Die Schäden an der Sakristei sind unübersehbar
Schäden am Tragwerk auf der Seite zur Martinusstraße
Sie gilt als das Wahrzeichen von Hermeskeil, man nennt sie im Volksmund auch den „Hochwald-Dom“. Die Rede ist von der denkmalgeschützten Pfarrkirche St. Martinus. Erbaut in den Jahren 1868 bis 1871, überragt sie mit ihrem schlanken und 53 m hohen Turm die ganze Stadt. Die Kirche ist von weit her sichtbar, egal, ob man über die Autobahn in Richtung Saarbrücken fährt, oder von Thalfang kommend auf Hermeskeil zufährt, sie ist ein markanter Punkt im Bild der Stadt Hermeskeil. Auch von vielen Nachbardörfern ist sie zu sehen. Wer genaueres über dieses Bauwerk wissen will, dem sei das Buch von Dittmar Lauer „150 Jahre St. Martinus“ aus dem Jahr 2018 empfohlen. Doch das hohe Alter bringt auch mit sich, dass immer wieder Baumängel und Bauschäden sichtbar werden, auch wenn in der Vergangenheit bei Bedarf saniert und repariert wurde.
Aus der Ferne betrachtet, stellt die Kirche ein imposantes Gebäude dar. Aus der Nähe betrachtet, stellt man fest, dass hier dringend Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Der Außenputz ist schadhaft, der Dachstuhl und die Dachbedeckung müssen, so die Fachleute, in Teilen repariert bzw. erneuert werden, der Turm bedarf gar einer Generalsanierung. Die Sakristei, deren Gründung schadhaft bzw. nicht standfest ist, sackt immer mehr ab und droht einzustürzen. Auch haben die trockenen und heißen Sommer der letzten 3 Jahre dem Bauwerk nicht gutgetan, der Innen- und Außenputz haben dabei sehr gelitten. Hinzu kommt, dass die Kirche direkt an der Martinusstraße steht und der Autoverkehr dem Gebäude ebenfalls zusetzt. Vor einigen Wochen hat ein hochkarätiges Team aus Baufachleuten, darunter auch Bistumsarchitekt Mitchell, das Gebäude unter die Lupe genommen und über die Sanierung beraten. Die dabei geschätzten Kosten sind schon eine Hausnummer. Allein für die Sanierung des Turms werden 400.000 Euro veranschlagt, Dach und Außenfassade werden rd. 1,1 Millionen Euro verschlingen, will man auch das Innere Instand setzen, sind noch einmal 500.000 Euro fällig, Stand heute, und dabei handelt es sich nur um Schätzungen. Ob die Bau- und Materialkosten in den nächsten Jahren noch steigen oder wieder fallen, bleibt abzuwarten. Fakt ist, die Sanierung der Kirche kann nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Doch wer soll das bezahlen? Von den geschätzten 2 Millionen Euro Gesamtaufwand wird das Bistum 60 Prozent der Kosten für Dach, Fassade und Turm übernehmen, bei der Innensanierung, geschätzte Kosten rd. 500.000 Euro, übernimmt das Bistum nur 200.000 Euro. für die Pfarrei bleiben rd. 900.000 bis 1 Million Euro Eigenanteil, alles geschätzt, Verteuerungen nicht ausgeschlossen. Woher nehmen und nicht stehlen, so Dekan Christian Heinz. Die Pfarrei geht finanziell auf dem Zahnfleisch, verfügbares Vermögen ist so gut wie nicht mehr vorhanden, noch wird das Wort „Insolvenz“ vermieden, die Inanspruchnahme von Krediten rückt näher.
Mit den jährlichen Einnahmen, z. B. den Schlüsselzuweisungen des Bistums, müssen die laufenden Kosten gedeckt werden, in den vergangenen Jahren haben Unterhaltung und Reparaturen von Kirchen, Pfarrhäusern, Pfarrsälen, Kapellen und nicht zu vergessen das Gebäude des Johanneshauses/MGH sehr viel Geld gekostet. Nach den Worten von Christian Heinz muss die Pfarrkirche auf jeden Fall erhalten bleiben, sie gilt nach seinen Worten als das Wahrzeichen von Hermeskeil, wenn nicht sogar des Hochwaldes, eine Ruine ist für ihn undenkbar. Der geschätzte Eigenanteil wird man beschaffen müssen, dabei sind Kreativität und Einfallsreichtum gefragt. Immobilien und Grundstücke, die nicht mehr gebracht werden, will man veräußern, um Gelder zu beschaffen. Von dem Grundsatz, dass Baugrundstücke nicht veräußert, sondern nur im Wege des Erbbaurechts zu überlassen sind, wird man sich trennen müssen, Pfarrhäuser und andere Flur- und Waldgrundstücke sollen ebenfalls verkauft werden. Eine weitere Geldquelle könnte sich evtl.in Sachen erneuerbare Energien auftun, hier gibt es allerdings noch keine konkreten Fakten. Bei der Beschaffung von Geldern will man auch die Politik, potentielle Spender, Gönner und die Bevölkerung ansprechen, dabei wird der Förderverein St. Martinus eine Rolle spielen. Wenn es um den Erhalt der Kirche St. Martinus geht, sind vermutlich viele Menschen, insbesondere Hermeskeiler Bürger bereit, einen Beitrag zu leisten, so hofft Christian Heinz.
Fakt ist, mittelfristig muss in den nächsten 5 Jahren die dringend notwendige Sanierung in Angriff genommen und durchgeführt werden, sie bedarf keinen weiteren Aufschub. Ansonsten droht der Verfall des Kirchengebäudes, lt. Gutachten hält das Dach noch 3 – 8 Jahre. bb
Bildzeile für Titelbild: Sanierungsfall Pfarrkirche St. Martinus