Die Akteure des Abends: Thomas Kießling, Shida Bazyar, Petra Moske, Daniel Justinger und Elisabeth Schuh (ab 2. von links)
Ein bewegender und kurzweiliger Abend erwartete die Gäste vergangenen Freitag im Kulturkloster. Anlass war die Lesung aus dem Buch „nestwärme“, das anlässlich des 25-jährigen Bestehens des gleichnamigen Sozialunternehmens erschienen ist. Der Lions Club Hochwald Hermeskeil, der die Veranstaltung gastgebend begleitete, unterstrich sein Engagement mit einer großzügigen Spende in Höhe von 1.000 Euro.
Eingeleitet wurde der Abend mit dem eleganten „Fly me to the moon“, vorgetragen vom Tenor Thomas Kießling. Nach einem Grußwort von Lions-Club-Präsident Daniel Justinger, übernahm die preisgekrönte Autorin Shida Bazyar die Moderation. Sie bekannte, seit der Lektüre des Buches ein „Riesen-Fan“ der Arbeit von nestwärme zu sein. „Es macht sehr viel Hoffnung“, so Bazyar.
Im Mittelpunkt des Abends standen die beiden Gründerinnen Petra Moske und Elisabeth Schuh, die den Gästen die bewegende Geschichte und Philosophie von nestwärme näherbrachten. Der Begriff „Nest“ stehe für Geborgenheit, Wachstum, Schutz und Raum zum Durchatmen – genau das, was Familien mit schwerstkranken Kindern oft am dringendsten benötigen.
Vom persönlichen Schicksal zur bundesweiten Bewegung
Die Entwicklung von nestwärme ist eng mit einer persönlichen Begegnung verbunden. Moske und Schuh, die damals gemeinsam in einem Pflegedienst arbeiteten, lernten den Jungen Arne kennen, der an der seltenen und unheilbaren „Schmetterlingskrankheit“ (Epidermolysis bullosa) litt. Seine Haut war so verletzlich wie die Flügel eines Schmetterlings. Die überwältigende Frage seiner Eltern: „Wie bringen wir unser Kind nach Hause, wenn jede Berührung Schmerzen und Wunden bereitet?“
Anstatt zu warten, bis sich jemand kümmert, handelten die beiden Frauen. „Dann machen wir es eben selbst“, war ihr Motto. 1999 gründeten sie den Verein nestwärme mit der Vision, dass chronisch kranke und behinderte Kinder sich bestmöglich entwickeln können. Aus dem anfänglichen Ehrenamtsprojekt „Zeit schenken“ erwuchs peu à peu ein ganzes Netzwerk der Unterstützung: ein ambulanter Kinderkrankenpflegedienst, eine inklusive Kita, eine Fachberatungsstelle und vieles mehr.
Mut machen und Perspektiven wechseln
Das Buch, so Shida Bazyar, mache Mut, weil man sehe, wie das Unternehmen wachse und die Zahl der Engagierten stetig zunehme. Die Gründerinnen betonten, wie wichtig es sei, einen Perspektivwechsel in der Gesellschaft anzustoßen. „Was sind uns kranke Kinder noch wert?“, fragte Elisabeth Schuh und verwies auf die oft unsichtbaren Nöte der Familien.
Petra Moske ergänzte, dass nestwärme als Initiative der Zivilgesellschaft auf Mitstreiter und Spender angewiesen sei. „Wir sind kein Wohlfahrtsverband. Wir können das nur durchführen, weil es Menschen gibt, die das mit uns tragen.“ Ihr Antrieb sei die Gerechtigkeit und der Wunsch, ein starkes Netz des Miteinanders zu knüpfen, in dem jeder so, wie er ist, am Leben teilhaben darf.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Thomas Kießling, der zur Pause die „Champagner-Arie“ anstimmte und den Abend mit dem berühmten „Nessun Dorma“ unvergesslich und unter viel Applaus abrundete. (LeWe)