Am 3. September, dem europäischen Tag der jüdischen Kultur waren rund 120 Menschen der Einladung des Fördervereins Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert in den Museumsbau auf dem Gelände des ehemaligen SS-Sonderlagers gefolgt, um einer beeindruckenden Konzertmatinee zu lauschen. Rebecca Rust am Violoncello und Friedrich Edelmann am Fagott präsentierten eigens für sie komponierte Stücke jüdischer Komponisten. So schufen sie eine spannungsreiche Verbindung von durch Tod und Verfolgung geprägter jüdischer Vergangenheit zu heutiger Inspiration und Schaffenskraft jüdischen Lebens. Die Stücke von Max Stern (geb. 1947), Ernest Bloch und Laurence Sherr (geb. 1953) spiegeln eben jenes Spannungsfeld von fast unerträglichem Leid und ewigem Schmerz über den Verlust von Familie und Unversehrtheit sowie dem dringenden Wunsch nach Leben, Freude und dem Im jetzt sein. Gleichzeitig ist die Musik als Mahnung an uns heute zu verstehen, die Erinnerungen an das Verbrechen der Shoa lebendig zu halten und gerade in Zeiten ansteigenden Antisemitismus ein klares „Nie wieder!“ zu betonen. Friedrich Edelmann erläuterte jedes Stück und ermöglichte so einen einfachen Zugang zu den Neukompositionen. Beide Instrumente sind im Zusammenspiel wenig bekannt. Es gibt kaum Duette für Fagott und Cello. Es ist das Verdienst des musizierenden Paares Rust und Edelmann, dass nun das Repertoire um Songs of Ascents (2007) von Max Stern, Elegy and Vision (2017), Khayele’s Waltz (2019) oder der Ziegentanz (2021) von Laurence Sherr erweitert wurde. Denn das Duo hatte speziell um diese Kompositionen gebeten. Kennengelernt hatten sich die Amerikanerin Rebecca Rust und der Deutsche Friedrich Edelmann in Belgien zu Proben in einem Welt-Orchester vor mehr als 50 Jahren. Seitdem leben und musizieren sie zusammen. Fagott und Cello bedienen die tiefen Lagen, deren warme Töne eine besondere Herzlichkeit ausstrahlen, erläutern die beiden den Reiz ihres Zusammenspiels. Die traditionellen Melodien und Rhythmen, die häufig abwechselnd in Form eines Dialogs präsentiert wurden, verbreiten einerseits Düsternis und Hoffnungslosigkeit, die aber immer wieder durch das Aufblitzen von tänzerischen Melodien, Anklänge an Walzer, also durch Licht und Lebensfreude unterbrochen wurden. Einen versöhnlichen Abschluss bildete der humorvolle Ziegentanz, der das Publikum zum Mitschwingen brachte. Der langanhaltende Applaus konnte durchaus doppeldeutig verstanden werden: als Lob für die wunderbare Darbietung des ungewöhnlichen Cello-Fagott-Duos und als Unterstützung gegen jede Art von Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus. (TB)