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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 50/2024
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“Es geht immer um den Mehrwert für die Verbandsgemeinde als Ganzes“

RuH-Interview mit Bürgermeister Stefan Ding

Auch Stefan Ding, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, ist inzwischen seit rund 100 Tagen im Amt. RuH wollte von ihm deshalb - wie eine Woche zuvor vom Stadtbürgermeister - wissen, wie er diese erste Zeit an der Spitze der Verwaltung empfunden und erlebt und welche Vorstellungen er von seiner zukünftigen Arbeit hat. Das Interview führte RuH-Redakteur Bernd Willems.

RuH: Herr Ding, wie haben Sie die ersten drei Monate im Amt erlebt?

Stefan Ding: Die ersten 100 Tage waren eine herausfordernde und lehrreiche Zeit. Im Rathaus habe ich ein bestelltes Feld übernehmen können, das ist mir wichtig zu betonen. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, um mich in die Strukturen einzuarbeiten, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen und die wichtigsten Herausforderungen unserer Verbandsgemeinde besser zu verstehen. Es geht dabei nicht um die Person des Bürgermeisters oder die Interessen einer Partei, sondern um die gemeinsame Weiterentwicklung unserer Verbandsgemeinde.

Welche Herausforderungen sind Ihnen bisher begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

Die größte Herausforderung war, in kurzer Zeit viele Themen zu priorisieren und die notwendige Transparenz herzustellen. Unabhängig davon, ob es um das Voranbringen von Großprojekten oder auch organisatorische oder personelle Entscheidungen ging, es ging ausschließlich darum, das Wohl der gesamten Verbandsgemeinde in den Vordergrund zu stellen. Gemeinsam mit meinem Team und den politischen Gremien konnten wir erste Lösungen entwickeln, die unsere Verbandsgemeinde auf eine zukunftsfähige Basis stellen.

Was waren Ihre wichtigsten Erfolge in dieser kurzen Zeit?

In den ersten 100 Tagen konnten wir einige Themen in Bewegung bringen und erste Maßnahmen umsetzen, insbesondere im Bereich der kommunalen Infrastruktur und der Verwaltungsmodernisierung. Ich betrachte diese Fortschritte jedoch eher als erste Schritte und nicht als abgeschlossene Erfolge.

Kurzfristige Erfolge sind oft sichtbar und wichtig, um Dynamik und Vertrauen zu schaffen. Allerdings sehe ich meine Aufgabe darin, langfristige Weichenstellungen für die nachhaltige Entwicklung der Verbandsgemeinde vorzunehmen. Es geht mir nicht darum, schnelle Ergebnisse zu erzielen, die nur oberflächlich wirken, sondern darum, eine stabile und zukunftsorientierte Grundlage für die kommenden Jahre zu schaffen.

Diese Perspektive hilft mir, die Balance zwischen kurzfristigem Handeln und langfristiger Planung zu halten, immer mit dem Ziel, das Beste für die gesamte Gemeinschaft zu erreichen.

Welche Projekte stehen aktuell im Fokus Ihrer Arbeit?

Derzeit beschäftigen wir uns intensiv mit der Verbesserung der Infrastruktur, sei es im Bereich der Schulen und des Wohnens. Dazu zählen neben vielen anderen Projekten auch die Erweiterungen der Grundschulen in Reinsfeld und Beuren, auch die Sanierung des Hallenbads und der Neubau des Feuerwehrhauses der Wehren Neuhütten/Züsch. Auch wollen wir der Stadt und den Ortsgemeinden ermöglichen, finanziellen Handlungsspielraum zu gewinnen und auch zu wachsen. Deswegen arbeiten wir an der Umsetzung eines Flächennutzungsplanes „Freiflächen PV“ und unterstützen die Gemeinden in eigenen Bebauungsplanverfahren. Zudem steht die Modernisierung der Verwaltung an. Dabei geht es immer um den Mehrwert für die Verbandsgemeinde als Ganzes und die Menschen, die hier leben.

Wie haben Sie bisher die Zusammenarbeit mit den Gremien (VG-Rat, Stadtrat und Ortsgemeinderäten) empfunden?

Die Zusammenarbeit mit den Gremien ist bisher von einer guten Diskussionskultur und einem gemeinsamen Ziel geprägt: die Weiterentwicklung unserer Verbandsgemeinde. Besonders hervorheben möchte ich die Arbeit der ehrenamtlichen Ortsbürgermeister. Sie leisten hervorragende Arbeit und sind oft das direkte Bindeglied zwischen Verwaltung und Bürgern. Ich unterstütze sie gerne, wo immer es möglich ist, da ihr Engagement eine wichtige Säule für den Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit darstellt. Unterschiedliche Meinungen innerhalb der Gremien empfinde ich als Bereicherung, solange das Wohl der Gemeinschaft im Fokus bleibt.

Haben Sie bereits Rückmeldungen von den Bürgern erhalten, wenn ja, welche?

Ja, in den ersten Wochen und Monaten habe ich viel Feedback von den Bürgerinnen und Bürgern erhalten. Besonders häufig wurden Themen wie die Sicherung der medizinischen Versorgung, die Verkehrslenkung und die Sorgen und Nöte von Vereinsvorständen angesprochen. Ab und zu gab es auch Beschwerden, die ich ebenfalls ernst genommen habe. Insgesamt erlebe ich den Austausch aber als sehr positiv und konstruktiv. Es zeigt mir, dass sich die Menschen für unsere Verbandsgemeinde engagieren und bereit sind, aktiv an Lösungen mitzuwirken. Dieses gute Miteinander ist für mich eine große Motivation.

Was sind Ihre langfristigen Ziele für die VG?

Mein Ziel ist es, die Verbandsgemeinde so weiterzuentwickeln, dass sie langfristig ein attraktiver Wohn-, Lebens- und Arbeitsort bleibt. Dabei steht nicht eine bestimmte Person oder eine Partei im Mittelpunkt, sondern das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger. Eine nachhaltige, zukunftsorientierte Politik soll die Basis für diese Entwicklung schaffen.

Sehen Sie Möglichkeiten, die Bürger stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen?

Unbedingt. Ich möchte die Bürgerbeteiligung noch stärker in den Fokus rücken, da es nicht um Einzelentscheidungen geht, sondern um ein gemeinsames Gestalten. Ob durch Bürgerversammlungen, die Nutzung von Sprechstunden oder andere Plattformen – die Menschen vor Ort sollten die Möglichkeit haben, aktiv an der Zukunft unserer Verbandsgemeinde mitzuwirken.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die wirtschaftliche Entwicklung der VG zu fördern?

Die Verbandsgemeinde Hermeskeil setzt auf eine ganzheitliche Strategie zur wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung. Wir fördern die Ansiedlung neuer Unternehmen, unterstützen bestehende Betriebe und arbeiten an der Entwicklung nachhaltiger Gewerbeflächen, wie etwa im Industrie- und Gewerbegebiet Hochwald. Zugleich arbeiten wir an einer besseren Vernetzung von Schulen und Betrieben, um Fachkräfte für die Region zu sichern.

Neben der wirtschaftlichen Entwicklung liegt ein Fokus auf der Attraktivität der Region als Lebensraum. Dazu gehören Investitionen in Orts- und Stadtentwicklung sowie moderne Sport- und Freizeiteinrichtungen. Projekte wie die Sanierung des Hallenbads und die Idee eines Sportzentrums in der VG stärken sowohl den sozialen Zusammenhalt als auch unsere Standortvorteile.

Auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle: Maßnahmen wie der Ausbau des Ruwer-Hochwald-Radwegs sowie die Weiterentwicklung der Jugendherberge fördern die Region als Natur- und Freizeitstandort.

Ein zentrales Anliegen bleibt die Nachhaltigkeit: Mit unserem Klimaschutzkonzept, Projekten wie der Starkregenvorsorge und der Nutzung erneuerbarer Energien verbinden wir wirtschaftliche Entwicklung mit Klimaschutz und Lebensqualität. Diese Fortschritte sind nur durch die Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft und Politik möglich.

Wie gehen Sie mit Kritik und unterschiedlichen Meinungen um?

Kritik gehört zum politischen Alltag und sie tritt in unterschiedlicher Form auf. Auf der einen Seite gibt es konstruktive Kritik, die oft wertvolle Impulse gibt und hilft, Prozesse zu verbessern. Auf der anderen Seite gibt es auch politische Kritik, die manchmal von eigenen Zielen oder Interessen getrieben ist. Ein Beispiel dafür sind Diskussionen, bei denen weniger das gemeinsame Wohl der Verbandsgemeinde im Fokus steht, sondern parteipolitische oder persönliche Agenden verfolgt werden.

Mein Ansatz ist es, ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn der Ton manchmal rauer wird. Ich bemühe mich stets, den Dialog zu suchen und auf die Sachebene zurückzuführen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dort, wo falsche Behauptungen im Raum stehen, diese klarzustellen, ohne die Diskussion eskalieren zu lassen. Letztlich ist für mich entscheidend, dass der Fokus auf dem Wohl der Gemeinschaft bleibt, nicht auf Einzelinteressen.

Vielleicht noch ein persönliches Schlusswort...

Die ersten 100 Tage im Amt und der bevorstehende Jahreswechsel sind für mich eine gute Gelegenheit, innezuhalten und Bilanz zu ziehen. Ich bin dankbar für die vielen positiven Begegnungen, den konstruktiven Austausch und die Unterstützung, die ich erfahren habe. Gleichzeitig sehe ich die Herausforderungen, die vor uns liegen, und bin entschlossen, diese gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Gremien anzupacken.

Der Jahreswechsel bietet auch die Chance, mit neuer Energie und frischem Mut in die Zukunft zu blicken. Mein Ziel bleibt es, die Verbandsgemeinde Hermeskeil so zu gestalten, dass sie für alle ein lebenswerter Ort bleibt – unabhängig von politischen oder persönlichen Interessen. Ich lade alle ein, diesen Weg mitzugestalten und freue mich darauf, im kommenden Jahr gemeinsam weiter daran zu arbeiten, unsere Ziele zu erreichen.