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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 49/2024
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„Wir sind hier ja nicht in Berlin!“

Stadtbürgermeister Christoph König im Interview

Vor rund 100 Tagen hat Christoph König das Amt des Stadtbürgermeisters angetreten. Wir nahmen das zum Anlass, mit ihm über seine Eindrücke und Erlebnisse in diesen drei Monaten zu sprechen und ihm auch ein wenig „auf den Zahn zu fühlen“. Das Interview führte RuH-Redakteur Bernd Willems.

RuH: Herr König, wie haben Sie die ersten drei Monate im Amt erlebt?

Christoph König: Die ersten drei Monate waren eine sehr intensive, aber auch bereichernde Zeit. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die sich mit Herzblut für unsere Stadt einsetzen, und die Dynamik in Hermeskeil hat mich sehr beeindruckt. Nach der sehr langen Zeitspanne zwischen Stichwahl im Juni und Amtsantritt am 27. August lag eine Flut an Post, Mails und Vorgängen an, die ich zu bearbeiten und entscheiden hatte. Es war eine Mischung aus Einarbeitung in die komplexen Aufgaben und dem Wunsch, direkt anzupacken und etwas zu bewegen.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

Eine der größten Herausforderungen war es, sich einen vollständigen Überblick über die laufenden Projekte und Anliegen zu verschaffen. Gleichzeitig gab es dringende Themen, die schnelle Entscheidungen erforderten. Mit einem tollen Team bestehend aus den Beigeordneten und der Unterstützung des Stadtrats können wir gemeinsam sicherlich Lösungen finden. Große Themen sind der Bau einer Kita, die Großbaustelle im Herzen der Stadt und die Umstrukturierung des ehemaligen St. Josef Krankenhauses. Der direkte Austausch und der Dialog mit den Bürgern sind dabei ebenfalls entscheidend.

Gab es schon Erfolge in dieser kurzen Zeit?

Ich denke, ein großer Erfolg war die Etablierung von drei Beigeordneten mit eigenen Geschäftsbereichen aus allen politischen Gruppierungen (CDU, FWG, SPD). Somit sind in die Stadtführung erstmals alle Parteien eingebunden, um die Probleme gemeinsam und in einem konstruktiven Dialog anzugehen. Wir sind hier ja nicht in Berlin!

Sehr froh bin ich auch über den Abschluss des Pachtvertrages für die über zwei Jahre leerstehende Gastronomie am Feuerwehrmuseum. „Da Christiano“ mit Deutsch-Italienischer Küche, die übrigens am 6. März 2025 eröffnen wird.

In meinem Stadtbüro habe ich (fast) jederzeit ein offenes Ohr für alle Belange. Es sind dann oft die kleinen Erfolge wie ein kurzfristig gelöstes Problem, die den Bürgern und somit auch der Stadt unmittelbar helfen.

Welche Projekte stehen aktuell im Fokus Ihrer Arbeit?

Oje! Neben den angesprochenen großen Projekten kommt u.a. das ganze - sehr dynamische - Tagesgeschäft einschließlich Personalverantwortung, Vorbereitung und Leitung von Sitzungen sowie ganz aktuell die nicht vorhersehbare Organisation des Weihnachtsmarktes.

Auch haben wir jetzt schon die Planung für den zweiten Schritt des Stadtumbaus mit Fußgängerzone und Neuem Markt angestoßen und werden versuchen, das rasch anzugehen, um die zeitlich befristete 90% Förderung nicht verfallen zu lassen.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der Verbandsgemeinde empfunden?

Der neue Rat besteht zu über 60% aus neuen Mitgliedern. Die Zusammenarbeit war von Anfang an sehr konstruktiv. Ich sehe es als meine Aufgabe an, über alle wichtigen Themen ausführlich zu informieren. Natürlich gibt es manchmal unterschiedliche Meinungen, aber das ist auch gut so – denn nur durch Diskussionen entstehen die besten Lösungen. Ich schätze besonders den offenen und respektvollen Umgang miteinander, sowohl im Stadtrat als auch mit der Verwaltung.

Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung empfinde ich als sehr angenehm und fruchtbringend. Ich stoße überall auf motivierte Mitarbeiter, die jederzeit ein offenes Ohr für meine vielen Fragen haben. Alles in allem herrscht eine tolle Dynamik.

Haben Sie auch schon Rückmeldungen von den Bürgern erhalten?

Die Rückmeldungen waren bisher überwiegend positiv, was mich natürlich sehr freut. Aber es gibt auch immer wieder kritische Stimmen, die auf Probleme hinweisen. Das ist wichtig, denn nur so können wir uns weiterentwickeln. Viele Bürger schätzen es, dass wir ihre Anliegen ernst nehmen. Mich persönlich haben vor allem die vielen positiven Rückmeldungen nach dem Seniorennachmittag und dem Volkstrauertag sehr gefreut. Diese kleinen Aufmunterungen tun sehr gut und geben zusätzlichen Motivationsschub.

Was sind Ihre langfristigen Ziele für die Stadt?

Mein langfristiges Ziel ist es, Hermeskeil zu einer Stadt zu machen, in der alle Generationen gerne leben. Dazu gehören eine starke Wirtschaft, ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot, moderne Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten sowie eine intakte Natur. Wichtig ist mir auch, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen und dass niemand zurückgelassen wird. Um das zu erreichen darf man natürlich keine „Goldrandlösungen“ anstreben.

Planen Sie auch, die Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen?

Wir arbeiten daran, die Bürgerbeteiligung auf verschiedenen Ebenen auszubauen. Instrumente sind z.B. Einwohnerfragestunden, Einwohnerversammlungen und der neu eingerichtete Briefkasten (Kummerkasten) am Stadtbüro. Zukünftig möchte ich verstärkt auf mehr digitale Foren setzen, deren Strategie wir im Beirat „Medien und Kommunikation“ entwickeln möchten. Beim Thema Stadtumbau Fußgängerzone werde ich ganz gezielt auf die Bürger zugehen und sie in die Planungen frühzeitig einbeziehen. Ich glaube fest daran, dass die besten Entscheidungen entstehen, wenn wir alle Perspektiven berücksichtigen.

Wie wollen Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt fördern?

Ein wichtiger Punkt ist die Unterstützung unserer lokalen Unternehmen durch gezielte Förderprogramme. Gleichzeitig wollen wir Hermeskeil als attraktiven Standort für neue Firmen präsentieren. Hierzu gehören auch Investitionen in die Infrastruktur und eine enge Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Partnern.

Betroffen machte mich letzte Woche die Nachricht von der Schließung des Traditions-Modehauses Astor - ein herber Schlag für die Innenstadt - was mich veranlasste, zeitnah ein persönliches Gespräch mit dem Inhaber, Herrn Bischof zu suchen. Wie sich herausstellte sind die Probleme leider vielfältig. Schleichender Umsatzrückgang seit Corona, aber vor allem Personalprobleme führten zu dieser schmerzhaften Entscheidung. Hier müssen wir gemeinsam versuchen, dem Leerstand in der Stadt durch ideenreiche Maßnahmen zu entgegnen. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.

Wie gehen Sie mit Kritik und unterschiedlichen Meinungen um?

(Sachliche) Kritik ist für mich kein Problem, sondern eine Chance, Dinge zu verbessern. Es ist wichtig, zuzuhören und den Kern der Kritik zu verstehen. Auch unterschiedliche Meinungen gehören in einer Demokratie dazu. Mein Ziel ist es, einen offenen und respektvollen Dialog zu fördern und Lösungen zu finden, die im besten Interesse unserer Stadt sind. Anonyme Kritik blende ich gerne aus.

Wie wäre es mit einem Schlusswort?

Die wichtigste Erfahrung die ich für mich persönlich machen konnte ist, dass es für mich genau die richtige Entscheidung war, mich den Herausforderungen dieses Amtes zu stellen. Es macht mir unglaublich viel Spaß und ich bin hochmotiviert.

Vielen Dank für dieses offene Gespräch.