Titel Logo
Rund um Hermeskeil
Ausgabe 32/2023
Titelseite
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Der Gartenschläfer

Tier des Jahres 2023

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist ein nachtaktiver Kleinsäuger aus der Familie der Bilche. Sein Verbreitungsgebiet ist auf Europa beschränkt. Gartenschläfer sind Allesfresser und leben trotz ihres Namens überwiegend im Wald. Für die Art waren in den letzten Jahrzehnten drastische Bestandsrückgänge und Arealverkleinerungen zu verzeichnen, die IUCN führt den Gartenschläfer daher als Art der „Vorwarnliste“ (near threatened).

Gartenschläfer sind mittelgroße Bilche. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 100–170 mm, die Schwanzlänge 80–150 mm. Die Tiere wiegen 45–140 g, vor dem Winterschlaf bis zu 210 g. Die Fellfarbe auf der Oberseite reicht von rotbraun bis grau mit einem rotbraunen Anflug, Flanken und Unterseite sind weiß. Eine auffallende schwarze Kopfzeichnung reicht von den hintersten Schnurrhaaren über die Augenumgebung bis hinter und unter die Ohren. Vor den Ohren befindet sich ein weißer Fleck und häufig zeigt sich auf den Schultern eine dunkle Pigmentierung. Der körperlange, behaarte Schwanz hat eine langhaarige Endquaste und ist auf der proximalen Hälfte oberseits graubraun, auf der distalen Hälfte schwarzbraun. Die Schwanzunterseite ist weiß. Die Vorderfüße haben vier Ballen, die Hinterfüße sechs.

Das Richtung Osten in zahlreiche voneinander geografisch isolierte Vorkommen zergliederte Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers ist auf Europa beschränkt. Es reicht in West-Ost-Richtung von Südportugal und der Bretagne bis zum südlichen Ural in Russland. In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal vom mittleren Finnland bis Südspanien und Sizilien, weiter östlich noch bis in den Süden Rumäniens. Das größte zusammenhängende Teilareal befindet sich in Südwesteuropa, die nordöstliche Grenze dieses Teilareals verläuft hier durch den Norden Belgiens und dann durch Deutschland etwa entlang der Linie Düsseldorf, Helmstedt, dem Harz und entlang der östlichen Mittelgebirge bis in das Lausitzer Bergland. Obgleich der deutsche Name anderes vermuten lässt, leben Gartenschläfer überwiegend in Laub- und Nadelwäldern, vor allem auf felsigem Grund; daneben werden Obst- und Hausgärten besiedelt. Die Tiere bewohnen gelegentlich Hochsitze und isoliert gelegene Gebäude. Die Verbreitung innerhalb Deutschlands ist aufgrund des Bestandsrückgangs inzwischen lückenhaft; vorwiegend entlang des Rheins ist der Gartenschläfer noch zu finden.

Gartenschläfer sind fast ausschließlich nachtaktiv. Ihre Aktivität ist kurz vor Mitternacht am höchsten, wenn es sehr dunkel ist, aber noch relativ warm. Sie verbringen den Tag in kugelförmigen Nestern, die in Baumhöhlen und gerne in Nistkästen, aber auch frei in Gebüsch gebaut werden. Auch auf Dachböden und in Gartenhäusern kann der Gartenschläfer vorkommen. Die Art ist bei der nächtlichen Aktivität stärker bodenbewohnend als andere Bilche. Gartenschläfer sind Allesfresser, nehmen aber zumindest zeitweise überwiegend tierische Kost zu sich. Die Nahrung besteht aus Insekten, Würmern, Schnecken, kleinen und Eiern sowie aus Früchten, Samen und Knospen. Gartenschläfer fressen auch Weinbergschnecken oder große Wegschnecken, die von anderen Tieren verschmäht werden.

Die Fortpflanzung findet überwiegend von Mai bis Juli statt. Während dieser Zeit signalisiert das Weibchen durch lautes Pfeifen die Paarungsbereitschaft. In Mitteleuropa gibt es meist nur einen Wurf im Jahr. Die Tragzeit beträgt 21–23 Tage. Die Würfe umfassen 1–9, meist 4–6 Junge. Die Augen öffnen sich im Alter von etwa 18 Tagen. Mit etwa 40 Tagen sind die Jungen selbständig. Die Geschlechtsreife wird im auf die Geburt folgenden Jahr erreicht. Gartenschläfer machen einen ausgedehnten Winterschlaf, den sie in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauern, Gebäuden und Höhlen halten. Der Winterschlaf dauert, mit wenigen Unterbrechungen, in Mittel- und Nordeuropa von Oktober bis April.

In den letzten Jahrzehnten waren für die Art in Zentral-, Süd- und Osteuropa erhebliche Bestandsrückgänge, Arealverkleinerungen und auch regionales Aussterben zu verzeichnen. In Deutschland wird der Bestandsrückgang im Rahmen eines Projekts von 2018 bis 2024 vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, Forschern der Universität Gießen sowie von der Senckenberggesellschaft untersucht. (BäR)

Quelle: Internet wikipedia