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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 43/2023
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Kirche in Not

Bildunterschrift

Aus der Ferne, sowohl räumlich als auch zeitlich (das Foto wurde 2008 aufgenommen) betrachtet, sieht die Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus richtig gut aus. Aber wehe man schaut genauer hin!

Pfarrkirche St. Martinus und MGH/Johanneshaus sanierungsbedürftig

Bereits in der RuH-Ausgabe 2023/30 vom 27.07.2023 war es Thema, der Sanierungsstau an der kath. Pfarrkirche St. Martinus in Hermeskeil. Die Kosten wurden bereits damals mit rund 2 Mio. Euro für die dringend notwendigen Instandsetzungsarbeiten an Turm, Dach und Außenfassade sowie dem Innenraum veranschlagt. Vom MGH/Johanneshaus war seinerzeit noch nicht einmal die Rede. Doch auch an diesem hat der Zahn der Zeit genagt, wie Dechant Christian Heinz in der letzten Stadtratssitzung zu berichten wusste.

„Die Pfarrkirche St. Martinus in Hermeskeil muss erhalten werden!“, so Dechant Christian Heinz in der Einführung zu den Erläuterungen zum aktuellen Zustand des Gotteshauses. An allen Ecken und Enden ist der Sanierungsstau sichtbar, zu dessen Beseitigung in der nächsten Zeit rund 1,5 Mio. Euro aufgebracht werden müssen, konservativ geschätzt. Das betrifft nur den Turm sowie Dach und Fassade, der Innenraum ist nicht eingepreist. Dazu kommen ebenfalls dringende Renovierungsmaßnahmen am MGH/Johanneshaus, für die auch noch rund 1 Mio. Euro anzusetzen sind.

Zusammen mit der halben Mio. Euro für den Innenraum der Kirche rollt also eine Kostenlawine von mindestens 3 Mio. Euro auf die Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus zu, und das nur für Hermeskeil. Andere Kirchen und Gebäude sind da noch gar nicht berücksichtigt. am dringendsten sind die Arbeiten an der Fassade entlang der Martinusstraße. Ansonsten könnte es hier in nächster Zeit notwendig werden, Bürgersteig und Teile der Straße zu sperren um die Gefährdung durch herabfallende Teile für Fußgänger und Autofahrer auszuschließen.

Dramatisch steht es auch um das MGH/Johanneshaus, eine „tickende Zeitbombe“, so Heinz. Hier ist bereits im Sommer nach länger anhaltendem Regen Wasser durch das Flachdach im Foyer eingedrungen. Die schnellstmöglich durchzuführende Dachsanierung in diesem Bereich ist mit 35.000 Euro veranschlagt. Auch an der Wand des Hochbaus dringt Wasser ein, was eine Sanierung der Fassade in den nächsten Jahren erforderlich macht. Auch die Erneuerung der Fenster sowie der Toilettenanlagen steht auf dem Programm. Weil die Heizungsanlage veraltet ist und zu viel Gas verbraucht muss auch sie ersetzt werden. Kosten gesamt geschätzt auf 1 Mio. Euro.

„Wer soll das bezahlen?“ möchte man analog zum alten Karnevalsschlager singen, doch zum Singen vergeht einem in Anbetracht der finanziellen Lage der Pfarrei die Lust. „Die Pfarreiengemeinschaft steht kurz vor der Insolvenz“, fasst Dechant Heinz deren finanzielle Lage kurz und knapp zusammen. „Die Rücklagen sind aufgebraucht und wir können die notwendigen Sanierungen nicht aus eigenen Mitteln stemmen.“ Angesichts von 748.000 Euro Kosten, davon 452.000 Euro an Personalkosten, ist ein Defizit von 51.000 Euro in 2022 kein Wunder. Auch beim MGH/Johanneshaus stehen trotz der Zuschüsse von Bund, Land, Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt unter dem Strich rote Zahlen.

Selbst wenn das Bistum 60 % der Kosten übernimmt, den verbleibenden Rest kann die Pfarreiengemeinschaft nicht stemmen. Deshalb untersagt sich Heinz Denkverbote in der Suche nach Lösungen. Eine Aktion wie „Trink dir die Kirche schön“ mit dem Verkauf von Charitywein ist da bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch den Verkauf von ausgedienten Pfarrhäusern, etwa in Züsch, Geisfeld oder Beuren, fasst Dechant Heinz ins Auge. Außerdem hoffe er auf Hilfe durch den Denkmalschutz.Selbst eine Umsiedlung der Pfarrkirche in das ehemalige Klostergebäude (keine Denkverbote!) ist auf lange Sicht nicht ausgeschlossen, auch wenn hier zunächst einmal Eigentumsfragen zu klären wären.

„Leider haben wir keine Lobby“, bedauerte Heinz, der sich dankbar für alle in Frage kommenden Allianzen zeigte. „Ich habe große Lust, das mit den Menschen hier vor Ort zu stemmen.“ Er sei gespannt, wie emotional die Hermeskeiler mit ihrer Kirche verbunden seien.

Heinz betonte auch die Wichtigkeit der denkmalgeschützten Kirche und des MGH/Johanneshauses für die Stadt. In letzterem trafen 2022 2.145 Besucher auf 160 verschiedene Angebote. Dies sehen auch Stadtbürgermeisterin Lena Weber, die den Vortrag „bedrückend“ fand und die Fraktionen im Stadtrat so. „Was wäre Hermeskeil ohne seine Kirche?“ brachte Sigurd Hein (SPD/Linke) die Situation auf den Punkt. Auch das MGH/Johanneshaus sei für die Hermeskeiler Bevölkerung eine notwendige Einrichtung. Die „dramatischen Einblicke“ trieben Stefan Ding, CDU, die „Sorgenfalten auf die Stirn“. Er schätze die Dienstleistungen, die die Kirche erbringe und möchte unbedingt die Pfarrkirche als Mittelpunkt der Stadt erhalten. (PaGe)