Während der Pause in Sitzerath erholen sich Hunde und Menschen.
Rainer Peter erläutert mitten im Wald das Abbaugebiet der "Lebacher Eier".
Am vergangenen Freitag, 19.07.2024 haben sich 10 wackere Wandersleute am bis dato heißesten Tag des Jahres um 10 Uhr an der Gusenburger Kirche zusammengefunden, um gemeinsam mit Wander- und Gästeführer Rainer Peter Grenzen zu überwinden. Unter dem Motto Eisen – Erz und Steine endete die RuH-Wanderwoche.
Um Grenzen ging es von Beginn an. Bereits um 10 Uhr stach die Sonne vom strahlend blauen Himmel, den kein Wölkchen trübte. Es würde ein heißer Tag werden. Glücklich, wer mit Kopfbedeckung und ausreichend Wasser versorgt war. So startete die kleine Gruppe von Gusenburg in Richtung Benkelberg und das angrenzende Saarland. Rainer Peter, der bereits seit 12 Jahren als Wander- und Gästeführer in der Verbandsgemeinde aktiv ist, war in seinem Element. Die erste Station machte er bereits bei den Windparks, die diesseits und jenseits der Landesgrenze „wie Spargel“ in den Himmel wachsen. Mit seiner genauen geografischen Kenntnis ordnete er die Windräder mühelos den Gemarkungen beiderseits der Landesgrenzen zu. Bei der Leistung der Anlagen ging es um ingenieurstechnische Grenzüberwindungen, die bei den frühen Anlagen noch geringer waren als heute. Auf dem Weg nach Sitzerath wich Peter immer wieder vom Waldweg ab und zeigte den interessierten Wanderern bemerkenswerte Landschaftsformungen, die sich als menschengemacht herausstellten. So wies er auf ein Abbaugebiet der sogenannten „Lebacher Eier“ hin, die aufgrund ihrer Form und ihres hohen Eisengehalts oberirdisch abgebaut wurden. „Die Holzschubkarren waren mindestens genauso schwer wie das abtransportierte Material“, wusste Peter die Mühen früherer Handarbeit anschaulich zu berichten. In der fast zugewachsenen Kuhle äsen heute tierische Waldbewohner, was den Ort zu einem bevorzugten Jagdgebiet macht. An einer anderen Abbaustelle der Lebacher Eier im Saarland hat man den Ablauf gedämmt, so dass dort ein Weiher entstanden ist. Nach der Mittagspause in Sitzerath, wo Peter auf die Beschaffenheit des Quarzsandsteins eingegangen ist, hat die Gruppe das einem Kraterfeld gleichende Abbaugebiet von Mahlsteinen erforscht, das ebenfalls nur wenige Meter abseits der Wegegrenzen in Oberlöstern sichtbar wurde. Der Wald war auch Ressource für die hiesige Gerberindustrie. Mit Loh-Hecken, einem jungen Eichenbestand, der alle 25 Jahre gerodet wurde, wurde das Gerbmittel „Lohe“ hergestellt, um Tierfelle haltbar zu machen. Diese Hecken zeichnen sich durch einen dichten Bestand ohne große Einzelbäume aus. Der Rückweg führte in einer kontinuierlichen Steigung wieder den Benkelberg hinauf, was bei den Temperaturen auch einer Grenzerfahrung nahekam. Pünktlich um 16 Uhr erreichten die mit neuen Blickwinkeln bereicherten Wanderer nach etwas mehr als 13 Kilometern Wegstrecke den Kirchplatz in Gusenburg, wo sich alle einig waren. Rainer Peter hatte eine Grenzen erweiternde Wanderung mit vielen interessanten Fakten zur wirtschaftlichen und kulturhistorischen Geschichte des Schwarzwälder Hochwalds angeboten. Und die Tourist-Information den gewohnt professionellen organisatorischen Rahmen. (TB)