Gemeinsames Gedenken in Hermeskeil am Holocaust-Gedenktag (Foto: Rainer Michels).
Schätzungsweise 10.000 Menschen demonstrierten am Sonntagnachmittag in Trier unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt. Wir stellen uns dem Vormarsch der AfD" für Demokratie und Rechtstaatlichkeit. 130 Menschen verfolgten zeitgleich einen Vortrag über als „asozial“ bezeichnete Opfer des Nationalismus in Luxemburg von Dr. Kathrin Meß in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert (Bericht im Innenteil). Und am Samstag, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, waren ebenso viele Menschen in Hermeskeil am Rathausplatz versammelt, um sich an ihre jüdischen Nachbarn zu erinnern.
Es ist der Moment, wo Entscheidendes passiert und es auf Jeden und Jede ankommt. Das zumindest ist das Gefühl, das viele Menschen jetzt bewegt für Demokratie und Rechtstaatlichkeit auf die Straße zu gehen. Sie möchten Gesicht zeigen und Zeugnis ablegen. Aufgeschreckt durch die widerwärtigen Überlegungen zur Deportation von mehr als 15 Millionen Menschen, der von Rechtsextremen, Identitären und Teilen der AfD entwickelt wurde, merken Menschen im Hochwald, in der Region Trier und überall in Deutschland auf. „Nie wieder ist jetzt!“ ist die Devise, die das Gefühl der Demonstrierenden und derjenigen, die der Opfer des Nationalsozialismus gedenken, zusammenfasst. Die Sorge vor einem Rechtsrutsch bei anstehenden Wahlen und die Erkenntnis, dass sich Diktaturen nie über Nacht, sondern immer schleichend in Gesellschaften breitmachen, bringen Demokraten und Demokratinnen auf die Straßen.
In Hermeskeil hat die Projektgruppe „Rundgang zum Gaumusterdorf Hermeskeil“ gemeinsam mit der Stadt Hermeskeil zu einem kurzfristig anberaumten gemeinsamen Gedenken geladen, dem am Samstagmorgen rund 130 Menschen gefolgt sind. Matthias Webel hat den Gedenkmoment vor der Touristinformation, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Adolf Heimann, musikalisch begleitet. Stadtbürgermeisterin Lena Weber begrüßte die Initiative und sicherte die Unterstützung der Stadt zu bei dem Bemühen, jüdisches Leben im Straßenbild sichtbarer zu machen. Tamara Breitbach, Initiatorin des Projekts, das auch von Demokratie Leben! gefördert wird, erzählte die von Heinz Ganz-Ohlig wieder zugänglich gemachte Geschichte der Familie Heimann. Die Kastanie vor dem Haus ist ein möglicher Gedenkort in Hermeskeil. Dass die Kastanie noch heute Kinder im Herbst mit ihren Früchten erfreut, ist auf eine jüdische Religionsvorschrift zurückzuführen, nach der fruchttragende Bäume nicht gefällt werden dürfen. Großvater Jakob wollte nach einem Brand das Haus größer neu bauen. Die Kastanie war im Weg. Da er gläubig war, und der Rabbiner die Fällung verboten hatte, entschied er sich für einen kleineren Neubau und den Schutz der Kastanie. Die Überlieferung der Geschichte ist Erich Heimann zu verdanken, der 1978 dem früheren RuH-Redakteur Hermann Schmidt anlässlich eines Besuchs davon erzählte. Die Familie Heimann konnte sich in die USA flüchten, wo Erich 88jährig im Jahr 1999 verstorben ist. Eine namensgleiche Familie Heimann, die in der Trierer Straße 36 lebte, hatte dieses Glück nicht. Vater Siegmund, Mutter Berta und die beiden Mädchen Adele und Trudel erlebten den sozialen Ausschluss und Drangsalierungen bis zur Deportation in den Tod wie sechs Millionen andere Juden und Jüdinnen. Am 27. Januar 1945 war das KZ Auschwitz befreit worden, wo allein mehr als eine Millionen Menschen ermordet wurden. Der Anlass, am 27. Januar der Opfer der Shoa zu gedenken. Ronni Steiner-Wilhelmi berichtete von Überlegungen ihrer Familie, vor Sport-Fuchs, dem ehemaligen Schuhgeschäft Lieser, Stolpersteine zu verlegen. Und Dorothee Kupczik als Vertreterin der Kirchen betonte, dass die Kirchen an der Seite der Schutzbedürftigen stehen. Sie wies ebenfalls auf die Veranstaltung „Licht gegen Rechtsextremismus“ am kommenden Freitag, den 2. Februar hin, eine weitere Gelegenheit, Gesicht zu zeigen für unsere Demokratie.