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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 35/2022
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Energiesparen – aber wie?

Das Hermeskeiler Hallenbad: Großer Verbraucher bei Strom- und Wärmeenergie

Devise: Nicht nur reagieren, sondern auch agieren

Schwerpunkt der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA), zu der Verbandsbürgermeister Hartmut Heck vergangenen Mittwoch eingeladen hatte, waren angesichts explodierender Energiekosten, erste Informationen über kurz- und mittelfristige Energiesparmaßnahmen in der VG Hermeskeil. Das Hallenbad nimmt beim Verbrauch von Wärmeenergie einen Spitzenplatz ein.

Die Sitzung begann mit den Informationen des Verbandsbürgermeisters. Hartmut Heck teilte mit, dass die Freibad-Saison am Montag, dem 12.09.22 beendet sein wird. Am 11.09.22 wird das Freibad nach dem schon wie 2021 durchgeführten Hundeschwimmen geschlossen werden. Bisher besuchten insgesamt etwa 25.000 Badegäste das Hermeskeiler Freibad. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es gerade einmal ca. 10.000 Besucher. Trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle ist man in diesem Jahr personell gut über die Runden gekommen.

Energiesparmaßnahmen in der VG Hermeskeil

Durch die vorhergehende Information über die Bäder in Hermeskeil fand Andreas Schmitt, der Leiter des Fachbereiches Bauen, Umwelt und VG-Werke als vortragender Referent mit dem umfassenden Thema der Energiesparmaßnahmen sehr schnell den roten Faden, denn gerade die Energiekosten für das Hallenbad sind ein bedeutender Faktor bei den Gesamtkosten für Strom und Wärme. Die Stromkosten im Hallenbad betrugen in der Saison 2020/21 insgesamt 38.000 Euro, bei der sich abzeichnenden Kostenerhöhung im Stromsektor würde dies bei den jetzigen Preisen eine Verdoppelung, also ca. 75.000 Euro ausmachen. Schmitt stellte zum Anfang seiner Ausführungen fest, dass in der Verbandsgemeinde die Weichen für Energiesparmaßnahmen schon vor der Energiekrise, als Folge des Ukraine-Krieges, gestellt wurden. So gibt es bei den Verbandsgemeindewerken seit 2013 ein zertifiziertes Energiemanagement. Hierdurch wurden in der Vergangenheit schon eine Vielzahl von Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt, die letztendlich dem Klimaschutz dienen. Er wies darauf hin, dass bei den Verbandsgemeindewerken alle Verbräuche dokumentiert und kontrolliert würden, um hieraus auch Kennzahlen abzuleiten. Am Beispiel von Pumpen machte er dies plausibel, sie dürfen einen gewissen Verbrauch aufweisen, um einen qbm Wasser zu pumpen. Kommt es hier zu eklatanten Abweichungen, müssen nach bestehenden Maßnahmenplänen Veränderungen herbeigeführt werden. Dabei ist natürlich die Amortisation bei Investitionen ein entscheidender Faktor für den Beginn und die Realisierung von Maßnahmen. Ziel ist es auch bei der Verbandsgemeinde schrittweise ein entsprechendes Managementsystem zu installieren, insbesondere da aktuell lukrative Fördermöglichkeiten sowohl für Personal wie auch für Ausstattung bestehen. Aber auch bei der Stadt Hermeskeil und den Ortsgemeinden war man nicht untätig. Als exemplarisches Beispiel nannte Schmitt die Umrüstung der Straßenbeleuchtung, wodurch der Stromverbrauch in diesem Bereich ab dem Jahr 2015 von 980.000 KW/h auf aktuell 580.000 Kilowattstanden abgesenkt werden konnte.

Wärmeenergie

Die Wärmeenergie für Objekte der VG Hermeskeil wird zum Großteil vom „Energiepartner Hermeskeil“ durch Holzhackschnitzel und die Abwärme der Bio-Gas-Anlage geliefert. Dazu kommt ein Anteil von 10 % der Energieleistungen in Form von Erdgas, die besonders bei außerordentlich kalten Wintern zum Tragen kommen. Eines stellte Andreas Schmitt unmissverständlich fest: Einfache Lösungen gibt es nicht. Es muss alles auf den Prüfstand gestellt werden. Vorgaben wird auch die neue Verordnung der Bundesregierung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen machen, diese wird in Kürze vorliegen. Die Devise muss lauten: In Bezug auf Energieeinsparungen darf nicht nur reagiert, sondern es muss vor allem agiert werden.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden um Energie bei den explodierenden Preisen einzusparen? Eine einfache und kurzfristige Maßnahme könnte das Herunterfahren der Temperatur in den Gebäuden der VG sein. Die Schätzungen der Energieeinsparung beim Herunterfahren der Temperatur liegen z.B. bei 5-8 % bei 1°C. Hier muss natürlich an die Mitarbeiter der Verwaltung appelliert werden, Strom- und Wärmeenergie etwa in den Büroräumen einzusparen. Sinnvoll ist in vielen Bereichen auch der Einbau von Präsenzmeldern. Hierdurch schaltet sich die Beleuchtung nach einer bestimmten Zeit selbst ab. Eines stellte Schmitt klar: In den Schulen die Zimmertemperatur von Klassenräumen herunterzufahren, wird vor allem angesichts von möglichen neuen Forderungen zur Durchlüftung der Räumlichkeiten wegen der Corona-Pandemie schlichtweg problematisch sein.

Möglichkeiten Wärmeenergie einzusparen

Beim Hallenbad, das beim Verbrauch an Wärmeenergie in der VG eine Spitzenposition einnimmt, muss man bei kalten Wintern bei den derzeitigen Energiepreisen mit einer Verdreifachung der Kosten rechnen. Die Kosten lagen in der Saison 21/22 bei 112.000 Euro, bei kalten Wintern können dies auch mal 150.000 Euro sein. Für die Saison 22/23 muss man nach jetzigem Stand mit Wärmeenergiekosten von 300.000 Euro rechnen. Hier gäbe es Sparpotential durch Verringerung der Wassertemperatur, durch Reduzierung der Einlasszeiten oder sogar durch die temporäre Schließung des Hallenbades, gerade bei niedrigen Außentemperaturen. Mittelfristige oder langfristige Maßnahmen wären die Erneuerung der Wasserrutsche, die einen langen Weg durch den Außenbereich nimmt und dadurch eine enorme Kältebrücke darstellt. Das Problem der Realisierung einer solchen Maßnahme ist bei geschätzten Kosten für eine Erneuerung der Rutsche von 200.000 Euro relativ schnell erklärt. Das gleiche Problem stellt sich bei der Sanierung der großen Fensterfront dar, wo man durch den Einbau von dreifach verglasten Fenstern enorme Energieeinsparungen vornehmen könnte. Deshalb wird es Ziel sein eine Gesamtkonzept zu entwickeln und alle Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Auch hier wurden schon entsprechende Schritte beraten und in die Wege geleitet.

Stromverbräuche

Die Gesamtkosten für den Stromverbrauch liegen bei der Verbandsgemeinde zusammen mit den Ortgemeinden und der Stadt Hermeskeil bei 194.000 Euro, zusätzlich fallen alleine 140.000 Euro für die Straßenbeleuchtung an. Beim gesamten Stromverbrauch ohne Straßenbeleuchtung steht die Verbandsgemeinde mit 60 % an der Spitze gefolgt von der Stadt Hermeskeil mit 13 % und der größten Ortsgemeinde Reinsfeld mit 8 %. Größter Stromfresser, wie auch schon bei der Wärmeenergie, in der VG ist das Hallenbad mit 177.032 Kilowattstunden, das sind 35 % des Stromverbrauchs der VG. Deshalb wird man sich zunächst auf die größten Verbraucher und Kostenverursacher konzentrieren müssen, auf Maßnahmen die ohne größere Investitionen kurzfristig umsetzbar sind.

Auch die Frage bezüglich Einsparmöglichkeiten bei der Straßenbeleuchtung wurde bei der HFA-Sitzung kontrovers geführt. Die Frage, zu welchem Zeitpunkt Straßenlaternen abgeschaltet werden könnten, richtet sich nicht nur nach dem Energieverbrauch, sondern auch nach den Bedürfnissen der Bevölkerung besonders in Bezug auf das Sicherheitsempfinden. Letztendlich müssen aber auch Fragen der Verkehrssicherungspflicht durch die Kommunen in den Blick genommen werden. (Kö)