Von weitem betrachtet stellt die gestrichene Brücke durchaus einen Blickfang dar. Viele Schaulustige haben sich in den vergangenen Tagen ein eigenes Bild von der "besonderen Kunstaktion" gemacht.
Was zunächst wie ein kreativer Spaß aussieht, entpuppt sich als handfester Fall von Vandalismus: In zwei aufeinanderfolgenden Nächten wurde vergangene Woche eine Fußgängerbrücke im Hermeskeiler Stadtpark vollständig blau gestrichen – ohne jede Genehmigung und mit gravierenden Folgen.
Zunächst schien die knallblaue Brücke am Parkweiher für Belustigung zu sorgen. In sozialen Medien gab es sogar Zustimmung für das ungewöhnliche Farbenspiel. Die Aktion, die schnell als „blaues Wunder“ durch die Medien geisterte, sorgte nicht nur für großes Aufsehen, sondern auch für großen Ärger bei der Stadtverwaltung. „Viele finden das auf den ersten Blick witzig oder sogar schön – doch die Realität sieht leider anders aus“, stellt Stadtbürgermeister Christoph König klar. Die verwendete Farbe sei weder für Holz noch für den Außenbereich geeignet, Moos und Unkraut seien einfach überpinselt worden. „Die Farbe blättert bald ab, das sieht in wenigen Wochen schlimm aus – und muss nun teuer entfernt werden.“
Für Bürgermeister König ist die Sache klar: „Das ist kein harmloser Scherz. Das ist Sachbeschädigung, und die Stadt wird ein solches Verhalten nicht dulden.“ Die Polizei Hermeskeil wurde umgehend eingeschaltet, die Ermittlungen verliefen schnell erfolgreich. Ein 27-jähriger Mann ohne festen Wohnsitz hatte sich dem Bürgermeister als Tatverdächtiger gestellt. Er habe die Tat gestanden – und sie offenbar für einen gelungenen Gag gehalten: „War ’ne Nacht-und-Nebel-Aktion, war gut angetrunken und hatte Farbe dabei“, sagte er gegenüber der Redaktion.
Teure Folgen für die Stadt
Die Schäden gehen weit über die reine Optik hinaus. Die Farbe sei auch in den Boden und möglicherweise in den Weiher gesickert. Um Umweltschäden auszuschließen, müsse die Brücke nun fachgerecht gereinigt oder sogar vollständig demontiert werden. „Wir prüfen derzeit zwei Varianten“, erklärt Beigeordneter René Treitz. „Entweder das Geländer wird vor Ort behandelt – oder die gesamte Brücke muss abgebaut, gereinigt, abgeschliffen und wieder aufgebaut werden.“ In jedem Fall ein erheblicher Aufwand – und ein Kostenfaktor, den am Ende alle Bürgerinnen und Bürger mittragen müssen.
Sicherheitsdebatte entflammt erneut
Der Vorfall hat auch eine politische Debatte neu entfacht: Die Forderung nach Kameraüberwachung an sensiblen Stellen im Stadtgebiet wird wieder lauter. Bürgermeister König kündigt an: „Wir werden das Thema massiv angehen.“ Besonders mit Blick auf den bald fertiggestellten Donatusplatz solle gemeinsam mit dem Landesdatenschutzbeauftragten geprüft werden, wo eine Videoüberwachung rechtssicher möglich ist.
Weitere Vorfälle
Doch damit nicht genug: Neben der Brücke wurden laut Stadt auch Parkbänke angemalt, ein Schild herausgerissen und zwei Einkaufswagen auf das Kletternetz einer Spielpyramide gehievt – wie auch immer das gelungen ist. Ob ein Zusammenhang mit der Brücken-Aktion besteht, ist derzeit unklar. (LeWe)