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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 41/2024
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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Warum Lokaljournalismus für unsere Demokratie unverzichtbar ist

Eine Reaktion auf Böhmermanns #ZDFMagazinLokal

In einer Zeit, in der Nachrichten mit einem einfachen Klick auf dem Smartphone konsumiert werden, stehen regionale Zeitungen vor dramatischen Herausforderungen. Auflagen und Anzeigenerlöse brechen seit Jahren ein, und viele lokale Publikationen kämpfen ums Überleben. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen, die nicht nur die Zeitungen selbst, sondern auch die demokratische Gesellschaft betreffen.

Besonders in ländlichen Gebieten wird die Situation immer prekärer. Das Online-Zugangsgesetz, hohe Produktionskosten, ein rückläufiges Anzeigensegment und die Schwierigkeiten, qualifizierte Redakteure zu finden, treiben die Lokalredaktionen in die Krise. Die Zustellung wird besonders im Osten Deutschlands zur Herausforderung: Geringere Bevölkerungsdichte und schwierige Logistik behindern die Verbreitung wichtiger Informationen. In Gebieten ohne Lokalzeitung entsteht ein Informationsvakuum, das nur schwer zu füllen ist.

Die Rolle regionaler Zeitungen

Regionale Zeitungen sind nicht nur Informationsquellen. Sie sind das lebendige Gedächtnis einer Gemeinschaft, das Geschichten erzählt und lokalhistorische Chroniken festhält. Zeitzeugenberichte schaffen Verbindungen zwischen den Generationen und fördern ein starkes Wir-Gefühl. Die lokale Berichterstattung ist entscheidend für das politische Engagement; sie informiert die Bürger über Wahlen, Versammlungen und wichtige Entscheidungsprozesse. Doch ohne eine solide lokale Medienlandschaft wird die Verbindung zwischen Bürgern und Politik brüchig.

Der Wandel der Informationsbeschaffung

Der schnelle Wandel hin zu digitalen Medien hat das Gros der Menschen dazu veranlasst, ihre Nachrichten aus unterschiedlichsten, oft unzuverlässigen Quellen zu beziehen. Während lokale Zeitungen umfassende Berichterstattung über die Ereignisse in der Umgebung bieten – praktisch hyperlokal agieren und berichten – treten, wie zuletzt von Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ festgestellt, vorwiegend im Osten nun diverse kostenlose Anzeigenblätter des rechten Spektrums auf, die zunehmend mehr als "publizistische Lückenfüller" fungieren. Diese Blätter enthalten häufig einseitige Berichterstattung, die nicht den Standards des Journalismus folgt und verschiedene Perspektiven wohlrecherchiert beleuchtet.

Die Gefahren des Informationsvakuums

Die Abwesenheit zuverlässiger lokaler Medien hat ernsthafte Konsequenzen für die Demokratie. Studien zeigen, dass in Regionen ohne Lokaljournalismus die Wahlbeteiligung sinkt und extremistisches Gedankengut leichter Fuß fassen kann. Christian Wellbrock von der Hamburg Media School betont, dass ein Rückzug des Lokaljournalismus zur gesellschaftlichen Polarisierung und Verarmung der öffentlichen Diskurse führt. In Thüringen und Sachsen zum Beispiel konnten rechtspopulistische Akteure von diesem Informationsvakuum profitieren, was sich dementsprechend auch in Wahlergebnissen niederschlägt.

Die Zukunft des Lokaljournalismus

Trotz dieser Herausforderungen gibt es noch immer Möglichkeiten, den Lokaljournalismus zu unterstützen. Ist die Akzeptanz und „Leserblattbindung“ hoch, stellt sich das Blatt als attraktive Werbeplattform dar. Wichtig ist aber auch die Stärkung von Bildungsangeboten im Bereich der Medienkompetenz. Diese kann dazu beitragen, zwischen einseitigen Inhalten und seriösem Journalismus zu unterscheiden. An dieser Stelle ist die von der VHS in Zusammenarbeit mit dem ZDF und der ARD erarbeitete Veranstaltungsreihe in dieser Woche wärmstens zu empfehlen.

Der Lokaljournalismus ist das Fundament einer gesunden Demokratie. Er informiert, verbindet und gibt den Bürgern eine Stimme. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Gemeinschaft für den Erhalt unserer regionalen Zeitungen starkmachen.

Lena Weber

Veranstaltungsreihe der VHS zu diesem Thema

Was Demokratie mit Meinungs- und Pressefreiheit zu tun hat

Online-Seminar- und Dialogreihe der ARD und den Volkshochschulen

Journalismus und Demokratie sind eng miteinander verbunden. Einige Zusammenhänge sind allgemein bekannt, andere lohnt es genauer zu erkunden. Die Referentinnen und Referenten freuen sich nach den etwa einstündigen Vorträgen auf Ihre Ideen und Anregungen, Ihre Fragen und Ihr konstruktives Feedback.

Der erste Beitrag ist ein Impulsvortrag mit anschließender moderierter Diskussion unter Einbeziehung von Publikumsfragen. Die Veranstaltungen werden gestreamt. Die Teilnehmenden sind in der Veranstaltung nicht sichtbar und hörbar. Sie bleiben zu Hause und sind dennoch beim Lernen und Diskutieren dabei.

Anmeldung erforderlich für alle oder einzelne Vorträge bei der Volkshochschule Hermeskeil St.-Josef-Str. 15 A (Am Donatusplatz) E-mail: hermeskeil@kvhs.trier-saarburg.de oder Telefon: 06503 /8000034 (AB) oder kvhs.trier-saarburg.de

Start: Do., 10.10.2024, 18:00 - 19:30 Uhr, 4 Termine Kostenfrei! Z100HE500

Investigativrecherche

So arbeiten Investigativ-Reporter*innen - Online

Einblicke in den Alltag echter Investigativ-Reporter*innen.

Was kommt als Thema in Frage? Was heißt überhaupt investigativ recherchieren? Welche Grenzen gibt es, welche Gefahren bestehen und was kann Berichterstattung bewirken? All diese Fragen klärt das Seminar und bietet Ihnen die Möglichkeit, weitere Fragen zu stellen.

Do., 10.10.2024, 18:00 - 19:30 Uhr

Caroline Uhl, Niklas Resch (SR)[DJG2] Kostenfrei! Z100HE501

Sichere Quellen, starke Demokratie

Recherche als Beruf(ung) - Online

Werkstattbericht der Rechercheeinheit von Information, Dokumentation und Archiv (SR/SWR)

Lena Cara Wernhöfer und Eva Matzel sind Mitarbeiterinnen am IDA Desk, der Hauptannahmestelle für Anfragen, Rechercheaufträge und Services der Hauptabteilung Information, Dokumentation und Archive (IDA) des SWR und des SR - sie arbeiten also hinter den Kulissen. Durch das Mitwirken bei verschiedenen Rechercheprojekten verfügen sie über Einblicke in unterschiedliche Redaktionen des SWR. Tätigkeiten wie Faktenchecks und umfangreiche Recherchen in den Bereichen Presse, Bewegtbild, Hörfunk und Social Media gehören zu ihren täglichen Aufgaben. Was steckt heutzutage alles hinter der Erstellung eines Nachrichtenbeitrags, einer Dokumentation oder eines Podcast? Vor allem im Zeitalter von Deepfakes und anderen KI-generierten Inhalten wird eine ausführliche Recherche immer wichtiger. Demokratie lebt von informierten Bürgerinnen und Bürgern. Eine freie und unabhängige Medienlandschaft ist daher unerlässlich, um die Öffentlichkeit mit verlässlichen Informationen zu versorgen und somit das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft zu stärken.

Do., 24. Oktober 2024, 18:00 – 19:30 Uhr

Lena Cara Wernhöfer, Eva Matzel SWR/SR

Kostenfrei! Z100HE502

Desinformation entlarven

Tipps und Tricks gegen Fake News von den Faktenfindern der Tagesschau - Online

Referent: Pascal Siggelkow (Tagesschau)

Mit journalistischem Handwerk gegen Fake News - das ist die tägliche Herausforderung für die Faktenfinder bei der Tagesschau. Der Redakteur Pascal Siggelkow gibt in diesem Seminar fallbezogen Einblick in die sensible Arbeit der Fact Checker, die u.a. direkt auf tagesschau.de/faktenfinderausgespielt wird. Pascal Siggelkow stellt hilfreiche Profi-Tools und deren Anwendung vor und zeigt, wie auch Nicht-Journalist*innen Schritt für Schritt

Desinformation entlarven und Fakten überprüfen können.

Do., 05.12.2024, 18:00 – 19:30 Uhr

Pascal Siggelkow (Tagesschau)

Kostenfrei! Z100HE503

Pressefreiheit

Ein Grundrecht wird bedroht - Online

Die Pressefreiheit in Deutschland ist Artikel 5 im Grundgesetz verbrieft. Die ARD ist ein Garant für Pressefreiheit und Meinungsvielfalt. Trotz einer laut Reporter ohne Grenzen "zufriedenstellenden Lage" ist hierzulande die Pressefreiheit bedroht: Gewalt, Hatespeech, verbale Angriffe und Einschüchterungsversuche gegenüber Journalistinnen und Journalisten haben in den vergangenen Jahren zugenommen – im internationalen Vergleich belegt Deutschland nur noch Rang 21. Wie kann es sein, dass in einem demokratischen Land, in dem die Pressefreiheit grundgesetzlich verbrieft ist, Deutschland so weit nach hinten geraten ist? Welche Ursachen es gibt und vor allem aber, wie die ARD hier gegensteuern kann, ist Thema des Seminars.

Do., 19.12.2024, 18:00 - 19:30 Uhr

Dietmar Schiller, Nadya Luer (RBB)

Kostenfrei! Z100HE504