(v.l.n.r.) Die Autoren Roland Eiden, Berthold Bouillon, Karl-Heinz Kaub, Dittmar Lauer, Elmar P. Ittenbach und Hans J. Klos bei der Präsentation des neuen „Schellemanns“
Wer sich für Region und Historie des Hochwalds interessiert, für den ist die seit fast vier Jahrzehnten jährlich erscheinende Zeitschrift des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, „Der Schellemann“, inzwischen zweifellos zur Pflichtlektüre geworden. Dittmar Lauer, umtriebiger Vorsitzender des Vereins, stellte am vergangenen Freitag die 38. Ausgabe vor.
Insgesamt acht Autoren haben es wieder geschafft, die 120-seitige Broschüre mit gehaltvollen und hochinteressanten Beiträgen zu füllen. Vier Aufsätze sind von Lauer selbst. Darin beschäftigt er sich unter Anderem mit Fritz Madel („ein ganz wüster Nazi, der im langen Ledermantel häufig mit der Pistole in der Hand herumlief“), immerhin von 1938 bis 1943 Amtsbürgermeister in Hermeskeil, und schreibt einen Nachruf auf den Luxemburger Unternehmer, Erfinder, Künstler und Mäzen Felix Boy Cloos, dem Kell am See eine Mini-Socceranlage am Feriendorf und die Radwegbrücke über die L143 zu verdanken hat. Weitere Beiträge Lauers sind Berichte über einen Besuch des „Hunnenrings“ durch den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm im Oktober 1836 und über eine Brandkatastrophe in Kell, bei der 1948 fünf Bewohner einer Baracke den Tod fanden.
Die „Stunde Null“ (8. Mai 1945) im Hochwald und ihre Verarbeitung durch den in Hermeskeil aufgewachsenen Schriftsteller Gerd Fuchs ist das Thema von Elmar P. Ittenbach, und Karl-Heinz Kaub berichtet von einem Unwetter, das im Jahre 1910 schwere Verwüstungen auf dem Hermeskeiler Friedhof verursachte. Reich bebildert ist ein ebenso ausführlicher wie hochinteressanter Artikel über Naturdenkmale im Birkenfelder Teil des Schwarzwälder Hochwalds, den Hans J. Klos beigesteuert hat.
Die Geschichte der Holzwaren-Heimarbeit und der Hausindustrie im hohen Schwarzwälder Hochwald von den ersten Anfängen um 1760 bis zum Ende Mitte der 1930er Jahre hat Berthold Bouillon aufgeschrieben und Hans Georg Rosar berichtet in seinem Beitrag „Von Zeiten und Festen“, wie sich im Kurfürstentum Trier Feiertage im Laufe der Geschichte entwickelt und verändert haben.
Vermutlich kann die Mehrzahl der Einwohner von Hermeskeil mit den Namen der alten „Ecken“, wie bestimmte Bereiche im Ort genannt wurden, heute nichts anfangen. Roland Eiden holt in seinem Bericht den „Baachecken“, den „Dietzenecken“, den „Brätes“, den Mäschecken und andere wieder ans Tageslicht und schreibt: Sie „waren lokal bedeutende Orte im Dorfgefüge, ein Treff-, Versammlungs- und Ruhepunkt in der Dorfgemeinschaft“.
Natürlich fehlt im „Schellemann“ auch nicht die Berichterstattung aus den Aktivitäten des Kulturgeschichtlichen Vereins im laufenden Jahr. Sie ist diesmal recht umfangreich ausgefallen, was im Hinblick auf einige Ereignisse nicht verwundert. Beispielhaft seien nur die Veranstaltungen zur 800-Jahrfeier der Gemeinde Züsch genannt, wo sich der Verein sehr engagiert und eine zweibändige Neuauflage der 1904/05 erschienenen „Geschichte der Herrschaft Züsch“ des evangelischen Pfarrers August W. T. Mertens herausgegeben hat. Deshalb schmückt auch ein schönes Foto der Züscher Pfarrkirche St. Antonius von Padua die Titelseite des „Schellemanns“.
Auch die Erforschung der Siedlungsgeschichte im Zusammenhang mit dem Römerlager ist ein Thema. In diesem Zusammenhang teilte Dittmar Lauer im Rahmen der Vorstellung des „Schellemanns“ mit Bedauern mit, dass es nach Auskunft der Archäologin Prof. Dr. Sabine Hornung in Hermeskeil „definitiv keine Grabungen mehr geben wird“. Gründe dafür seien unter Anderem, so Lauer, fehlende finanzielle Mittel und mangelnde politische Unterstützung in Hermeskeil. (WIL-)