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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 27/2025
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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180 Jahre deutsch-brasilianische Geschichte

Renata Pertot (links) überreichte Dittmar Lauer (zweiter von rechts) Präsente mit den besten Grüßen für sein außerordentliches Engagement für die deutsch-brasilianischen Beziehungen.

Gedenkfeier und Ausstellung in Hermeskeil erinnern

an Auswanderung nach Petrópolis

Vor genau 180 Jahren verließen zahlreiche Familien aus dem heutigen Rheinland-Pfalz ihre Heimat, um in Brasilien ein neues Leben zu beginnen. Unter ihnen waren viele aus den Hochwalddörfern der heutigen Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang. Anlässlich dieses historischen Datums fand am vergangenen Sonntag ein bewegender ökumenischer Gottesdienst in Hermeskeil statt, begleitet vom Klosterensemble und einer Ausstellung zur Auswanderung nach Petrópolis.

Mit Renata Pertot de Oliveira reiste eine offizielle Vertreterin der brasilianischen Stadt Petrópolis an, um Grußworte von Bürgermeister Hingo Hammes und Tourismus-Dezernent Pablo Kling zu überbringen – beide Nachfahren deutscher Einwanderer. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Über Ozeane verbunden“ und erinnerte an die Strapazen und Hoffnungen der Auswanderer von 1845.

In seiner Predigt bezog sich Pfarrer Christian Heinz auf den Hebräerbrief: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht – durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ Dieses Zitat nahm auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Hoffnung“ auf, in der er die universelle Geschichte der Migration betont. „Jeder Mensch hat irgendwie Migrationshintergrund“, so die Botschaft. Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde ein bronzenes Abbild der Skulptur „Angels Unawares“ gezeigt, die Papst Franziskus 2019 als Symbol der Gastfreundschaft enthüllt hatte. Sie erinnert daran, dass Migration seit jeher Teil der menschlichen Geschichte ist – und dass hinter jeder Reise Hoffnung, Mut und die Sehnsucht nach einer besseren Zukunft stehen.

Petrópolis: Eine Stadt mit deutschem Erbe

Die ersten Siedler aus dem Hunsrück und Hochwald erreichten am 29. Juni 1845 Petrópolis und prägten die spätere „Kaiserstadt“ entscheidend mit. Namen wie Düpre, Kling, Noel oder Dengler sind bis heute im Stadtbild präsent – verewigt auf einem Obelisken und lebendig gehalten durch den Club 29. Juni, der seit 66 Jahren deutsche Traditionen pflegt. Dessen Vorsitzender, Marcio Haubrich, betonte per Videobotschaft die emotionale Verbindung zu den zurückgelassenen Wurzeln.

Bürgermeister Hingo Hammes, selbst Nachfahre der Familien Kneipp und Hammes, würdigte den Mut der Kolonisten: „Ihr Erbe lebt in unserer Architektur, Küche und unserem Gemeinschaftsgeist weiter.“ Pablo Kling, Tourismus-Dezernent und Nachkomme der Familie Kling aus Deuselbach, regte eine vertiefte touristische Zusammenarbeit an.

Geschichte für die Zukunft bewahren

Dittmar Lauer, Vorsitzender des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, unterstrich die Bedeutung der Aufarbeitung dieser Migrationsgeschichte. Gemeinsam mit dem Club 29. Juni soll die deutsch-brasilianische Vergangenheit weiter dokumentiert werden. Eine mögliche Partnerschaft zwischen Petrópolis und Trier wurde ebenfalls ins Gespräch gebracht.

Weitere Infos

Die Ausstellung kann die nächsten vier Wochen im Kloster zu den üblichen Öffnungszeiten (14-17 Uhr) im Sälchen besichtigt werden. Wer mehr zum Thema erfahren möchte, kann zum Preis von 35 Euro das Buch „Brasilien ist ein weiteres Land... Familien aus dem Hochwald finden in Brasilien ene neue Heimat“ von Dittmar Lauer erwerben. (LeWe)