Mit seinen zahlreichen, hervorragenden Arzt- und Facharzt-Praxen, Apotheken und dem unverzichtbaren Krankenhaus ist Hermeskeil ein unentbehrliches Zentrum für die medizinische Grundversorgung der Hochwaldregion mit mehr als 20.000 Bewohnern.
Nach dem schleichenden Bettenabbau seit ca. 15 Jahren verfügt das Haus derzeit über 138 Planbetten sowie 40 teilstationäre Betten in der Psychiatrie und beschäftigt rund 340 Mitarbeitende.
Zur Neuausrichtung des medizinischen Angebots am Standort Hermeskeil:
„Wer einen Unfall im Rahmen einer betrieblichen oder schulischen Veranstaltung hat, kann weiterhin zum Durchgangsarzt (BG-Arzt) ins Hermeskeiler Krankenhaus kommen. Die Zentrale Notaufnahme entfällt hier ab Herbst 2024. Eine 24/7 Notfall- sowie die intensivmedizinische Versorgung übernehmen künftig größere Kliniken der Region.“(www.krankenhaus-hermeskeil.de/gesundheits-campus26.07.2024)
Ab Herbst 2024 ist also Schluss mit jeglicher, stationärer Krankenhausbehandlung. Ärzte, die Patienten in schweren Not- oder Krankheitsfällen eine stationäre Krankenhausbehandlung verordnen, müssen diese in 30-50 km entfernte Krankenhäuser in Trier, Birkenfeld, Saarburg, Idar- Oberstein überweisen, bei Überbelegung in diesen Häusern sogar ins Saarland, wo ohnehin schon Kliniken geschlossen oder Leistungen eingeschränkt bzw. abgebaut wurden.
Für die Erreichbarkeit von Notärzten oder Krankenhäusern in Notfällen gilt das Standardziel 15 Minuten, in Hermeskeil ist das bei Notfalltransporten nach Trier unerreichbar. Lange Transportwege könnenbeispielsweise für Herzinfarktpatienten einhohesÜberlebensrisikobedeuten.InderZeit, als die Innere Krankenhausstation noch über 100 Betten verfügte, wurden pro Jahr 100 bis 120 Herzinfarkte nach der damals üblichen Lysetherapie in der Intensivstation optimal lebensrettend erstbehandelt (ehem. Chefarzt Dr. W. Scholz). Heute werden alle medizinischen Notfälle mit stationärer Behandlung sofort nach Trier oder andere Orte abgeschoben.
Zudem gilt es noch ein anderes, gewaltiges Problem zu berücksichtigen, nämlich die Flüchtlingsproblematik. Die Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende (AfA) in Hermeskeil ist eine der größten in RLP mit zeitweilig über 1500 Flüchtlingen. Bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen in der Hochwaldkaserne hat die Landesregierung versprochen, das Hermeskeiler Krankenhaus in jedem Fall zu erhalten. Das ist auch dringend notwendig für die medizinische Versorgung der zahlreichen Flüchtlinge in Not. Diese Bestandsgarantie wird durch die Maßnahmen der Marienhaus-Gruppe nicht erfüllt. Hier ist die Landesregierung aufgefordert einzuschreiten.
Künftig wird die Inanspruchnahme von Krankentransporten unter der Notfall-Nr. 112 exponential steigen, weil die Patienten wissen, dass sie vor Ort nicht behandelt werden können und in Dringlichkeitsfällen eigenverantwortliche Transporte in ferne Krankenhäuser nicht riskieren wollen. Letztendlich sind höhere Beiträge für die Versicherten zu befürchten.
Die Region Hermeskeil wird durch die Schließung des Krankenhauses widerrechtlich extrem benachteiligt. Die beste Patientenversorgung ist ein regionales, zentrales, Leben rettendes Krankenhaus für alle Krankheitsfälle vor Ort.
Private Krankenhäuser können nicht einfach ihre Pforten schließen oder Abteilungen abbauen, wie das zur Zeit in Hermeskeil geschieht.
Das verbieten strenge, gesetzliche Vorgaben (Raumordnungsgesetz, Landeskrankenhausgesetz, Gemeinsamer Bundesausschuss u.a.). Medizinische Versorgungsstrukturen, die als „unverzichtbar“ gelten, müssen erhalten bleiben.
Das geschieht zur Zeit im Kreiskrankenhaus in Saarburg. Hier steht eine Schließung überhaupt nicht zur Debatte, sondern eine millionenschwere Sanierung oder Neubau.(TV vom 21/22. 09.2024 S.9). Hier ist auch zu lesen, dass Patienten aus dem Brüderkrankenhaus Trier nach Saarburg verlegt werden. Wo aber sollen Patienten aus der Hochwaldregion hin, wenn es im Brüderkrankenhaus jetzt schon Engpässe gibt? Verwunderlich ist das nicht, wurde doch im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe 2021 das Krankenhaus Ehrang schon geschlossen. Wartezeiten von 6-8 Stunden sind schon jetzt keine Ausnahme mehr.
Im Gegensatz zu Saarburg sind in Hermeskeil bisweilen 1500 Flüchtlinge medizinisch mitzuversorgen.
Mit der Schließung des Krankenhauses verliert Hermeskeil die gesetzlich vorgeschriebene medizinische Grundversorgungsinfrastruktur und degeneriert politisch, wirtschaftlich und sozial. Der Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet auch einen Verlust von Kaufkraft und Steuereinnahmen. Die Schließung und Abwanderung von Betrieben und Geschäften ist zu befürchten!
Martin Bonerz, Eberhard Blind, Sigurd Hein