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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 39/2025
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Reinsfelder „Viezgarage“ in neuen Räumen

Die beiden Protagonisten Stephan Wollscheid (links) und Jochen Hüther bei der Begrüßung der Gäste

Festwochenende mit offizieller Eröffnung des Neubaus und zehnjährigem Bestehen

Das Herzensanliegen der Protagonisten Jochen Hüther und Stephan Wollscheid, das vor zehn Jahren mit der Herstellung von Viez in der Wollscheidschen Garage begann, fand am vergangenen Wochenende mit der offiziellen Einweihung des neuen, EU geförderten Gebäudes seinen vorläufigen Höhepunkt. Nach der internen Feier am Freitagabend folgte am Samstag ein Rockkonzert und am Sonntag öffnete sich die Garage für die Öffentlichkeit.

Zu Anfang des Festes hatten Jochen Hüther und Stephan Wollscheid am Freitagabend zu einer internen und gleichzeitig offiziellen Feier alle eingeladen, die zur Verwirklichung des Projektes in irgend einer Form beigetragen haben. Politik, Baufirmen, Lieferanten, Abnehmer, Familie, Freunde und Nachbarn. Ihnen allen galt es, danke zu sagen für ihren Einsatz und die jahrelange tatkräftige Mithilfe. Für die Politik lobte Kreisbeigeordneter Martin Alten vor Ort das Projekt. Er sei beeindruckt und froh über das Engagement, Produkte aus der Region herzustellen und anzubieten, ohne dass ein Lieferkettengesetz greifen muss. Er überbrachte die Grüße des Landrates und gratulierte zum 10 jährigen Bestehen. Bundesbauministerin Verena Huberts, die aufgrund von Terminen in Berlin nicht selbst anwesend sein konnte, übermittelte ihre Glückwünsche in einer Videogrußbotschaft. Bevor es zum gemütlichen Teil mit „Krompernzopp“, „Krompernpannkochen“ und allem an Getränken, was die Viezgarage zu bieten hat, überging, ließen die beiden Protagonisten die zehn Jahre und die Umsetzung des Projekts noch einmal im Schnelldurchlauf Revue passieren.

Fünf Euro für das Keltern von fünf Litern Apfelsaft aus eigenen Äpfeln gaben vor gut zehn Jahren den Ausschlag für das Projekt. Das können wir auch selber, so die „Viez affinen“ Hüther und Wollscheid. Im ersten Jahr habe man, so Jochen Hüther, 200 Liter Viez in der Garage von Stephan Wollscheid produziert, in der Hoffnung damit bis zur nächsten Ernte über die Runden zu kommen. Der Vorrat habe aber nur drei Monate gehalten, denn die Qualität verbreitete sich schnell im Bekanntenkreis. Da die Garage schnell zu klein wurde, sei man an die damalige Wirtschaftsförderin Stefanie Schömer herangetreten, die schnell die Verbindung zu Iris Schleimer von der LAG Erbeskopf herstellte. Die intensiven Bemühungen der beiden, die leider wegen des Betriebsausfluges der VG Verwaltung nicht anwesend sein konnten, mündeten schließlich in die EU-Förderzusage in Höhe von 142.879,39€ für das Projekt 104 -Viezgarage Reinsfeld. Das überzeugte schließlich auch andere Förderer und die Volksbank als Geldgeber. So konnte man am 5. Mai 2023 mit dem Bau am Rande des Reinsfelder Industriegebietes in der idyllischen Umgebung des Angelweihers beginnen. Gekeltert habe man, so Hüther, im neuen Bau schon sobald das Dach drauf war. Schließlich sei man inzwischen je nach Erntemenge bei der Liter zahl deutlich im fünfstelligen Bereich angelangt. Neben der 2 – 3 monatigen Kelterarbeit gelte es aber auch etwa 2.000 Obstbäume mit allen Pflegemaßnahmen auf Streuobstwiesen im Hochwald und im Saargau zu betreuen. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die zur Umsetzung des Projektes gegründet worden war, stemmt das alles mit den beiden Familien, Nachbarn und Freunden. Auch bei der Obsternte sind keine bezahlten Arbeitskräfte im Einsatz. Deshalb galt auch der o.g. Gruppe ein besonderer Dank.

Am Samstagabend sorgte nach dem Motto „Viez and Beats“ die Rockband „Fanatic Five“ für Stimmung. Leider war da schon der erste heftige Regen verantwortlich für Abkühlung und Umplanung. Die Regenschauer setzten sich am Sonntag fort. Gott sei Dank bietet der große Kombisaal im Obergeschoss viel Platz für Gäste. Hier fand am Morgen auch die Sonntagsmesse mit Einsegnung des Gebäudes durch Pastor Kai Quirin statt. Der Saal ist außerhalb der Ernte-/Keltermonate auch für Feierlichkeiten aller Art nutzbar, da hier nur eine Stirnseite mit den zwei großen Obstpressen belegt ist. Alles andere befindet sich im Untergeschoss. Schade trotzdem denn von der wegen des Regens nicht nutzbaren großen Hochterrasse kann man die Idylle der Landschaft um den Angelweiher besonders genießen. Trotz des schlechten Wetters war der Zuspruch sehr groß und viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich bei einem geführten Rundgang durch die Anlage über die Einzelheiten der Herstellung der verschiedenen Produkte (Apfel-/Birnensaft, Viez, Apfelsecco, Glühziez und Apfelessig) informieren zu lassen. So mancher war da baff erstaunt über die Komplexität der verschiedenen Herstellungsverfahren, Auflagen und Bedingungen. (BäR)