Viele Gäste kamen, um den Opfern von Hinzert zu Gedenken, darunter viele aus Luxemburg.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer und der luxemburgische Minister für Inneres, Léon Gloden, auf dem Friedhofder Gedenkstätte
An einem Ort des Schmerzes und der Erinnerung wurde am Samstag, dem 20. September 2025, der Opfer des nationalsozialistischen Terrors gedacht. Bei der internationalen Gedenkfeier auf dem Gelände der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert standen die Mahnung zur Verteidigung der Demokratie und die enge grenzüberschreitende Verbundenheit im Mittelpunkt.
Eingeleitet von den bedrückenden Klängen des Liedes „Ich wandre durch Theresienstadt“, vorgetragen von Basssänger Gerd Elsen und Pianist Mark Schelzke, herrschte eine Atmosphäre des stillen Gedenkens. Dr. Sarah Scholl-Schneider, stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung, begrüßte die zahlreichen internationalen Gäste, insbesondere die Anwesenden Angehörigen der Opfer.
„Frieden und Demokratie sind nicht selbstverständlich“
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) betonte in seinem Grußwort die bleibende Verantwortung. „Die heutige Gedenkfeier in Hinzert steht für Verinnerung, Erinnerung und Mahnung“, so Schweitzer. „Sie erinnert uns an die unschätzbare Bedeutung des Friedens in Europa und daran, dass wir jeden Tag gefordert sind, für unsere Demokratie einzustehen.“ Es mache Mut, dass so viele Menschen ein Zeichen setzten. Schweitzer warnte davor, dass faschistische Ideen wieder Nährboden fänden. „Es kann wieder passieren, wenn wir nicht dafür Sorge tragen, dass aus dieser Minderheit nicht wieder eine Mehrheit wird.“ Er dankte ausdrücklich den Teams der Gedenkstätte und den Helfern aus der Zivilbevölkerung.
„Vereinen, was Grenzen trennte“
Die zentrale Gedenkansprache hielt der luxemburgische Innenminister Léon Gloden. Für Luxemburg habe Hinzert eine tiefe Bedeutung, erinnerte er an die über 80 luxemburgischen Opfer des Lagers. Unter ihnen waren 20 Widerstandskämpfer, die als Reaktion auf einen Generalstreik gegen die Zwangsrekrutierung durch das NS-Regime hingerichtet wurden. „Hinzert war ein Ort des Terrors, heute ist es ein Ort der Erinnerung“, sagte Gloden. Die Gedenkstätte sei ein Symbol für eine europäische Erinnerungskultur. „In einem Europa der offenen Grenzen sind wir keine Grenzregion, sondern eine Großregion. Wir vereinen Staaten, wir verbinden Menschen. Wir stellen das Verbindende über das Trennende.“ Freiheit und Menschlichkeit müssten täglich verteidigt werden. „Wir vergessen nicht, wir schweigen nicht, wir handeln.“
Gedenken als dauerhafte Aufgabe
Zwischen den Reden gab die Musik mit Liedern wie „Mir schaffen op de Strossen“ und „Wir weinten keine Tränen“ den Opfern eine Stimme. Nach ökumenischen Segensgebeten beendete Dr. Sabine Arend, Leiterin der Gedenkstätte, die Feier mit dankenden Worten an alle Mitwirkenden.
Im Anschluss setzte sich das Gedenken auf dem angrenzenden Friedhof fort. Ein Trompetensolo von Edmond Faber vom Luxemburger Häftlingsverband „Amicale des Anciens de Hinzert“ begleitete die Kranzniederlegung am großen Kreuz und am Wercollier-Denkmal, das an die luxemburgischen Opfer erinnert. Eine bewegende Gedenkminute beschloss den offiziellen Teil, bevor bei einem Imbiss Zeit für Begegnung und Gespräche blieb.
Hintergrund: Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert
Von 1939 bis 1945 waren im SS-Sonderlager Hinzert rund 10.000 Menschen aus über 20 Ländern unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert. Mindestens 321 Häftlinge wurden ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Haftbedingungen ums Leben. Die Gedenkstätte wurde 1994 eingerichtet und erhielt 2005 ein Dokumentations- und Begegnungshaus. Sie ist heute eine zentrale Adresse für die Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der Region. (LeWe)