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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 36/2023
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Zuvor nicht gekannte Gefahren

Unglücksfälle und tragische Ereignisse auf der Hochwaldbahn

Die neue Eisenbahnlinie durch das Ruwertal von Trier nach Hermeskeil, im August 1889 in Betrieb gegangen, hatte der Bevölkerung im Hochwald viele Vorteile gebracht. Denn damit war eine enorme Steigerung der Transportkapazitäten sowohl für Personen als auch für Güter einhergegangen und die Transportzeiten hatten sich gegenüber den vorher üblichen Postkutschen und Pferdefuhrwerken drastisch verringert. Doch das neue Verkehrsmittel brachte auch zuvor nicht gekannte Gefahren mit sich. Hin und wieder kam es zu tragischen Ereignissen, über die wir - soweit sie im Deutschen Zeitungsarchiv zu finden sind - an dieser Stelle berichten wollen.

Die erste Meldung stammt aus der Kölnischen Zeitung vom 13. November 1894. Am Tag zuvor hatte der Personenzug von Hermeskeil nach Trier bei Reinsfeld der Tochter des Stationsbeamten beide Beine abgefahren. Wie es zu dem Unglück gekommen war, ist der Meldung leider nicht zu entnehmen.

Bei der Weiterführung der Bahnstrecke von Hermeskeil über Bierfeld und Nonnweiler in Richtung Türkismühle waren auch Sprengarbeiten durchzuführen. Hierbei kam es 1895 zu einem tragischen Unfall, wie das Düsseldorfer Volksblatt am 15. Oktober 1895 berichtete. Auf der neuen Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Bierfeld wurde ein Schießmeister, als er aus einem Bretterverschlag Munition entnehmen wollte, durch eine Explosion in die Höhe geschleudert und erlitt solche Verletzungen, dass er nach wenigen Minuten verstarb.

Mit dem Schrecken und leichten Blessuren kamen am 28. November 1898 die Passagiere eines Fuhrwerks an der Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Türkismühle davon. Kurz vor sieben Uhr am Abend wollte der Fuhrknecht die Gleise noch schnell vor einem Personenzug überqueren, was ihm aber nicht gelang. Der Wagen wurde von der Lokomotive erfasst, beiseite geschleudert und zertrümmert. Lediglich ein auch auf dem Wagen sitzendes Mädchen erlitt einige leichte Hautschürfungen (Kölnische Zeitung vom 2. Dezember 1898).

Am 9. Januar 1901 ereignete sich beim Bahnbau ein weiterer Unglücksfall: Beim Sprengen von Felsen wurde ein Arbeiter durch einen zu früh losgehenden Schuss schwer im Gesicht verletzt, wobei er das Augenlicht verlor. Der Schießschachtmeister, der in der Nähe gestanden hatte, wurde durch den Druck der Explosion mehrere Meter weit fortgeschleudert (Rheinischer Merkur vom 10. Januar 1901).

Am 10. September 1902 entgleiste der Mittagspersonenzug von Trier nach Hermeskeil bei Pluwig. Zum Glück wurde nur eine Person leicht verletzt (Kölnische Zeitung vom 11. September 1902). Tödlich endete dagegen ein Unfall im Jahre 1905: Wie das Berliner Tageblatt und andere Zeitungen am 29. Juli 1905 berichteten, überfuhr an der Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Nonnweiler ein Personenzug das Gefährt des Steinbruchbesitzers Welker. Der Wagen wurde zertrümmert und Welker tödlich verletzt. Zwei Jahre später wurde bei Reinsfeld ebenfalls ein Fuhrwerk von einem Zug der Hochwaldbahn überfahren. Der darauf sitzende Bauer erlitt einen Schädelbruch, die beiden Fuhrkühe wurden getötet (Kölnische Zeitung vom 29. Juli 1907).

Der Winter 1910 muss ein schneereicher gewesen sein, denn am 25. Januar blieb - nachdem es tags zuvor einen starken Schneesturm gegeben hatte - der Abendpersonenzug von Trier nach Hermeskeil zwischen Zerf und Schillingen im Schnee stecken, wobei die Lokomotive entgleiste. Sämtliche nachfolgenden Züge erlitten starke Verspätungen (Kölnische Zeitung vom 25. Januar 1910). Von Personenschäden berichtete die Zeitung nichts.

Ein 24-jähriger Bergmann aus Beuren geriet in der Nacht zum 3. Juni 1920 in Türkismühle unter den Schnellzug und wurde getötet. Der Unglückliche wollte kurz vor Abfahrt des Zuges nach Hermeskeil noch rasch das Gleis überschreiten (Aplerbecker Zeitung, Dortmund, vom 4. Juni 1920).

Eines der spektakulärsten Unglücke ereignete sich Anfang 1930 in Reinsfeld. Es kam dabei zu hohem Sachschaden; zum Glück wurden lediglich zwei Personen verletzt.

Am Samstag, den 11. Januar 1930 explodierte gegen 18.30 Uhr vor dem Bahnhof Reinsfeld der Kessel der Lokomotive des Personenzuges Trier-Türkismühle, worauf die Lok und der Postwaggon entgleisten. Der Heizer Klein aus Trier wurde leicht verletzt. Schwerer traf es die Frau des Bahnwärters Klutz, die beim Heraustreten aus dem Bahnwärterhäuschen von Teilen eines Lichtmastes getroffen wurde: Ihr wurden beide Beine gebrochen. Ihr Zustand war jedoch „nicht besorgniserregend“, wie das „Echo der Gegenwart“ am 14. Januar 1930 schreibt.

Durch die Gewalt der Explosion wurden zahlreiche Häusern des in der Nähe gelegenen Dorfes beschädigt, Reisende wurden nicht verletzt. Weiter berichtet die Zeitung: „Der Lokomotivführer hat einen Nervenschock erlitten. Im Augenblick der Explosion hatte der Zug nur mehr eine geringe Geschwindigkeit, weil der Bahnhof Reinsfeld bereits in Sicht war. Diesem Glücksumstand war es zu verdanken, daß nur die Lokomotive und der Packwagen entgleisten, die Personenwagen aber auf den Schienen blieben. Durch die Gewalt der Explosion drehte sich die Lokomotive um 90 v. H. nach rechts und stellte sich quer vor den Zug. Lokomotivführer und Heizer hatten die Geistesgegenwart, abzuspringen. Eine sechs Zentner wiegende Wasserpumpe flog 150 Meter weit und bohrte sich dann tief in die Erde hinein. Ein Eisenstück von 70 Pfund Gewicht flog 600 Meter weit über die Dächer, fiel dann auf ein Schieferdach, durchschlug dieses und den Heuboden und fiel in den Stall neben das Vieh. Ein Eisensplitterregen ging über das Dorf Reinsfeld nieder. An der Unfallstelle sind die Licht- und Telegraphenmasten entwurzelt und zersplittert. Die beiden Schranken wurden wie Streichhölzer geknickt. Die Lokomotive ist unbrauchbar, da die eigentliche Maschine von dem Gestell abgeschleudert wurde. Ueber die Ursache der Explosion herrscht noch keine Klarheit. Wasser war im Kessel, da erst kurz vorher in Hermeskeil Wasser aufgenommen worden war.“

Der Kölner Lokalanzeiger meldet am 25. Februar 1931: Am Montagmittag begab sich der 43 Jahre alte Reichsbahnbauinspektor Matthias Wagner aus Hermeskeil auf einen Revisionsgang, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Heute Morgen gegen 8 Uhr wurde er in der Mitte des Bierfelder Tunnels tot aufgefunden. Allem Anschein nach ist Wagner von einer Lokomotive, deren Herannahen er überhört hatte, von hinten erfasst, beiseitegeschleudert und so schwer verletzt worden, dass der Tod auf der Stelle eingetreten sein muss. Wagner hinterlässt Frau und zwei Kinder.

Einen weiteren tödlichen Unfall meldet das Hellweg-Märkische Volksblatt am 24. August 1931: In der Nähe von Hermeskeil wurde der Stellmacher Schuler aus Hermeskeil von einer Rangierlokomotive erfasst und auf der Stelle getötet.

Fünf Kühe vom Zug überfahren

Von einem schweren Unglücksfall, der sich auf der Strecke Hermeskeil-Thalfang in der Nähe der Station Rascheid ereignete, berichtet „Die Glocke“ (Ahlen) am 13. Oktober 1937: Zwei Milchkühe und drei hochträchtige Rinder hatten sich von der Weide entfernt und sich schließlich ausgerechnet den Bahnkörper als Ruhestätte ausgesucht. Der erste Morgenzug fuhr in voller Fahrt in die Herde hinein, da der Zugführer infolge des dichten Nebels die Tiere nicht bemerkt hatte. Sämtliche fünf Tiere, bei denen es sich um wertvolles Zuchtvieh handelt, wurden getötet. Durch die Wucht des Aufpralls entgleiste ein Wagen des Zuges.

Lokomotive entgleist

Auf der Strecke Türkismühle-Trier zwischen Bierfeld und Hermeskeil entgleiste die Lokomotive des Personenzuges 3234 mit einer Achse. Menschenleben kamen bei dem Unfall nicht zu Schaden, nur der Zugverkehr erlitt eine Unterbrechung von etwa eineinhalb Stunden. Während dieser Zeit wurde er durch Umsteigen aufrechterhalten (Bonner General-Anzeiger vom 17. März 1939).