positive Resonanz aus dem Publikum auf die heiteren Mundartgeschichten und die berührende Papsterzählung fanden Leona Riemann und Josef Peil anerkennende Worte. „Das erleben wir längst nicht bei jeder Lesung“, waren sie sich einig. (WIL-)