Das wohl bekannteste Gemälde, das die Himmelfahrt Mariens darstellt, stammt von dem venezianischen Maler Tizian (entstanden um 1518).
Bei unseren saarländischen Nachbarn steht heute der gesetzliche Feiertag „Mariä Himmelfahrt“ auf dem Kalender. Ein Teil der gläubigen Katholiken wird diesen Tag sicherlich für einen Kirchgang nutzen. Ein vermutlich größerer Teil aber macht sich auf dem Weg, um im benachbarten Rheinland-Pfalz Einkäufe zu tätigen oder touristische Ziele zu erkunden. In Hermeskeil und anderen grenznahen Orten wird man heute wieder überproportional viele Autos mit saarländischen Kennzeichen sehen.
Mariä Himmelfahrt - offiziell eigentlich „Mariä Aufnahme in den Himmel“ - ist in der römisch-katholischen Kirche das Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, das mindestens seit dem 5. Jahrhundert begangen wird. Es wird zwar auch von anderen christlichen Konfessionen gefeiert und ist in zahlreichen Staaten auch ein gesetzlicher Feiertag. Doch nur in der römisch-katholischen Kirche ist die „leibliche Aufnahme“ der Gottesmutter in den Himmel - 1950 durch Papst Pius XII. - zum Dogma erhoben worden. In anderen Konfessionen lauten die Bezeichnungen deshalb z.B. „Vollendung Mariens“ oder „Heimgang Mariens“.
Theologischer Hintergrund
Das Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ wurde im 5. Jahrhundert von Bischof Kyrill von Alexandrien eingeführt. Er legte es im Zuge der Christianisierung auf den 15. August, das wichtige römische Fest feriae Augusti, Feiertage des Augustus: Mitte des Monats August feierte der römische Kaiser Augustus seine Siege über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium und Alexandria mit einem dreitägigen Triumph. Die Jahrestage und später nur der 15. August waren von da an im ganzen römischen Reich Feiertage.
Das Neue Testament berichtet nichts von einer leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Einige Schriftstellen werden als Hinweise darauf gedeutet. Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist aber schon seit dem 6. Jahrhundert bezeugt.
Apokryphe Evangelien - das sind solche, die nicht in das Neue Testament aufgenommen wurden - enthalten dagegen ausführliche Darstellungen der Entschlafung Mariens: Die Apostel seien von ihren Missionsorten durch die Luft an das Sterbebett Marias entrückt worden; verschiedene Traditionen nennen Jerusalem oder Ephesus. Sie hätten Maria nach deren Tod bestattet – auch der Leichenzug mit Straf- und Heilungswundern an jüdischen Zuschauern wird beschrieben – und das Grab mit einem großen Stein verschlossen; aber sofort sei Christus mit den Engeln erschienen, der Stein sei weggewälzt worden und Christus habe Maria herausgerufen. Diese Niederschrift, die wahrscheinlich auf die verlorengegangene Schrift Transitus Mariae („Hinübergang Mariens“, geschrieben um 400) zurückzuführen ist, wurde besonders für die liturgischen Texte der byzantinischen Kirchen wichtig.
Brauchtum an Mariä Himmelfahrt
Der Tag hat in der römisch-katholischen Kirche den liturgischen Rang eines Hochfestes. In alten Kalendern findet sich das Fest als (transkribiert) „Unserer Frauen Tag der Scheidung“ oder „unserer lieben Frauen Tag der Scheidung“. In Bayern wird es als „großer Frauentag“ bezeichnet (im Unterschied zum „kleinen Frauentag“ am 8. September, dem Fest Mariä Geburt).
An diesem Fest werden in der römisch-katholischen Kirche verbreitet Kräuter gesegnet („Weihe von Kräuterbuschen“, „wurtzwihe“), regional auch Würzbüschel, Weihbüschel, Marienwisch, Würzwisch, Würzbürde oder Sangen genannt. Bereits in Urkunden des 14. Jahrhunderts heißt es etwa „Unserer Lieben Frauen Wurzelweihe“. An Mariä Himmelfahrt beginnt zudem der zum Einsammeln von Heilpflanzen als besonders geeignet angesehene Frauendreißiger[1].
Vor allem im süddeutschen Raum und in Tirol finden abends feierliche Pontifikalämter mit anschließenden Prozessionen statt. Zu den bedeutendsten zählt die Fatima-Schiffsprozession in Lindau am Bodensee mit sieben Schiffen und rund 4.000 Besuchern. Das mit Abstand größte Pontifikalamt mit Lichterprozession wird im bayerisch-schwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild gefeiert. Im Sommer 2009 kamen allein 18.000 Gläubige.
Seit dem Jahr 1640 finden zu den Gnadenbildern in St. Marien und St. Laurentius in Warendorf im Münsterland Wallfahrten statt. Das Fest wird am Wochenende nach dem Fest mit einer großen Stadtprozession begangen. Im ostwestfälischen Ort Ostenland bei Delbrück wird seit 2010 am jeweils darauffolgenden Sonntag das Fest Mariä Himmelfahrt mit einer großen Lichterprozession begangen.
Der 15. August wird auch von manchen evangelischen Kirchen mit Maria verbunden. Da der Gedanke einer leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel mit der evangelischen Theologie nicht vereinbar ist, gilt der Tag schlicht als Todestag und damit Gedenktag der Maria, der z.B. offiziell in den Heiligenkalendern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika und der Lutherischen Kirche Missouri-Synode sowie der Anglikanischen Kirchen geführt wird. Vor der Einführung des Evangelischen Namenkalenders fand sich dieses Datum unter Namen wie „Mariä Verscheiden“ auch in regionalen evangelischen Kalendern des deutschsprachigen Raumes.
Gesetzlicher Feiertag
Auf der Mainzer Synode von 813 wurde unter Leitung von Erzbischof Richulf das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel dem Römischen Generalkalender hinzugefügt. Im Mittelalter war der Tag vielfach, beispielsweise durch Gottes- oder Landfrieden, als „Gebundener Tag“ besonders geschützt.
Heute ist Mariä Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag in Österreich, der Staatsfeiertag in Liechtenstein, in acht Kantonen der Schweiz sowie in sieben weiteren Kantonen ein zumindest in einigen Gemeinden arbeitsfreier Tag. Ebenfalls ein gesetzlicher Feiertag ist Mariä Himmelfahrt in überwiegend katholischen Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Malta, Polen, Portugal, Slowenien und Spanien und auch in den überwiegend orthodoxen Staaten Griechenland, Georgien, Rumänien und Zypern.
Das Saarland ist das einzige deutsche Bundesland, in dem Mariä Himmelfahrt landesweit ein gesetzlicher Feiertag ist; in Bayern gilt das nur in Gemeinden mit „überwiegend katholischer Bevölkerung“. Dabei ist „überwiegend“ nicht durch die Mehrheit der Bevölkerung definiert, sondern nur durch den Vergleich der Mitgliederzahl der römisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche in der jeweiligen Gemeinde. Daher ist der Tag zum Beispiel in München gesetzlicher Feiertag, obwohl der Bevölkerungsanteil der Katholiken dort nur gut ein Viertel beträgt (Stand 2022). (Quelle: wikipedia)
[1] Mit "Frauendreißiger" bezeichnet die katholische Frömmigkeit die dreißigtägige Marienverehrung zwischen dem 15. August (Maria Himmelfahrt) und dem Fest Kreuzerhöhung am 14. September. Nach dem Volksglauben in ländlichen Regionen gilt diese Zeitspanne als günstigste Zeit für das Sammeln von Kräutern, denen dann ihre größte Heilkraft zugeschrieben wird. (stadt.muenchen.de)