In zahlreichen Gemeinden stellen sich aktuell Unternehmen vor, die eine Freiland-Photovoltaikanlage errichten möchten. So auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Rascheid, wo Ortsbürgermeister Andreas Ludwig eine große Schar von Zuhörern begrüßen konnte, für die in der Dorf- und Kulturscheune beinahe nicht genug Platz gewesen wäre. Außer diesem Punkt spielten noch die Themen Forst und Brennholz eine größere Rolle in der Sitzung.
Das Unternehmen WEAG Power hat seinen Sitz in Mandern-Niederkell und ist seit beinahe 30 Jahren auf dem Sektor der erneuerbaren Energien, bisher mit Windkraftanlagen, tätig. Die Herren Bickelmann und Gubernator präsentierten umfang- und detailreich ihre Vorstellungen über die von ihnen geplante Anlage, die auf einer nordwestlich des Dorfes gelegenen Freifläche mit Südost-Neigung entstehen könnte. Es handele sich nicht um eine Vorrangfläche, sondern sei in der Regionalplanung eine sogenannte „weiße Fläche“, für die keine Ausschlusskriterien bestünden.
Von 6 ha Gesamtfläche solle zunächst nur eine Teilfläche von 4 ha genutzt werden, weil die Einspeisung von Solarstrom zurzeit auf 4 Megawatt beschränkt sei; die mit 11.000 Solarmodulen bestückte Anlage hätte dann in der Spitze eine Leistung von 4,5 Megawatt und würde im Jahr ca. 4,7 Mio Kilowatt Solarstrom erzeugen. Nach einem später möglichen Vollausbau könne - bei einer Spitzenleistung 6,7 Megawatt - die jährliche Stromausbeute bei 7 Mio. Kilowatt liegen.
Mit einem Zaun könne die Anlage gesichert und mit einer Hecke ein Sichtschutz in Richtung des Dorfes hergestellt werden. Wie in einer Visualisierung, die die Investoren in ihrer Präsentation zeigten, zu sehen war, würde die Photovoltaikanlage auch vom „Nationalparkblick“, dem Rascheider Aussichtsturm, kaum stören. Ein Vorteil solcher Anlagen sei, dass die Flächen trotz der Module weiter landwirtschaftlich, z.B. durch Beweidung mit Schafen, nutzbar seien.
Außer der Verpachtung der Fläche könne die Ortsgemeinde auch z.B. durch eine direkte Beteiligung an der Betreibergesellschaft profitieren. Das Thema „Bürgerstrom“ in der Form, dass der vor Ort erzeugte Strom auch den Bürgern zu günstigen Tarifen zur Verfügung gestellt wird, sei zurzeit aber wegen bürokratischer Hürden noch problematisch.
Aus dem Rat wurden den Investoren einige Fragen gestellt, die diese verständlich und nachvollziehbar beantworteten. Zu einer Grundsatzentscheidung, die das Unternehmen benötigt, kam es an diesem Abend naturgemäß noch nicht. Sollten die Rascheider diese noch in diesem Jahr treffen und auch der in der Mache befindliche Flächennutzungsplan Photovoltaik für die Verbandsgemeinde zeitnah vorliegen, könnte der Investor im kommenden Jahr mit den erforderlichen Bauanträgen starten. Vom zeitlichen Ablauf her könnten dann 2024 das Bebauungsplan- und das Baugenehmigungsverfahren folgen, sodass die Errichtung und Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2025 möglich wäre.
Revierförsterin Sandra Sasse berichtete dem Gemeinderat, dass das Betriebsergebnis des laufenden Jahres „deutlich besser als geplant“ werde. Grund dafür sei hauptsächlich der „Zwangseinschlag“ etlicher Mengen Schadholz, der durch Trockenheit und die damit verstärkte Käferplage notwendig geworden sei. „Glücklicherweise sind die Preise stark nach oben gegangen“, sagte Sasse. Konkrete Zahlen nannte sie allerdings nicht. Im kommenden Jahr plane man „bescheiden mit durchschnittlichen Erlösen, die jedoch nach oben offen sind“, einen Überschuss von 26.000 Euro ein.
Ortsbürgermeister Andreas Ludwig berichtete von einem Termin bei der Holzvermarktung in Morbach, wo er erfahren habe, dass in diesem Jahr bisher mehr als 250.000 Festmeter Holz - „so viel wie noch nie“ - vermarktet worden seien. Er dankte den Forstleuten, die „immer aktiv“ seien, für ihren Einsatz.
Beim Brennholz vermutet der Ortsbürgermeister eine „Klopapiermentalität“, denn bei der Gemeinde seien 318 Festmeter bestellt worden, die Zahl der Interessenten habe sich verdoppelt. „Das können wir nicht liefern“, sagte Ludwig, der in Tabellenform zeigte, was maximal machbar ist. Selbst wenn jeder Interessent nur 3,5 Festmeter erhalte, seien es immer noch 191,5 Festmeter, die aufgebracht werden müssten. Das sei unter Einbeziehung von Nadelholz „einmalig machbar“, bestätigte die Revierförsterin. Im vorigen Jahr habe man 130 Festmeter liefern können. Eine lange Diskussion gab es - wie im Rascheider Gemeinderat gewohnt - nicht. Der Vorschlag des Ortsbürgermeisters wurde einstimmig angenommen. Auch bei den Preisen, die wie in fast allen Ortsgemeinden „moderat“ (Ludwig) nach oben angepasst wurden, war man sich einig. (WIL-)