Raubmord in Mühlfeld

15. Nov. Am Sonntag-Vormittag kam während des Hochamts in die Wirtschaft Holz zu Mühlfeld* ein Gast, der sehr heruntergekommen aussah, und forderte ein Glas Bier. Die Tochter des Hauses, die allein anwesend war, gab ihm das Bier mit der Bemerkung, er brauche es nicht zu bezahlen. Als das Bier hingestellt war und das Mädchen sich umwandte, gab der Gast dem Mädchen einen heftigen Schlag auf den Kopf, sodaß es betäubt zusammenbrach, nahm dann sein Messer und brachte ihm einen Schnitt in den Hals bei, an dem es hoffnungslos darniederliegt. Hierauf schloß der Unhold die Hausthüre ab, begab sich in die oberen Räume und revidirte alle Schränke und Schubladen nach Geld. Währenddessen kam der Bruder des Mädchens aus der Kirche, fand die Thüre verschlossen, bemerkte aber von außen, daß seine Schwester im Zimmer in einer Blutlache lag. Die Thüre wurde jetzt gewaltsam geöffnet, und der Raubmörder wollte sich aus dem oberen Stockwerk an einem Bettuch herunterlassen und fliehen. Er wurde aber daran verhindert, weidlich durchgeprügelt und dem inzwischen von Hermeskeil telegraphisch herbeigerufenen Amtsrichter überliefert, der ihn sofort nach dem Amtsgericht überführen ließ. Es stellte sich heraus, daß es ein 26jähriger, arbeitsscheuer Bursche aus Oberthailen war, der, da er die Bewohner sämtlich in der Kirche wähnte, auf Raub ausging.

Dortmunder Zeitung vom 16. November 1900 (Anmerkung: Die Nachricht findet sich in unterschiedlichen Versionen reichsweit in einer großen Anzahl von Zeitungen)

* Mühlfeld ist ein Ortsteil von Primstal. Die Gemeinden Mühlfeld und Mettnich wurden am 1. Oktober 1930 zur Gemeinde Primstal.