Titel Logo
Rund um Hermeskeil
Ausgabe 49/2025
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Unterwegs als Pilger der Hoffnung

Die Pilgergruppe auf der Spanischen Treppe. Der Bezug zu Spanien resultiert übrigens aus der Tatsache, dass die Treppe von der Piazza Spagna aus nach oben führt. Der "Spanische Platz" wiederum verdankt seinen Namen der Spanischen Botschaft am Heiligen Stuhl, die heute immer noch hier ihren prächtigen Sitz hat.

Die Pilger durchschreiten angeführt von Kreuzträger Martin Eiden die Heilige Pforte des Petersdoms. Dieser Eingang ist nur alle 25 Jahre im sogenannten "Heiligen Jahr" geöffnet und ansonsten zugemauert.

Gottesdienst in St. Sebastian - hier feierte Pfarrer Christian Heinz 19 Jahre zuvor seine Primiz.

Eine Hochwälder Gruppe auf den Spuren des Glaubens in Rom

Vergangene Woche machten sich 35 Frauen und Männer aus dem Hochwald gemeinsam mit Pfarrer Christian Heinz auf den Weg zu einem Ziel, das seit Jahrhunderten Christen aus aller Welt anzieht: Rom, die Ewige Stadt. Nicht ohne Grund gilt sie wegen ihrer einzigartigen Mischung aus Kultur, Geschichte, italienischer Lebensart als Sehnsuchtsort und nicht zuletzt als Herz der katholischen Welt. Die Reise fand in einer besonderen Zeit statt: dem Heiligen Jahr 2025, das Papst Franziskus – wenige Wochen vor seinem Tod – unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt hatte. Im Heiligen Jahr, das seit 1475 alle 25 Jahre begangen wird, strömen Millionen Gläubige nach Rom, um die Heiligen Pforten der vier Hauptbasiliken zu durchschreiten.

Nach dem Flug von Luxemburg und einer ersten Geduldsprobe am Gepäckband in Rom bezog die Gruppe ihr Quartier im „Casa Madre Speranza“, ein von Ordensschwestern geführtes Haus am Stadtrand mit guter Anbindung an den Hauptbahnhof Termini. Noch am Ankunftsabend ging es zur ersten der vier Hauptkirchen: Santa Maria Maggiore, der letzten Ruhestätte von Papst Franziskus. Hier durchschritt die Gruppe zum ersten Mal eine Heilige Pforte. Die üblicherweise zugemauerten Tore werden nur während eines Heiligen Jahres geöffnet. Das Durchschreiten gilt als Zeichen für einen geistlichen Neuanfang – eine Tradition, die an das alttestamentliche „Jubeljahr“ erinnert, in dem Schulden erlassen und Menschen von Lasten befreit wurden. Vor der Basilika stimmte die Gruppe gemeinsam „Stille Nacht“ an. Luisa Maurer verteilte im Anschluss jedem Pilger ein blau-orangefarbenes Tuch mit der Aufschrift „Pilger der Hoffnung“ – von nun an das Erkennungszeichen der Hochwälder Pilger.

In den Katakomben und an heiligen Stätten

Der nächste Tag führte die Pilger bei ergiebigen Dauerregen in die Katakomben von St. Sebastian. In diesem unterirdischen Labyrinth aus Gräbern fanden frühe Christen während der Verfolgungen Zuflucht und bestatteten ihre Toten. Nach einer eindrucksvollen Führung feierte die Gruppe in der zugehörigen Kirche einen Gottesdienst. Pfarrer Heinz erinnerte daran, wie wichtig Christen seit jeher ein würdiges Begräbnis ist – ein Gedanke, der auch in aktuelle Debatten über das neue rheinland-pfälzische Bestattungsgesetz hineinreicht und in der Predigt aufgegriffen wurde. Für Pfarrer Heinz hat St. Sebastian zudem eine persönliche Bedeutung: Hier feierte er seine Primiz, also seine erste als Hauptzelebrant gefeierte Messe. Er griff das Leben der heiligen Katharina von Alexandrien auf, einer mutigen jungen Frau, die im 4. Jahrhundert für ihren Glauben einstand und nach der Legende sogar den Kaiser herausforderte.

Erkundung per Pedes

Weiter ging die Erkundungstour ins Juden-Ghetto, über die von Michelangelo entworfene Cordonata hinauf zum Kapitol und in die Kirche Santa Maria in Aracoeli mit dem berühmten „Santo Bambino“, einer wundertätigen Christkindfigur. Die Legende erzählt, dass sie in Jerusalem aus Olivenholz geschnitzt und von einem Engel vollendet wurde – und trotz Diebstahls vor einigen Jahren bis heute in einer Kopie Pilgerinnen und Pilger anzieht.

Auf dem Kapitol begegnete die Gruppe der kapitolinischen Wölfin, jener Bronzefigur, die Romulus und Remus säugend zeigt und an die Gründungslegende Roms erinnert. Von dort führte der Weg über das Forum Romanum bis zum Kolosseum, wo die gewaltigen Mauern von Spielen, Macht und auch von Leid und Tod in der Antike erzählen. Später führte Christian Heinz die Gruppe zur Lateranbasilika, der „Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“, und zur Scala Santa, der Heiligen Treppe. Der Tradition nach soll Jesus auf dieser Treppe zu Pilatus hinaufgestiegen sein; heute steigen viele Pilger die Stufen auf Knien hinauf und verbinden jeden Schritt mit einem Gebet.

Audienz bei Papst Leo XIV.

Am Mittwoch hatte der Vatikan zur Generalaudienz geladen – eine Gelegenheit, die sich die Hochwälder natürlich nicht entgehen ließen. Auf dem Weg dorthin brach überraschend die Sonne durch, und die Gruppe erreichte den Petersplatz durch die Gassen der Altstadt. Der Petersplatz selbst beeindruckte mit seiner Weite. Berninis Kolonnaden umarmen die Besucher wie offene Arme. Beeindruckende Details erfuhren die Pilger: etwa, dass es in Rom mehr ägyptische Obelisken gibt als in Ägypten selbst – oder dass die Errichtung des 25 Meter hohen Obelisken auf dem Petersplatz im 16. Jahrhundert unter Androhung der Todesstrafe in völliger Stille stattfinden musste. Der Nachmittag gehörte den Klassikern: Trevi-Brunnen, Spanische Treppe, Piazza del Popolo, Pincio und Villa Borghese.

Der Pilgertag

Der Donnerstag war dann der intensivste Pilgertag. Martin Eiden führte die Gruppe mit dem Kreuz an. Betend, singend und andächtig zog man durch die Stadt zum Petersdom, durchschritt dort die Heilige Pforte und feierte eine Messe in den vatikanischen Grotten nahe dem Petrusgrab. In seiner Predigt nahm Pfarrer Heinz das Thema Pilgern auf: „Pilger sind nicht Touristen. Man lässt sich auf Unvorhergesehenes ein, vertraut darauf, dass man auf- und angenommen wird. Das ist eine Grundhaltung des christlichen Glaubens.“ Ein Teil der Gruppe brach anschließend zur traditionellen Sieben-Kirchen-Wallfahrt auf, einer etwa 25 Kilometer langen Strecke zu den großen Pilgerkirchen Roms. Die anderen bestiegen die Kuppel des Petersdoms, besuchten den deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico (auf dem übrigens der aus Dhrönchen stammende Stefan Andres bestattet ist) und fuhren später gemeinsam zu St. Paul vor den Mauern.

Abschied von der Ewigen Stadt

Den letzten Abend ließ die Gruppe in einer typischen römischen Trattoria ausklingen, einem Lieblingsrestaurant von Pfarrer Heinz aus seiner Studentenzeit. Am letzten Tag gab es einen spirituellen Abschlussimpuls: angelehnt an den heiligen Ignatius von Loyola, der in einer Lebenskrise in Manresa erkannte, dass nicht Perfektion, sondern der Blick auf das Gute und Gelungene den Menschen Gott näherbringt. Beim Rückblick wurden viele Erinnerungen wach: chaotischer Stadtverkehr, stille Momente in Kirchen, gemeinsames Singen, Regen und Sonne, kleine Pannen und große Erlebnisse. Die Schwestern der Unterkunft überreichten der Gruppe ein Abschiedsgeschenk. Als „Pilger der Hoffnung“ kehren die Hochwälder bereichert und getragen von den Eindrücken zweier Jahrtausende Christentum in die Heimat zurück – übrigens einigermaßen planmäßig, obwohl für den Abreisetag ein landesweiter Generalstreik angesagt war. (LeWe)