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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 46/2023
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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Erinnerung an Reichspogromnacht

v.li. Stadtbeigeordneter Stefan Schleimer und Dittmar Lauer nach der Kranzniederlegung an der Synagogen-Gedenktafel

Friedensgebet und Kranzniederlegung

In Erinnerung an die Reichspogromnacht im Jahre 1938, aber auch aus Anlass der schrecklichen Terror- und Kriegsereignisse der letzten Wochen, hatten vergangenen Donnerstag die Pfarrei St. Martinus, die Stadt Hermeskeil und der Kulturgeschichtliche Verein zu einem Friedensgebet in die katholische Pfarrkirche St. Martinus eingeladen. Unter den rund 50 Teilnehmer/innen befand sich auch Dr. Sabine Arend, die neue Leiterin der Gedenkstätte Hinzert.

Nach dem Friedensgebet in der Kirche, unter der Leitung von Mirjam Minder, gingen die Besucher zur nahegelegenen Gedenktafel am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge. Dort wurden vom Beigeordneten der Stadt Hermeskeil, Stefan Schleimer und dem 1. Vorsitzenden des Kulturgeschichtlichen Vereins, Dittmar Lauer, zum Gedenken an die Geschehnisse am 09.11.1938 Kränze niedergelegt.

Lauer erinnerte in seiner bewegenden Ansprache an die schrecklichen Geschehnisse vor 85 Jahren. In der im nationalsozialistischen Sprachgebrauch verharmlosenden Bezeichnung „Reichskristallnacht“ sollte auf Anordnung des Hermeskeiler Kreisleiters der NSDAP die Synagoge in Brand gesetzt werden, was aber von den Nachbarn verhindert werden konnte. Sie wurde daraufhin von den aufgehetzten SA-Männern verwüstet und geschändet und die Thorarolle – die heiligste Schrift der Juden – auf dem Neuen Markt öffentlich verbrannt.

Auch im Hinblick auf die jüngsten schrecklichen Geschehnisse in Israel richtete Dittmar Lauer einen Appell an Staat und Gesellschaft Flagge zu zeigen, damit Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland nicht bedroht, angegriffen und mit antisemitischen Parolen verletzt werden, so Lauer. Er erinnerte an den damals 14-jährigen Alfred Süßkind, der mit seinen Eltern ganz in der Nähe der Synagoge wohnte und am 3. März 1943 mit seiner Mutter Bertha im KZ-Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde und bat um ein stilles Gedenken für Alfred Süßkind und die weiteren 20 ermordeten ehemaligen jüdischen Hermeskeiler Mitbürgerinnen und Mitbürger. (Kö)