Die Aufnahme zeigt die junge Kapelle anlässlich des Neugründungsfestes im Sommer 1957.
Das Jahr 1924 gilt wohl als Gründungsjahr, doch bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Gusenburg eine Musikkapelle mit 13 Musikern, geleitet wurde die Truppe vom damaligen Volksschullehrer Johann Petri. Ein Grubenunglück im Jahre 1914, bei dem 2 Musiker ums Leben kamen und der Beginn des 1. Weltkrieges bereitetem dem jungen Verein ein jähes Ende. 1924 dann die Gründung des heutigen Vereins, der damals noch den Namen „Katholischer Jugendverein“ trug.
Einer der ersten Auftritte war anlässlich des 1. Turnerfestes 1924. Die Turnwettkämpfe fanden wegen des starken Regens auf der befestigten Hauptstraße statt. Mit Hilfe des Vorsitzenden und Dirigenten Adam Britz und durch den Fleiß der Musiker brachte es der Verein bald zu beachtlichen Erfolgen. Fortan wurden kirchliche und weltliche Veranstaltungen musikalisch umrahmt.
Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, wurden auch die Vereine von diesem diktatorischen Regime vereinnahmt und gleichgeschaltet. Marschmusik zu Ehren des „Führers“ Adolf Hitler war fortan angesagt. 1939 war dann wieder Schluss mit der Musik, der 2. Weltkrieg war ausgebrochen und zahlreiche Musiker wurden als Soldaten zu den Waffen gerufen, viele überlebten den Krieg nicht.
Nach Ende der Kämpfe 1945 waren Instrumente, Noten und das Vereinsarchiv teilweise zerstört, beschädigt oder verloren gegangen. In den Folgejahren hatten die Menschen andere Probleme und Sorgen als einen Musikverein zu gründen. Es sollte bis 1956 dauern: Am 23. Februar wurde mit dem Wiederaufbau des Musikvereins begonnen. Gerhard Klauck als 1. Vorsitzender und Dirigent Friedrich Mergens aus Hermeskeil (auch Käsfritz genannt) leiteten die Geschicke des jungen Musikvereins, bestehend aus 29 jungen Musikern.
Anfangs bezeichnete man sich noch aus Jugendkapelle, denn 23 der 29 Musiker waren jünger als 20 Jahre. Friedrich Mergens, ein altern Militärmusiker, leitete die Truppe bis 1960. Durch eifriges Proben - sie fanden Sonntagsmorgens statt - war man bald in der Lage, alle Feierlichkeiten im Ort mit Volks- und Blasmusik zu umrahmen. 1957 fand das Neugründungsfest unter der Schirmherrschaft von Amtsbürgermeister Peter Harig statt, an dem 18 Gastvereine teilnahmen.
Ab dem Jahr 1956 war der Musikverein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in der Ortsgemeinde - kein Sommer-, Brunnen- oder Sportfest ohne den Musikverein. Auch die kirchlichen Veranstaltungen wurden musikalisch begleitet. In den folgenden Jahren wurden die Jubiläumsfeste in 10er Schritten gefeiert. 1960 übernahm Karl-Heinz Nellinger, ein Musiker aus den eigenen Reihen, den Dirigentenstab von F. Mergens. 1972 übergab er das Dirigat an Michael Wäschbüsch, 1976 übernahm Günter Dellwo, ebenfalls ein aktiver Musiker des Vereins, die Leitung des Orchesters als Dirigent und 1. Vorsitzender. Zur Nachwuchsbildung hatte man 1975 ein Jugendorchester gegründet, aus dem fortan der Nachwuchs für das große Orchester rekrutiert wurde.
Im Jahr 1990 erfolgt ein weiterer Umbruch im Orchester. Volker Dederich, ein junger Mann aus Malborn, wird Orchesterchef. Mit ihm vollzieht sich der musikalische Wandel weg von der Marsch- und Volksmusik hin zur symphonischen Blasmusik, wobei die Marschmusik auch weiterhin ihren Stellenwert hat. Vom Orchester ist ein ganz neuer Sound zu hören, die Holzblasinstrumente sind plötzlich präsent. Volker Dederich schafft es, die Musikerinnen und Musiker vom neuen Musikstil zu begeistern. Es wird an Wertungsspielen teilgenommen, bei denen beachtliche Erfolge erzielt werden. Inzwischen sind viele junge Frauen an den Instrumenten, überwiegend am Holz, zu finden; die reine Männertruppe ist Geschichte.
Leider muss Volker Dederich im Jahr 2002 aus beruflichen Gründen seine Dirigententätigkeit beenden. Er ist dem Verein aber treu geblieben und ist auch heute noch bei den Jahreskonzerten am Saxophon oder an der Klarinette zu finden. Dietmar Knippel, auch ein Eigengewächs, leitet fortan bis zum heutigen Tag das Orchester. Er hat es geschafft, den hohen Qualitätsstandard von Volker Dederich fortzuführen, das traditionelle Jahreskonzert im Frühjahr zeugt von der hohen musikalischen Qualität der Musikerinnen und Musiker.
Auch die Coronajahre 2020 bis 2023 haben es nicht geschafft, den Verein in die Knie zu zwingen. Im Gegenteil, alle Musikerinnen und Musiker sind dem Orchester treu geblieben, einige Frauen und Männer aus anderen Orten verstärken sogar die Register, fast 60 Aktive sind am Start. Die Ausbildung des Nachwuchses ist fester Bestandteil der Vereinsarbeit. Im vergangenen Jahr hat Christopher Paulus die Arbeit des 1. Vorsitzenden von Thorsten Bronder übernommen, beide sind gleichzeitig aktive Musiker.
In den 100 Jahren des Bestehens des Vereins haben unzählige Frauen und Männer aktiv im Orchester mitgewirkt. Leider verlassen viele junge Leute nach dem Abitur das Orchester, weil es das Studium, die Berufsausbildung oder die Berufsausübung in der Ferne nicht mehr ermöglichen, aktiv Musik zu machen. Anlässlich des Jubiläums hat der Verein eine Chronik herausgebracht, die als Vorlage für diesen Bericht gedient hat. Sie ist mit zahlreichen Bildern aus allen Epochen, Texten und Informationen zum Vereinsgeschehen versehen. Das Jubiläum wird mit einigen Veranstaltungen gebührend gefeiert, in RuH wird zeitnah darauf hingewiesen. bb