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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 5/2024
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
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Zuhause im Hochwald: Heute mit Manfred Köhl

Der Junge aus Hinzert erinnert sich

Manfred Köhl, den meisten im Hochwald bekannt als langjähriger Bürgermeister von Beuren (1979-2014), ist nach seinem Ruhestand in der Kommunalpolitik unter die schreibende Zunft gegangen. In seinem ersten Buch „Der Junge aus Hinzert erinnert sich“, dass er im Selbstverlag zunächst mit einer Auflage von 50 Exemplaren für Familie und Freunde herausgebracht hat, hat er sich seiner persönlichen Familiengeschichte gewidmet.

Auf dem Buchtitel grinst ein aufgeweckter, schelmisch blickender, blonder Junge, im Gesicht übersät mit Sommersprossen. Er trägt die typische Kleidung der frühen Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts: Lederhose, weißes Hemd und darüber ein wollener Pollunder. Sicher Stücke, die schon die Geschwister aufgetragen haben. Die Hände stecken keck in den Hosentaschen. Sein Scheitel ist streng zu Seite frisiert. Manfred Köhl, der Junge aus Hinzert, posiert hier. „Meine Enkelin hat das Foto ausgesucht“, verrät Köhl im Gespräch stolz. Schon während seiner Tätigkeit als erster Mann in Beuren hat Köhl die Geschehnisse in der Gemeinde akribisch protokolliert, auch um lange währende Debatten genau nachvollziehen zu können. Beruflich hat Köhl verschiedene Stationen im öffentlichen Dienst durchlaufen, bis er als Chef der Beschaffung und der Werkstätten der Universität Trier aus dem Berufsleben ausscheidet. Eine Karriere, die ihm nicht in die Wiege gelegt wurde, wie Köhl betont. Mit „Der Junge aus Hinzert erinnert sich“ hat der vielseitig begabte Köhl nun die Geschichte seiner Kindheit und Jugend aufgeschrieben, die von schweren Verlusten geprägt war. Er möchte Zeugnis ablegen und beschreiben, welch großes Glück er hat, immer wieder Menschen zu treffen, die ihm wohlwollend gesonnen waren, die sein Talent erkannt haben und ihm so eine Gymnasialausbildung ermöglicht haben. Dass der Start ins Leben mit der „Gnade der späten Geburt“ im März 1946, wie Köhl es ausdrückt, nicht einfach war, beschreibt Köhl auf erfrischende, herzliche Weise. In Hinzert hatten die Eltern im Familienverbund des Vaters eine Bleibe. Mit den Erträgen aus der Landwirtschaft konnten sie alle durchbringen und auch den Wohnbereich durch mehrere Anbauten erweitern. Mit viel Liebe zum Detail setzt Köhl seiner Mutter und seinem Vater, der gestorben ist als der Junge 11 Jahre alt war, ein Denkmal. Es preist den Erfindungsgeist des Vaters, der immer technische Lösungen fand. Er lobt die Liebe seiner Mutter, der die Fürsorge der gesamten Familie, auch den Schwiegereltern, oblag. Er wertschätzt das Vertrauen unter den Geschwistern, von denen er als fünftes von sechs Kindern, einiges von den Größeren abschauen durfte. Seine Erinnerungen an die Nazizeit sind durch die Schwester überliefert. Er beschreibt den Vater als einen, der auch den Konflikt mit der SS im Sonderlager Hinzert nicht scheute. Als Maurermeister baute dieser nach dem Krieg eine Bauunternehmung auf, die der Familie das Einkommen sicherte. Die Haltung der Eltern haben auch Manfred Köhl selbst geprägt, der Anfang der 1970er Jahre in die SPD eintrat. Köhls eigene Erinnerungen befassen sich mit der Schule, den prägenden Lehrern, seiner Zeit im Internat in Münstermaifeld und der Gemeinschaft beim Fußballspielen. Im Gespräch sagt der umtriebige Beurener: „Während meines Berufslebens und dem Engagement in der Kommunalpolitik ist meine Familie oft zu kurz gekommen.“ Es sei wunderbar, dass er jetzt die Enkel mit großziehen könne. „Für sie und deren Kinder ist das Buch entstanden.“ Wie Köhl schreibt, sind weitere Erinnerungen über sein Berufsleben, seine Zeit als Kommunalpolitiker und Fußballspieler in Vorbereitung.

Das Buch bietet historisch Interessierten und allen Hochwäldern einen interessanten, persönlich motivierten Einblick in eine untergegangene Zeit, in ein Leben, das geprägt war vom wirtschaftlichen Wiederaufbau, den genutzten Bildungschancen und dem Umgang mit einem prägenden Familienschicksal. Es ist ein beredtes Beispiel für die Liebe zur Familie und die Verbundenheit zur Heimat im Hochwald. Das Buch vermittelt die bescheidene Erkenntnis, dass Talent und Fähigkeiten allein nicht ausreichen, sondern sich immer paaren müssen mit Menschen, die unterstützen, Gelegenheiten, die genutzt werden wollen und dem nötigen Quäntchen Glück, diese zu erkennen.

Es ist Manfred Köhl zu wünschen, dass die erste selbst verlegte Auflage ausreichend Interessierte findet für eine größere Edition. Wer Interesse an einem Exemplar hat, kann dies bei Manfred Köhl unter: manfred.koehl@t-online.de anzeigen. Wie Köhl verraten hat, steht er schon mit einem Verlag im Kontakt. Außerdem bietet er Lesungen in Grundschulen an (RuH berichtete). (TB)