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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 47/2022
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Im Klösterchen gehen die Lichter früher aus

Interfranziskanisches Projekt endet vorzeitig am 28. Februar 2023

Es war keine freudige Botschaft, die Schwester Dorothea-Maria Slabschie am vergangenen Sonntagabend am Ende der Messe im Klösterchen verkündete. Die Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft (INFAG) hat entschieden, dass das seit 2017 im Hermeskeiler Franziskanerinnenkloster bestehende gemeinsame geistliche Projekt mit den noch verbliebenen beiden Schwestern Beate Kless und Dorothea-Maria Slabschie vorzeitig am 28. Februar des nächsten Jahres „aus personellen Gründen“ beendet wird.

Ein kurzer Rückblick: Vor genau 100 Jahren, am 1. Mai 1922, kamen die ersten Franziskaner auf Initiative von Pater Engelbert Michels (der „Stölpepater“) und Dechant Wilhelm Greff nach Hermeskeil. Es waren Patres aus der Thüringischen Provinz der Heiligen Elisabeth in Fulda, die drei Jahre später durch Mitbrüder aus der Sächsischen Provinz abgelöst wurden. 1931 hielten die Franziskaner feierlich Einzug in den Neubau der Klosterkirche, die im Dezember 1944 bei einem Luftangriff zerstört, jedoch nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. In den Jahrzehnten danach wirkten zahlreiche Ordensangehörige segensreich in Hermeskeil und den Orten der Umgebung. Stellvertretend für alle sei nur Matthias Utters genannt, der durch seine liebenswürdige und bescheidene Art schnell die Herzen der Hochwaldbevölkerung erobert hatte, die im Jahr 1986 seinen allzu frühen Tod betrauern musste.

Als geistliches Zentrum hatte das Hermeskeiler Klösterchen im Hochwald über 90 Jahre seinen festen Platz. Doch Anfang Mai 2015 machte eine Pressemitteilung der Deutschen Franziskanerprovinz die Runde. Darin war zu lesen: „Das Franziskanerkloster Hermeskeil wird im Herbst 2016 geschlossen. Dies hat die Provinzleitung der Deutschen Franziskanerprovinz auf ihrer Sitzung Ende April in München entschieden.“ Wie RuH damals berichtete, stieß diese Nachricht nicht nur in der Gemeinschaft der Franziskaner vor Ort auf wenig Verständnis. Die zahlreichen engagierten Christen der Klostergemeinde waren regelrecht schockiert und fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Denn es hatte weder vorher Hinweise darauf gegeben noch sah man einen einleuchtenden Grund für diesen Schritt und konnte deshalb diese Entscheidung absolut nicht verstehen.1

Es setzte eine Reihe von Reaktionen ein: Stadt, Verbandsgemeinde, Pfarrgemeinde und Bistum beratschlagten, Räte verabschiedeten Resolutionen, es wurde eine „Perspektivgruppe Klösterchen“ gegründet, aus der der „Förderverein Klösterchen Hermeskeil“ entstand, doch die Entscheidung der Franziskaner blieb letztlich bestehen. In einem Brief an die Öffentlichkeit verabschiedeten sich die Brüder des Franziskanerklosters im Oktober 2016 von der Bevölkerung Hermeskeils und der umliegenden Orte. Mit einem Festgottesdienst, den Weihbischof Helmut Dieser und Franziskaner-Provinzialminister Cornelius Bohl zelebrierten, nahm die Bevölkerung in einer überfüllten Klosterkirche Abschied von den Brüdern Christoph, Joachim, Lutwin und Ulrich, die sich in ihren Jahren im Klösterchen hohe Anerkennung erworben hatten.2

Doch die Hartnäckigkeit und das Beharrungsvermögen der Hermeskeiler zeitigte im Lauf des folgenden Jahres Erfolg. Zu Beginn des Monats Oktober 2017 begrüßte man in der Klosterkirche die neue interfranziskanische „Kommunität St. Clara“, bestehend aus den Schwestern Beate Kless (Dillingen), Elke Weidinger (Sießen) und Dorothea-Maria Slabschie (Waldbreitbach), die nun das Kloster als geistliches Zentrum betreuen sollten. Möglich gemacht hatten dieses Projekt u.a. das Bistum, das den Aufbau des Klösterchens als geistliches Zentrum begleitete und mitfinanzierte, Dechant Grünebach, der auch nach dem Abschied der Franziskaner Sonntagsgottsdienste im Kloster ermöglicht hatte, der Franziskanerorden, der das Kloster mietfrei zur Verfügung stellte und die Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft, die die Projektidee auf den Weg gebracht hatte. Außerdem hatten Stadt und Verbandsgemeinde finanzielle Unterstützung und tatkräftige Hilfe zugesagt.3

Das geistliche Leben im Klösterchen ging seither weiter, auch nachdem Schwester Elke wegen anderweitiger Ordensverpflichtungen die Kommunität im Oktober 2019 verlassen musste. Die verbleibenden Schwestern Beate und Dorothea-Maria taten mit Unterstützung des Fördervereins und zahlreicher Helferinnen und Helfer weiter alles in ihrer Macht stehende, den franziskanischen Geist in Hermeskeil am Leben zu erhalten, und das mit großem Erfolg. Was auch daran erkennbar war, dass das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt im Juli 2020 bis August 2024 verlängert wurde.4

Umso überraschender kam jetzt die Nachricht von der vorzeitigen Beendigung zum Ablauf des Monats Februar 2023. Ob und in welcher Form es im Klösterchen vielleicht doch noch weiter gehen könnte, ist derzeit völlig offen. (WIL-)


1 RuH Nr. 21/2015

2 RuH Nr. 42/2016

3 RuH Nr. 40/2017

4 RuH Nr. 31/2020