Am vergangenen Sonntag fand im Johanneshaus eine Mitgliederversammlung des Fördervereins Hermeskeiler Klösterchen statt. Außer den Berichten des Vorsitzenden, der Kassenwartin und der Kassenprüfer, gefolgt von der Entlastung des Vorstands, stand die Auflösung des Vereins auf der Tagesordnung. Denn sein satzungsmäßiger Zweck kann nach der endgültigen Schließung des Franziskanerklosters nicht mehr verwirklicht werden.
Das Klösterchen ist - so der Vereinsvorsitzende Hermann Burch - seit einiger Zeit „komplett abgeschaltet“. Strom und Wasser sind abgestellt, der Gebäudekomplex wird nicht mehr beheizt. „Ich war seit zwei Monaten nicht mehr drin“, sagte Burch, der im Auftrag der Franziskaner vorher hin und wieder nach dem Rechten gesehen hat und ergänzte; „Ich möchte nicht wissen, wie es jetzt da aussieht“.
Zum Auflösungsbeschluss kam es bei dieser Mitgliederversammlung dann allerdings nicht, weil die dafür laut Satzung erforderliche Mindestanzahl von 50 Prozent der Mitglieder nicht anwesend war. Dass soll nun am 21. Februar in der dann wohl endgültig letzten Mitgliederversammlung, bei der keine Mindestzahl mehr vorgeschrieben ist, nachgeholt werden.
Dafür gab es aber Neuigkeiten vom Vorsitzenden, der berichtete, dass der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Franziskus Hermeskeil kürzlich einen außergewöhnlichen Beschluss gefasst hat. Dekan Christian Heinz hat RuH auf Nachfrage Einblick in einen Auszug aus dem Beschlussbuch gewährt. Der Tagesordnungspunkt 3 der Sitzung des Verwaltungsrats vom 15. Januar hat es in sich, denn dort heißt es:
„Aktuell sieht sich der Verwaltungsrat gezwungen, den Gebäudekomplex (Pfarrkirche, Pfarrhaus, Johanneshaus) gesamt oder in Teilen zu veräußern. Der potenzielle Investor unterliegt dabei der Auflage, die Kirche fachgerecht zu sanieren und in ihrer stadtbildprägenden Form zu erhalten.
Als Alternative zur bisherigen Pfarrkirche bietet sich das Kloster in Hermeskeil (Eigentum der Franziskaner, steht zum Verkauf) an, welches zukünftig als Pfarrkirche genutzt werden könnte. Die Räumlichkeiten des angrenzenden Konventsgebäudes könnten pfarrlich genutzt werden. Der Verwaltungsrat hofft dennoch, dass die Pfarrkirche in Hermeskeil erhalten bleiben kann … und sieht den Verkauf als letzten Ausweg an.“
Zu diesem nicht nur für katholische Christen in Hermeskeil ungewöhnlichen Schritt sieht sich der Verwaltungsrat veranlasst, weil die Pfarrkirche sich „in einem desolaten Zustand“ befindet. Da sich bereits Teile der Fassade lösen, die auf den direkt angrenzenden Gehweg an der Martinusstraße fallen, ist eine Außensanierung dringend notwendig. Die Kosten dafür werden in Abstimmung mit einem Bistumsarchitekten auf 2 Mio. Euro (mit steigender Tendenz) geschätzt, wovon das Bistum 60 Prozent tragen würde. „Aufgrund der finanziellen Lage der Kirchengemeinde ist diese jedoch nicht in der Lage, den Eigenanteil i.H.v. 40% (EA = 800.000€ v. 2 Mio. €). aufzubringen“, heißt es weiter in dem Protokoll der Verwaltungsratssitzung. Es wurde deshalb beschlossen, im März 2024 zu einer Bürgerversammlung einzuladen, um verschiedene Konzepte zu erarbeiten, wie mit dieser Situation umgegangen werden soll. RuH wird über die weitere Entwicklung berichten.
Der Kreis möglicher Investoren für derart spezielle Immobilien wie eine Kirche dürfte sehr überschaubar sein. Für ein Pfarrhaus bzw. eine multifunktionale Veranstaltungs- und Versammlungsstätte wie das Johanneshaus sollte dagegen eher ein Interessent aufzutreiben sein. Auf der anderen Seite gibt es im Bistum bereits eine ganze Menge andere Beispiele, die in einer „Liste profanisierter Kirchen im Bistum Trier“ bei Wikipedia aufgezählt sind - insgesamt 50 an der Zahl. Die wohl bekannteste darunter ist St. Maximin in Trier, die schon vor 222 Jahren säkularisiert wurde und heute als Turn- und Mehrzweckhalle genutzt wird. Die meisten dieser 50 Kirchen und Kapellen wurden aber nach der Profanisierung abgerissen, andere dienen heute z.B. als Bürgersaal, Wohnanlage, Kunstgalerie oder Kindertagesstätte.
Meinung: Es ist eine nachvollziehbare Grundsatzentscheidung des Verwaltungsrats. Denn es muss auf jeden Fall etwas geschehen mit dem teils maroden Kirchenbau, der unmittelbar an der Martinusstraße steht. Auch die Stadt muss ein Interesse an ihrer – möglichst baldigen – Sanierung haben, denn bei fortschreitenden Schäden droht sonst eines Tages die Vollsperrung der Martinusstraße. Das kann niemand wollen. Es dürfte schwer sein, einen Investor für das Kirchengebäude zu finden, der es vor jeglicher Nutzung für viel Geld sanieren und umbauen müsste. Doch ein Abriss der Hermeskeiler Martinuskirche würde dem Stadtbild schweren Schaden zufügen. Denn ihre Silhouette mit dem eindrucksvollen, 72 Meter hohen hohen und weithin sichtbaren Turm bildet seit rund 150 Jahren das Wahrzeichen unserer Stadt. Deshalb müssen alle Kräfte aus Kirchengemeinde, Politik und Gesellschaft daran interessiert sein, sie zu erhalten und in gemeinsamer Anstrengung alles in ihren Kräften und Möglichkeiten Stehende dazu tun. (WIL-)