Hermeskeil, 28. Nov. Ein Buchbindergeselle, Namens Krafft, der sich, im Laufe dieses Frühjahres vorübergehend bei Herrn Buchbinder Schuh dahier aufhielt, hat in einer Geldlotterie 20,000 Mark gewonnen. Der Glückliche ist aber nicht zu finden; seitens der Polizei wird deshalb nach ihm recherchirt (Bonner Volkszeitung vom 30. November 1883).
Wadern, 22. Jan. Eine interessante Verhandlung fand heute vor dem Amtsgericht statt. Im Herbst vorigen Jahres wurden auf eine Beschwerde gegen das ruhestörende Gekrächz der Gänse, die in Hermeskeil frei umherliefen, die Besitzer dieser Thiere in Strafe genommen. Gegen das Strafmandat, welches auf groben Unfug lautete, wurde Berufung eingelegt und kam der Fall heute an dem hiesigen Amtsgerichte zur Verhandlung. Der Ausgang dieses Gänseprozesses endete mit Freisprechung der Bestraften von Strafe und Kosten (Aachener Anzeiger vom 30. Januar 1885).
Hermeskeil, 22. Febr. [Erderschütterung.] Verflossene Nacht gegen halb 2 Uhr wurde hier sowohl als auch in verschiedenen umliegenden Ortschaften eine Erschütterung der Erde wahrgenommen, welche einem Erdbeben ähnlich war. Die Erschütterung dauerte ungefähr3 Sekunden und machte auf die meisten der Leute, die durch dieselbe erwachten, den Eindruck, als ob in nächster Nähe ein Gebäude eingestürzt sei, was viele veranlaßte aufzustehen und die Gebäulichkeiten zu untersuchen (Dortmunder Zeitung vom 27. Februar 1887).
Hermeskeil, 14. November. Ein schon seit Jahren kränkelnder Mann, der in einem ¾ Stunden von hier entfernten kleinen Orte wohnt, wurde dieser Tage so hastig durch einen Krankheitsanfall niedergeworfen, daß er für tot gehalten und aufgebahrt wurde. In der Nacht vor der Beerdigung hörten die die Leichenwache haltenden Mädchen aus der Sterbekammer heraus ein Stöhnen. Als die Thür geöffnet wurde, fand man den Totgeglaubten lebend und bei klarem Bewußtsein vor. Er vernahm mit nicht geringem Entsetzen, daß er in Gefahr gewesen sei, am nächsten Tage lebendig begraben zu werden. Inzwischen hat sich das Befinden des Wiedererwachten dermaßen verschlechtert, daß seine Auflösung bevorsteht (Hagener Zeitung vom 20. November 1888).
Ruwer, 5. Juni. Von der Zutraulichkeit der Rothkehlchen ist schon manches schöne Beispiel bekannt geworden. Einen Zug von der geringen Menschenscheu, wie er hier augenblicklich zu beobachten ist, dürfte etwas ganz Besonderes sein. Auf einem Waggon des Kieszuges, der täglich mehrere Male zwischen hier und Hermeskeil fährt, hat ein Rothkehlchenpaar seine Wohnung aufgeschlagen. Zur Zeit haben dieselben Junge. Die Alten wissen ganz genau die Haltestellen des Zuges und den Zeitpunkt des Stillstandes. Alsdann kommen dieselben heran, um die jungen Vögelchen zu füttern. Durch das Hinzutreten von Menschen lassen sich die Tierchen in ihren elterlichen Pflichten durchaus nicht stören. Es ist strenge anbefohlen, die Rothkehlchen und ihre Brut sorgfältig zu schonen (Bonner Zeitung vom 9. Juni 1889).