In „Rund um Hermeskeil“ Nr. 4/1960 finden wir einen Bericht über eine größtenteils kaum erkennbare, aber seit jeher bekannte Sehenswürdigkeit vor den Toren Hermeskeils. Wer der Autor („A. Jung, z.Z. Sohren“) war, ist uns heute nicht mehr bekannt, ebensowenig, woher er seine (Er-)Kenntnisse hatte. Sie waren durchaus interessant zu lesen, aber - wie wir heute wissen - völlig an den Tatsachen vorbei. Hier der Bericht im Original-Wortlaut:
Im Grafenwald zwischen dem Züscher Weg und dem alten Weg nach Damflos, ungefähr an der Stelle, wo das Gelände leicht nach Osten auf den alten Damfloser Weg hin abfällt, liegt ein alter Wall. Das dem Wall vorgelagerte Gelände fällt nach Nordosten leicht ab und ist jenseits des Damfloser Weges fast eben. Der Wall selbst ist ungefähr 300m lang und hat auf dem südlichen Ende die Form eines offenen Viereckes. Bis zu dem Wald begrenzenden Feldweg kann man den Wall gut verfolgen, weil er gut erhalten ist. Der Weg führt über den Wall, wo er nur noch eine Stufe bildet. Auf der anderen Seite des Weges kann man den Wall noch gut 50 Meter weiter verfolgen. Auch an diesem Ende hatte der Wall die Form eines offenen Rechteckes.
Diese Anlage wird den Kelten zugeschrieben, was jedoch nicht stimmen dürfte. Die Anlage ist etwas älter als 300 Jahre und wurde von spanischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg angelegt, die hier gegen die von Südosten aus dem Raum Nördlingen-Nürnberg mit Unterstützung von Hessen anrückenden Schweden gekämpft haben. Die Wallanlage hat nie eine andere Form als die eines offenen Rechteckes gehabt. Sie ist ganz einfach eine Artillerieschanze, von der aus die Spanier mit Feldschlangen und leichteren Geschützen auf die anrückenden Schweden feuerten.
Das geht aus der Richtung der Wallanlage hervor. Der Wall erstreckt sich fast genau von Südwesten nach Nordosten. Die rückwärts offene Seite wird man kaum dem Feind zugewendet haben. Auch wird man kaum gegen den Berg geschossen haben. Man wird im Gegenteil den Vorteil des leicht abfallenden Geländes ausgenutzt haben, da es bekanntlich immer schwer und immer mit hohen Menschenverlusten verbunden ist, mit Infanterie solche Anlagen zu stürmen.
Andererseits aber ist das jenseits des nahen Damfloser Weges gelegene Waldgelände ein ideales Aufmarschgebiet für Infanterie. Der alte Damfloser Weg ist von dem Wall fast 400 Meter entfernt. Das dürfte für Feldschlangenfeuer die wirksamste Entfernung sein. Ziel der Anlage war es, den anrückenden Feind im Vorbeimarsch mit schwerem Feuer zu belegen und zu vernichten.
Hinter dem Wall bis zu einer gewissen Entfernung müssen zu finden sein: Spuren von Feuer, also Asche, Tonscherben von dunkelgrauem bis schwarzem Ton, unglasiert, ähnlich wie die heutigen Blumentöpfe, Scherben von ziemlich großen und ganz kleinen Töpfen. Vielleicht auch sonst noch Spuren, die auf den Aufenthalt von Menschen hinweisen. aber alles nur bis zu einer bestimmten Entfernung hinter dem Wall. Viel wird sowieso nicht zu finden sein, da die Sieger - die Schweden - alles brauchbare mitgenommen haben.
Wie der Kampf ausging, ist bekannt. Die Schweden zerstörten das alte Hermeskeil, das beiderseits der heutigen Langfuhr lag, ermordeten und vertrieben die Bewohner. Zwanzig Jahre lang blieb Hermeskeil unbewohnt. Im Jahre 1656 wurde auf Befehl des Amtmannes von Sötern Hermeskeil wieder aufgebaut, aber an anderer Stelle und so konnte das heutige Hermeskeil vor drei Jahren sein dreihundertjähriges Bestehen feiern. Geht man aber im Frühjahr nach der Schneeschmelze durch die Langfuhr auf die Höhenstraße zu, kann man heute noch sehr deutlich die Spuren von Fundamenten im Boden erkennen.
Heute wissen wir es besser. Dank der Ausgrabungen von Frau Prof. Dr. Sabine Hornung (früher Uni Mainz, jetzt Uni Saarbrücken) haben wir die gesicherte Erkenntnis, dass diese Wallanlage wesentlich älter ist als vor mehr als 60 Jahren noch gemutmaßt. Es handelt sich nicht um eine Schanze spanischer Soldaten aus dem 30-jährigen Krieg, sondern um etwas viel viel Älteres, nämlich die Überreste eines römischen Militärlagers aus der Zeit, als Cäsar „ganz Gallien“ für das römische Reich eroberte, also um das Jahr 50 vor unserer Zeitrechnung. (WIL-)