Aktuell geistert wieder einmal die Biotonne durch die politische und mediale Landschaft in unserer Region. Der Zweckverband A.R.T. hat sich bislang erfolgreich gegen deren flächendeckende Einführung gewehrt und unterhält stattdessen ein Bringsystem: Haushalte sammeln ihre Bio-Abfälle in einer Tüte und bringen diese zu Sammelstellen. Doch das scheint nicht überall richtig zu funktionieren. Denn angeblich sind im Restabfall durchschnittlich 40 Prozent organische Bestandteile, wie das Umweltministerium in Mainz kürzlich erklärt hat.
Mit dem am vergangenen Mittwoch vorgelegten Abfallwirtschaftsplan macht Mainz den Entsorgungsunternehmen nun neue Zielvorgaben. „Restmüll sollte wirklich nur noch der Rest sein“, so die Umweltministerin Katrin Eder (Grüne), die die flächendeckende Einführung der Biotonne favorisiert.
Nicht ohne Grund hat man sich in Mertesdorf bisher dagegen ausgesprochen. In einer überwiegend ländlich geprägten Region wie Eifel und Hunsrück kann man nicht die gleichen Maßstäbe anhalten wie in einer Stadt. Deshalb darf man auch nicht allein den „Durchschnitt“ zur Basis seiner Überlegungen machen.
Auf dem Land hat eine große Zahl von Menschen einen eigenen Garten, wo organische Abfälle aller Art kompostiert werden und damit überhaupt nicht in die Abfallbeseitigung gelangen. Das Einzige, was hier in der Biotüte landet, sind in der Regel nur Essensreste. Und selbst deren Umfang kann man in einem gut geführten Haushalt auf ein Minimum reduzieren, nach dem moselfränkischen Imperativ: „Et genn kän Urwessen gemaaht!“. Was also soll der kompostierende Landbewohner, der in zwei Wochen nicht einmal eine Biotüte im Eimerchen (10 Liter) voll bekommt mit einer Biotonne (80-120 Liter) anfangen, die womöglich noch wöchentlich – um Gerüche zu vermeiden, wie die Ministerin meint – für teures Geld geleert wird?
Es ist ja nachvollziehbar, wenn ein Stadtmensch wie die Frau Eder (laut ihrer Vita in Mainz geboren, aufgewachsen und bisher nicht darüber hinausgekommen) aus ihrer urbanen Weltsicht heraus mit der Biotonne liebäugelt. Aber in Rheinland-Pfalz leben nun mal längst nicht alle Menschen in der Stadt. Ob ideologisch geprägte Stadtgrüne irgendwann einmal begreifen werden, dass auf dem Land Menschen leben, die seit Generationen ganz von selbst wissen, was man mit organischen Abfällen anfängt?
So sehr man sich auch bemühen mag: Äpfel und Birnen sind einfach nicht gleich!
Bernd Willems