Eine Hiobsbotschaft erreichte vergangene Woche die Hermeskeiler Bürgerschaft: Der REWE-Markt im Stadtzentrum wird am 31. Januar 2026 seine Türen schließen. Die Nachricht kam wie aus dem Nichts und trifft Hermeskeil mitten ins Herz.
Die REWE-Group nennt „wirtschaftliche Gründe“ für den Schritt. „Trotz des großen Engagements unserer Mitarbeitenden war eine dauerhaft tragfähige Perspektive nicht mehr gegeben“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien betroffen. Man bemühe sich, ihnen im Unternehmen neue Perspektiven zu bieten. Als unwahrscheinlich gilt, dass einer der selbstständigen REWE-Unternehmer aus der Region den Betrieb fortführt. Doch nicht nur die Entscheidung, auch die interne Kommunikation sorgt für Unmut: Einige Beschäftigte erfuhren urlaubsbedingt erst über soziale Medien von der Schließung.
Kunden fassungslos
Vor Ort trifft die Nachricht viele Kundinnen und Kunden schwer. Besorgt blickt man auf ältere Mitbürger und Familien ohne Auto, für die der zentral gelegene Rewe oft die einzige fußläufige Einkaufsmöglichkeit war. „Nicht zu groß, gut sortiert, mit Metzgerei und mitten in der Stadt – genau das hat ihn so wertvoll gemacht“, sagt eine Kundin. Seit Jahren ist der REWE für Jung und Alt eine feste Anlaufstelle: Schülerinnen und Schüler kaufen hier vor der Schule ein, ältere Menschen aus der Seniorenresidenz erledigen ihre Besorgungen zu Fuß, und wer „mal eben“ etwas braucht, findet es hier – ohne ins Auto steigen zu müssen.
Herausforderung der Rentabilität
Zwar hat der Markt eine hohe Kundenfrequenz, doch viele Käufe sind klein – oft fehlen die großen Wocheneinkäufe, wie sie bei Discountern oder Kaufland üblich sind. Das macht den wirtschaftlichen Betrieb schwierig. In der Vergangenheit gab es Ansätze, die Situation zu verbessern: Geplant waren Umbauten, um die geteilte Ladenfläche auf zwei Ebenen zu öffnen, etwa mit einem Aufzug. Doch eine Einigung mit den Eigentümern kam nicht zustande, und die Pläne verliefen im Sande. Sollte sich ein neuer Betreiber finden, wird man wohl auch am Konzept arbeiten müssen, um eine langfristig tragfähige Lösung zu schaffen.
Herber Schlag für die Innenstadt
Stadtbürgermeister Christoph König spricht von einem schweren Verlust für die Innenstadt (siehe Stellungnahme im Innenteil). „Der REWE hat nicht nur die Nahversorgung gesichert, er hat Leben ins Stadtzentrum gebracht.“ Nach dem Wegfall der Notaufnahme im Krankenhaus und der Schließung des Modehauses Astor sei dies der dritte schmerzliche Einschnitt in kurzer Zeit.
Die Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde suche bereits intensiv nach einem Nachfolger, um die Nahversorgung zu sichern. Ob und wann ein neuer Lebensmittelmarkt in die Räumlichkeiten einzieht, ist jedoch unklar. Für viele Hermeskeiler bleibt neben der Sorge um die Versorgung vor allem eines: das Gefühl, dass wieder ein Stück Innenstadt verschwindet. (LeWe)