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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 38/2025
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Altweibersommer – sonnige Tage im September

von Hans Georg Rosar

Im September kann es oft noch einige sommerlich warme und sonnige Tage geben. Es handelt sich um eine Großwetterlage, die mit großer Regelmäßigkeit eintritt, wie z.B. die Eisheiligen im Mai oder die Schafskälte im Juni. Verursacht wird sie von einem Hoch, das einige Tage das Wetter in Mitteleuropa bestimmen kann. Es ist eine meteorologische Erscheinung, die bereits seit einigen Jahrhunderten in vielen Ländern bekannt ist: „Brigittensommer“ sagte man in Schweden. „Wenzelsommer“ in Böhmen. „Witwensömmerli“ in der Schweiz und „Theresiensommer“ in Frankreich, und hier bei uns heißt diese Schönwetterperiode im Volksmund Altweibersommer. Im Osten der USA gibt es auch den Altweibersommer, hier heißt er „Indian Summer“. Der Ursprung des Namens „Indianersommer“ liegt im Wilden Westen. Die weißen Siedler betrachteten damals ein Geschenk der Indianer als ein nicht ehrlich gemeintes Geschenk. Deshalb wäre der „Indian Summer“ streng genommen als ein nicht echter, also ein falscher Sommer zu interpretieren. Meteorologisch bedeutet diese Fälschung aber nur so viel, dass sich nach dem Beginn des Herbstes eine Wetterlage einstellt, die zum letzten Mal an den Sommer erinnert. Auch die westlichen Teile Russlands und die Balkanländer kommen in den Genuss des Altweibersommers. Aber durch den Klimawandel, den wir ja schon seit einiger Zeit beobachten, kann diese Wetterlage auch noch im Oktober eintreten, dann spricht man vom goldenen Oktober. Zurück zum Altweibersommer.

Die Namensgebung

Ihre Namen bekamen diese warmen sonnigen Tage wegen der Spinnfäden, die in der Luft schweben und die von winzigen Wolfs- und Krabbenspinnen gesponnen werden. Die Insekten lassen sich mit diesen Fäden durch die Luft zu ihren Winterquartieren tragen. Der Volksmund sah früher diese Spinnfäden als etwas Geheimnisvolles an, das man sich nicht so recht erklären konnte und das übernatürlichen Ursprungs war. Die germanische Mythologie erzählt von drei Schicksalsgöttinnen, den Nornen mit Namen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - in der Vorstellung der Menschen allesamt alte Frauen, die den Lebensfaden webten. Die Spinnfäden, die man an den warmen Tagen im September sah, stammten aus der Werkstatt der Nornen, der alten, geheimnisvollen und übernatürlichen Frauen (Weibern) und so wurden sie (die Spinnfäden wie die schönen Tage) Altweibersommer genannt.

Eine andere Deutung verglich die Spinnfäden mit den langen grauen Haaren alternder Frauen, die sich im Herbst des Lebens befinden, deshalb sind diese silbrigen Fäden in der Natur die Boten des Herbstes und darum heißen sie Altweibersommer. Früher glaubten die Menschen auch, dass es sich hierbei um Metallfäden handelt, da diese feinen Gespinste an schönen Herbsttagen von der Sonne beschienen werden und glänzen. Andere meinten sogar, dass dies eine feine Goldmasse wäre und so wurden diese Fäden auch „Goldhaar“ genannt. Dies wurde aber doch als Irrtum erkannt und der Name verschwand wieder. Andere Namen wie „Mariengarn“ oder „Marienhaar“ sind eher seltener. In England heißen sie „Gottesschleppe“. Dabei sind es nur einfach Spinnfäden, mit denen sich die kleinen Spinnen fortbewegen.

Altweibersommer – man freut sich über die warmen Sonnentage, denkt aber auch daran, dass der Sommer nun doch langsam zu Ende geht und der Herbst ins Land zieht. Die Wetterregel dazu: „Wie blüht doch im Septembergold der Sommer noch so warm und hold, gewiss es ist sein letztes Glüh'n im Morgen schon die Nebel zieh'n.