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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 36/2023
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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St.-Josef-Kapelle im Stadtteil Höfchen feiert Jubiläum

Fortsetzung der Berichterstattung zur Ausgabe 35/2023

Nachdem am 10. Februar 1924 noch die Erlaubnis zur Errichtung eines Kreuzweges erfolgt war, kam man auch noch dem Wunsch des Bistums nach, die Kapelle der Pfarrgemeinde zu überschreiben. Mit Genehmigung des Regierungspräsidenten beschloss die Gemeinde Höfchen, das Grundstück, auf dem die Kapelle errichtet worden war, der Katholischen Kirchengemeinde zu schenken. Die Schenkung wurde am 11. Februar 1925 vor dem Hermeskeiler Notar Dr. Albert Molitor vollzogen.

Fortentwicklung

Im Laufe der Jahre kehrte Normalität ein. Höfchen hatte mit der Eingemeindung nach Hermeskeil im April 1931 seine Selbstständigkeit verloren und der 2. Weltkrieg ging auch nicht spurlos am Ort und der Kapelle vorüber. Am 30. Oktober 1942 war es dann auch für die Glocke in der Kapelle soweit. Sie wurde vom Türmchen geholt und der Kriegswirtschaft als Buntmetall zur Verfügung gestellt. Nach mündlicher Überlieferung erwarb Johann Ostermann aber schon im Jahre 1944 eine Kirchenglocke von der Kirche in Schwarzenbach. Sie wurde im Handkarren nach Höfchen gebracht und läutet seit dieser Zeit in dem kleinen Dachreiter zu Gebet und Gottesdienst. Beim Tieffliegerangriff im Februar 1945 wurde auch die Kapelle in Mitleidenschaft gezogen. Die Fenster hielten dem Druck nicht stand und das Dach wurde beschädigt. Im April 1955 erhielt die Kapelle einen neuen Innen- und Außenanstrich. Außerdem wurden die von Wind und Wetter arg in Mitleidenschaft gezogenen Chorfenster durch neue ersetzt. Schon damals hoffte Höfchen auf die Durchführung weiterer dringender Reparaturen (Kirchenfenster und Altar). Die Arbeiten wurden aber erst einmal aufgeschoben.

Im Jahre 1978 stellten alle Verantwortlichen schließlich fest, dass eine umfangreiche Sanierung unumgänglich war. Außenputz, Dach, Regenrinnen, Elektroheizung, Innenputz und Erneuerung des Farbanstriches innen und außen waren überfällig. Daneben sollte der Altar renoviert und wegen der hohen Heizkosten ein Windfang als Wärmeschleuse an der Eingangstüre angebracht werden. Letzterer sollte wegen der Enge des Kirchenraumes als Außenvorbau ausgeführt werden. Die Gesamtkosten waren, einschließlich Altarrenovierung, anfangs mit 46.000 DM veranschlagt. Bei den Detailplanungen stellte sich jedoch bald heraus, dass diese Summe bei weitem zu gering angesetzt war. Zu den bisherigen Posten kamen noch eine Außendrainage und die Bodenbeläge im Innenraum einschließlich Unterbau dazu. Ende 1979 war man bei 67.500 DM angelangt. Das Bistum stockte schließlich seinen Zuschuss von 15.400 auf 35.000 DM auf und auch die Stadt Hermeskeil verdoppelte ihren Zuschuss auf 20.000 DM.

Die Kosten wurden bei der Bauabrechnung im Juli 1982 zwar nur um etwas mehr als 200 DM überschritten, der Altar war damit aber immer noch nicht restauriert. So einfach war dieses Projekt nämlich nicht umzusetzen. Schließlich hatten der Denkmalschutz, das Staatliche Konservatoramt und die Hauptabteilung Bau und Kunst des Bistums dabei noch gewichtige Worte mitzureden. Deshalb wurde die Maßnahme ausgegliedert. Der Restaurator Günter Mrziglod aus Tholey hatte im März 1979 schon einen Vorschlag unterbreitet und bezifferte die Kosten für die Restauration von Altar und Kanzel auf ca. 28.000 DM. Durch den plötzlichen Tod des Dechant Anton Backes geriet das Projekt kurzzeitig ins Stocken. Sein Nachfolger, Pfarrer Otfried Stertenbrink griff es im Frühjahr 1980 wieder auf. Der damalige Wissenschaftliche Assistent des Amtes für Denkmalpflege im Bischöflichen Generalvikariat in Trier unterstützte das Vorhaben indem er in seiner gutachterlichen Stellungnahme vom 24. April 1980 unter anderem wie folgt schreibt:

„Der trotz seiner geringen Größe reich gegliederte Altar in der Filialkirche Höfchen stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigt üppigen Rokokoschmuck. Vom Altar ist bedauerlicherweise nur noch der pyramidale Aufbau erhalten....... der Wunsch der Kirchengemeinde, den Altar durch Wiederherstellung seiner ursprünglichen Farbigkeit und Durchführung der notwendigen substanzerhaltenden Maßnahmen der Nachwelt zu erhalten, ist angesichts der Qualität des Stückes berechtigt und verdient unterstützt zu werden.“

Nach verschiedenen denkmalpflegerischen Prüfungen und Besprechungen und dem Beschluss des Verwaltungsrates der Kirchengemeinde vom 13. August 1980 wurde der Altar von dem oben schon genannten Restaurator für etwas mehr als 21.000 DM stilgerecht restauriert. Die Kosten wurden fast gänzlich durch Zuschüsse der Stadt Hermeskeil, des Bistums und des Kreises gedeckt. Der Unterbau des Altares (Antependium) bestand damals lediglich aus einem gemauerten Sockel. Sowohl der Diözesankonservator als auch die Kirchengemeinde empfanden diese „Lösung“ als unpassend. So entstand im Nachgang nach den Entwürfen des Hermeskeiler Architekten Egon Gilles ein neues Antependium aus Holz.

Großes Entsetzen herrschte allseits, als am 26. Februar 1996 festgestellt werden musste, dass, seit der letzten Öffnung der Kapelle fünf Tage vorher, die beiden anbetenden Engel vom Altar entwendet worden waren. Die Täter hatten ein Seitenfenster eingeschlagen und waren darüber in die Kapelle eingedrungen. Sie konnten zwar später im Zuge der Ermittlungen gefasst und ein Teil des Diebesgutes sichergestellt werden, die Engel blieben jedoch verschwunden. Der Wert der Figuren und damit der Schaden wurde damals auf 20.000 DM geschätzt.

Im Laufe der Jahrzehnte war auch das alte Kreuz mit Wetterhahn, hergestellt von einer Kunstschlosserei Roth (Ort unbekannt), auf dem Türmchen in die Jahre gekommen. Der Hermeskeiler Heimatverein hatte es sich 2002 zur Aufgabe gemacht, sowohl dieses Kreuz als auch das Kreuz im hinteren Bereich der Kirche mit Unterstützung der Dachdeckerfirma Petto in Eigenleistung zu erneuern. Diese noble Geste zog allerdings gleich eine etwas umfangreichere Baumaßnahme nach sich. Beim Abbau des alten Kreuzes wurde festgestellt, dass der Dachstuhl des Türmchens völlig morsch und einsturzgefährdet war. Bevor das neue Kreuz am 27. Februar 2003 endlich installiert werden konnte, war erst einmal eine umfangreiche Turmsanierung mit einem Kostenaufwand von ca. 8.000 € nötig. Der alte Wetterhahn wurde übrigens über dem Eingang des „Haus Stertenbrink“ befestigt, nachdem er vom Heimatverein restauriert worden war.

Wie es nach 100 Jahren mit der Kapelle weitergeht, ist noch völlig unklar. Das Bistum und die Pfarrei müssen drastische Einsparungen vornehmen und das betrifft auch die Immobilien. Es wurden intern schon einige Ideen diskutiert, eine Entscheidung über das Schicksal der Kapelle wurde jedoch bisher noch nicht getroffen.

Der Geburtstag wird mit einem Festgottesdienst am 10. September 2023 gefeiert. (BäR)

Quelle: Chronik Höfchen von Reinhard Bäumler