Einige Demonstrierende kamen mit selbstgestalteten Plakaten. Viele der Anwesenden gaben zu, vorher noch nie auf einer Demo gewesen zu sein.
Am vergangenen Freitag versammelten sich etwa 180 Menschen in Beuren, um für Menschlichkeit, Toleranz und eine wehrhafte Demokratie einzutreten. Die Demonstration, organisiert vom Bündnis „Bunter Hochwald“, fand vor dem Hintergrund einer Wahlveranstaltung der AfD im Bürgerhaus statt, zu der mehrere Kandidaten für die Bundestagswahl am 23. Februar angekündigt waren.
Das Bündnis, das seit seiner Gründung im Jahr 2018 partei- und institutionsübergreifend tätig ist, konnte Mitglieder der SPD, Grünen, Linken, CDU sowie Bürger und Vertreter von Kitas und der Pfarrei St. Franziskus Im Hochwald mobilisieren. Der Beurener Daniel Hoff freute sich über die positive Resonanz und begrüßte die Anwesenden. Unter dem Motto „Beuren bleibt bunt!“ zeigten sie eindrucksvoll, dass sie für ein offenes und diverses Miteinander stehen. Musikalisch umrahmt wurde die Demonstration von Stefan Backes, Matthias Webel und Vera Eckert.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die bewegende Rede von Fereschteh Bazyar, die als politisch Verfolgte 1987 mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland floh. In ihrer Ansprache schilderte sie eindrücklich die Herausforderungen, die sie und ihre Familie bei ihrer Ankunft in Deutschland bewältigen mussten. „In meiner Heimat gab es keine Meinungsfreiheit und keine Demokratie. Als politisch Verfolgte waren wir gezwungen, unser Land zu verlassen“, so Bazyar.
Sie betonte die Wichtigkeit von Meinungsfreiheit und politischem Engagement: „In Deutschland habe ich gesehen, wie Menschen frei ihre Meinung äußern können. Das habe ich mir immer für mein Land gewünscht.“ Ihre Worte waren ein eindringlicher Appell an die Anwesenden, das demokratische Erbe wertzuschätzen und sich aktiv für dessen Erhalt einzusetzen.
Besonders eindrücklich war ihr Hinweis auf die universelle Bedeutung von Demokratie: „Demokratie, friedliches Zusammenleben und Meinungsfreiheit sind Werte, die für alle Menschen wichtig sind. Wenn Minderheiten verfolgt werden, schadet es auch der Mehrheit.“ Diese Einsicht, gepaart mit ihrer eigenen Lebensgeschichte, ließ viele Teilnehmer nachdenklich zurück. „Ich bin mit diesem Land verbunden. Ich bin hier. Ich gehöre hierher. Ich bin deutsch. Und ich bin auch iranisch“, schloss sie ihren leidenschaftlichen Appell und verdeutlichte damit, dass Identität vielschichtig und bereichernd sein kann.
Die Demonstration wurde durch zahlreiche Redebeiträge bereichert, die in ihren Ansprachen die zentrale Idee eines respektvollen Miteinanders und die Wichtigkeit des Protestes gegen populistische Strömungen hervorhoben. Pfarrer Christian Heinz stellte klar, dass „die Angst die größte Gefahr“ sei und ermutigte die Anwesenden, den Herausforderungen mit Mut und Hoffnung entgegenzutreten. „Gemeinsam können wir etwas bewirken“, rief er den Teilnehmern zu und forderte dazu auf, den Ängsten, die viele von ihnen verspüren, nicht nachzugeben.
Georg Mertes vom Förderverein Gedenkstätte Hinzert warnte vor der politischen Entwicklung und verdeutlichte, dass man keinen Raum für extremistische Ideen lassen solle. „Wir weichen nicht und geben keinen Raum“, so sein eindringlicher Appell.
Ruth Mareien de Bueno lenkte das Augenmerk auf die Gefährdung der Arbeitnehmerrechte durch populistische Tendenzen: „Sägt nicht an eurem eigenen Ast!“
Thomas Kupczik von „Buntes Trier“ lobte die hohe Teilnehmerzahl und ermutigte die Anwesenden, die Stimme gegen extreme Ideen zu erheben. „Toll, dass so viele hier sind! Unsere Gesellschaft lebt von Vielfalt“, sagte er.
Obwohl es für einige Anwesende die erste Demonstration war, wie sie berichteten, zeugte die hohe Teilnehmerzahl von einem klaren Zeichen der Solidarität. Die Demonstrierenden ließen sich nicht von den winterlichen Bedingungen – Glatteis und kaltem Wind – abhalten, Farbe zu bekennen und für eine bunte Gesellschaft einzustehen. Ein großer Dank galt den Polizeikräften und VertreterInnen der Kreisordnungsbehörde. Es gab keine Überraschungen oder besondere Vorkommnisse zu verzeichnen.
Die Veranstaltung wurde von einer spürbaren Hoffnung geprägt, dass die Gemeinschaft trotz aller Herausforderungen zusammensteht, um ein Zeichen gegen Intoleranz zu setzen.