Zu diversen Leserbriefen über die Bereitschaftsdienstzentrale im Krankenhaus Hermeskeil
Ja - es ist bedauerlich, dass die Bereitschaftsdienstzentrale im Krankenhaus Hermeskeil, die an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 10-16 Uhr die hausärztliche Versorgung „zusätzlich“ zu der „primär verantwortlichen“ Bereitschaftsdienstzentrale in Birkenfeld sichergestellt hat, zum 1. Januar 2023 Ihren Dienst eingestellt hat.
Die Struktur der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Rheinland-Pfalz sieht zur Abdeckung der hausärztlichen Bevölkerung die sogenannten Bereitschaftsdienstzentralen vor, die nachts, wochenends und zu bestimmten Zeiten - in denen Hausarztpraxen geschlossen haben - die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Es scheint also Tage und Nächte im Jahr zu geben, die hausärztlicherseits nicht 24/7 versorgt werden können. Dieser Umstand ist nichts Neues.
Die „BDZ Hermeskeil“ war aus meiner Sicht von Beginn an zum Scheitern verurteilt, es wurde als eine Art „Beruhigung der Bevölkerung“ initiiert, als die KV RLP wieder einmal einen dezentralen Schritt gegangen ist und die BDZ Birkenfeld als zuständig für weite Teile unserer Verbandsgemeinde erklärt hat. Dies sehe ich als ein grundsätzliches Problem der Zentralisierung, in weiten Teilen in unserem Bundesland ist dies sogar noch „dramatischer“ für die Bevölkerung.
Im Übrigen steht in Birkenfeld auch für immobile Patienten ein Fahrdienst zur Verfügung, der bei entsprechender Indikation Hausbesuche durchführt.
Darüber hinaus wurde die BDZ Hermeskeil aus meiner Sicht nie ehrenamtlich geführt sondern ein Arzt bekommt hier um die 50€/Stunde wie in anderen BDZs des Landes auch.
Zum Verständnis der BDZs möchte ich auch auf folgenden Sachstand hinweisen: als niedergelassener Allgemeinmediziner in Hermeskeil bezahlt man nicht nur monatlich eine Bereitschaftsdienst-Umlage zur Unterhaltung dieser, sondern wird auch verpflichtet, in Birkenfeld Dienste abzuleisten. Problem hier: übernommene Dienste in der BDZ Hermeskeil wurden hier nie angerechnet, weil die KV „unsere Lösung“ nie als vollwertige BDZ gewertet hat.
Ich darf zusätzlich daran erinnern, dass der Beruf des selbständigen Hausarztes immer mehr an Attraktivität verliert, was in weiten Teilen unseres Landes leider schon sehr spürbar ist - Thema Landarztmangel. Auch wir haben Familie, Kinder und Freunde, die das ganze Jahr über aufgrund unseres anspruchsvollen und zeitintensiven Berufes zu kurz kommen.
Zumindest kann ich hier für mich - ich denke aber auch für Viele andere - sprechen.
Umso unfairer finde ich die Aussage im Leserbrief des letzten RuHs:„eine Stadt wurde von unseren Ärzten im Stich gelassen“.
Ebenso schlichtweg falsch ist aus meiner Sicht die Aussage, dass es vom 23.12.22 - 2.1.23 keine medizinische Versorgung der Bevölkerung in Hermeskeil durch die niedergelassenen Kollegen stattgefunden hat.
Die KV hatte zur Entlastung der BDZs dazu aufgerufen, Notfallsprechstunden zwischen den Tagen zu initiieren und mindestens Kollege Dr. Egon Müller hat dies zwischen den Tagen auch angeboten! Ihm gegenüber erscheint die oben genannte zitierte Aussage als noch unfairer. Im Übrigen: Absprachen gibt es unter den Niedergelassenen was die großen Jahresurlaube betrifft sehr wohl - hier stehen die BDZs ja nicht als „Vertreter“ im Hintergrund.
Zusammenfassend verstehe ich die Bedenken und Sorge um unsere Bevölkerung, verstehe und akzeptiere allerdings im Geringsten den Vorwurf an uns Ärzte. Den Vorschlag einer Bürgerinitiative will ich gerne unterstützen.
Politischerseits möchte ich, auch als einer der 14 Ortsbürgermeister der VG, betonen, dass auch ich erst kurz vor Weihnachten von der Schließung „unserer BDZ“ erfuhr - allerdings auch hier nicht auf „offiziellem“ Wege. Ich glaube wir „14“ sind uns im Grundsatz über ein Engagement FÜR unsere BDZ einig, wir sind auch hier in Gesprächen seit der Weihnachtszeit. Ich befürchte allerdings dass es sehr schwierig sein wird, die zum 1.1.23 bereits praktizierte Schließung der BDZ Hermeskeil zu revidieren.
Als Schlussbemerkung will ich aber ebenso noch anfügen, dass bereits im Vorhinein belegbar etliche Gespräche mit KV und Ministerium vor allem auf Initiative von Stadtbürgermeisterin Weber, aber auch aus kreis- und landespolitischer Ebene heraus stattgefunden haben - leider bisher frustran.
Peter Koltes
Hausarztpraxis Koltes
Ortsbürgermeister Neuhütten