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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 48/2025
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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Ja ist denn heut’ schon Weihnachten?

Der Sommer liegt noch in den letzten Zügen, der Herbst ist gefühlt noch weit weg, da schalten Discounter und Supermärkte schon auf „Weihnachtsfeeling“ um. Man hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass man in den Geschäften bereits Anfang September über Schokoladenweihnachtsmänner, - sterne, -herzen und Spekulatius stolpert. Man gewöhnt ja sich schließlich an alles; da hat der Volksmund vollkommen Recht.

Und dann wird am letzten Oktoberwochenende der Sommer offiziell für beendet erklärt, wenn die Uhr umgestellt wird und damit die Nacht plötzlich eine Stunde früher beginnt. Manche Menschen leiden jetzt an einem (eingebildeten?) „Jetlag“. Bei anderen löst dieser Umstand offenbar ein besonderes Bedürfnis nach Erleuchtung aus, denn schon kurze Zeit später, nämlich Anfang November, ist man dieses Jahr hier und da am Abend auf strahlende (Weihnachts?)sterne und Lichterketten gestoßen. Inzwischen – Ende November – überbieten sich Hausbesitzer bereits mit mehr oder weniger fantasievollen Lichtinstallationen, die Weihnachtsmotive auf Rasenflächen, an Büschen und Bäumen zeigen.

Doch das ist noch nicht alles. Selbst im öffentlichen Raum reibt man sich seit Mitte November verwundert die Augen: In den Straßen der Städte (z.B. Hermeskeil) und Gemeinden (z.B. Reinsfeld) leuchten schon seit zwei Wochen offiziell Weihnachtsbäume, Sterne und Kometen an Laternen und über den Straßen. Zumindest in Hermeskeil erinnert man sich kurz an Zeiten, als die Stadt ohne Scham öffentlich um Spenden für die Weihnachtsbeleuchtung gebettelt hat… (die seinerzeit aber frühestens im Advent eingeschaltet wurde). Die Finanzierung scheint also in Zeiten der LED-Beleuchtung kein Problem mehr zu sein, sonst würde man ja nicht schon zwei Wochen früher damit anfangen.

Bis Weihnachten sind es – von Mitte November gerechnet – noch fast sechs Wochen. Das ist ein Zeitraum, der lang genug dafür ist, dass sich etwas abnutzt, nämlich die Weihnachtsstimmung. Eigentlich will man sich damit frühestens beschäftigen, wenn der Advent beginnt, die Zeit der Vorbereitung auf das Fest, mit dem die christlichen Kirchen Christi Geburt feiert. Doch je früher man damit anfängt, desto beliebiger und unwichtiger wird das Ganze. Irgendwann werden wir oder unsere Nachkommen vermutlich eine Zeit erreichen, in der die „Weihnachtsbeleuchtung“ das ganze Jahr über brennt. Dann wird das Weihnachtsfest in unserer Gesellschaft seine Bedeutung gänzlich verloren haben.

Bernd Willems