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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 50/2024
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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Neue Stalingrad-Madonna eingeweiht

Einweihung der neuen Stalingrad-Madonna durch Ottmar Dillenburg und Christian Heinz

Ein Symbol für Frieden, Versöhnung und Hoffnung

Am vergangenen Sonntag wurde auf dem Platz zwischen der Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus und dem Pfarrhaus das von dem Kölner Künstler Rolf Hartung neu geschaffene Relief der „Stalingrad-Madonna“ von Pastor Christian Heinz und dem ehemaligen Bundespräses des Kolpingwerkes, Ottmar Dillenburg offiziell eingeweiht. In einer sehr eindrucksvoll vorgetragenen Rede rekapitulierte der Heimatforscher Dittmar Lauer die Geschichte und Bedeutung der „Stalingrad Madonna“, die 1950 vom damaligen Hermeskeiler Pfarrer Peter Mohr am jetzigen Standort installiert wurde.

Als im März diesen Jahres die Ausstellung „Hochwälder Widerstandspfarrer“ in der Hermeskeiler Pfarrkirche mit den Bildtafeln des Kölner Künstlers Rolf Hartung eröffnet wurde, kam der Gedanke auf, die in die Jahre gekommene und trotz mehrfacher Restaurierung stark beschädigte Stalingrad-Madonna auf dem Platz zwischen Pfarrkirche und Pfarrhaus abzubauen und ein neugestaltetes Relief von Rolf Hartung anfertigen zu lassen. Die Realisierung dieser Idee konnte durch eine großzügige Spende einer Hermeskeiler Bürgerin, die nicht genannt werden will, jetzt in die Tat umgesetzt werden.

Wer war Peter Mohr?

Der im Jahre 1908 in Boppard geborene Peter Mohr wurde 1931 im Trier Dom vom damaligen Bischof Rudolf Bornewasser zum Priester geweiht. Im Krieg war er Divisionspfarrer der 16. Panzer- und Infanteriedivision Münster und geriet 1943 in russische Gefangenschaft. Er wurde nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1950 zum Pfarrer von St. Martinus in Hermeskeil und 1958 von St. Jakob in Saarbrücken berufen. Im Jahre 1981 emeritiert, starb Pfarrer Peter Mohr vier Monate später in seiner Geburtsstadt Boppard. Dittmar Lauer kann sich noch gut an seine Schulzeit am Gymnasium in Hermeskeil erinnern, wo er von Peter Mohr als Religionslehrer unterrichtet wurde. Mohr schilderte den Schülern die Kriegserlebnisse in Stalingrad und seinem Leben in siebenjähriger russischer Gefangenschaft, aber auch über sein Engagement im Widerstand gegen die Hitler-Diktatur.

Wie kam die „Stalingrad Madonna“ nach Hermeskeil?

Im Kessel von Stalingrad lernte Pfarrer Peter Mohr seinen evangelischen Amtskollegen, Arzt und Künstler Dr. Kurt Reuber kennen, dem Hermeskeil letztendlich die Madonna zu verdanken hat. Reuber hatte an Weihnachten 1942, anlässlich eines zum Trost gehaltenen Gottesdienstes, auf der Rückseite einer russischen Militärkarte eine Kohlezeichnung von Maria mit dem Jesuskind erstellt. Mutter und Kind waren vor dem Schutz vor großer Kälte in viele Tücher eingewickelt.

Die Zeichnung geht auf eine schreckliche Szene zurück, die Reuber auf dem Russland-Feldzug der Wehrmacht beobachtet hatte. In einem Dorf war eine russische Frau mit ihrem kleinen Kind vor den deutschen Soldaten und ihrem Terror geflohen. Das Gemälde sollte fortan Symbol für Frieden, Versöhnung und Hoffnung sowie als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt werden. Dieser Symbolcharakter besticht, gerade in der aktuellen Situation von Kriegen in Nahost und in der Ukraine, von außerordentlicher Aktualität.

Dr. Kurt Reuber, der Theologe, Arzt und Künstler, starb im Januar 1944, ein Jahr nach der Kapitulation von Stalingrad in einem Kriegsgefangenenlager für Offiziere, wo auch Peter Mohr gefangen gehalten wurde.

Als Peter Mohr im Februar 1950 als Pfarrer der St. Martinus-Kirche eingeführt wurde, fand er die Kirche in einem denkbar schlechten Zustand vor. Diesen negativen Eindruck hat der Pfarrer damals in einem Lagerbuch festgehalten. Trotz klammer Geldmittel, konnte die Renovierung im Jahr 1952 abgeschlossen werden. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten ließ Mohr die Reliefkopie der Madonna von Stalingrad seines Freundes und Wegbegleiters Dr. Kurt Reuber, auf eigene Kosten zwischen Pfarrkirche und Pfarrhaus aufstellen.

Das neu geschaffene Kunstwerk

Nun steht an diesem Platz das neu geschaffene Relief des Kölner Künstlers Rolf Hartung, das am vergangenen Sonntag, nach dem Gottesdienst von Pastor Christian Heinz und Ottmar Dillenburg, vom Bistum Trier, feierlich eingeweiht wurde.

Das als Stalingrad-Madonna bekannt gewordene Bild ist in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin zu besichtigen. Die 90x130 cm große Kohlezeichnung diente weltweit mehrmals als Vorlage für Reproduktionen in verschiedensten Techniken und Materialien. Das Relief der Hermeskeiler Madonna von Rolf Hartung ist aus einem betonhaltigen Material gefertigt. Der Künstler hat das Malerische einer Kohlezeichnung durch Schatten und Helligkeit in dem Relief berücksichtigt. Die Zartheit der Madonna steht, nach Interpretation Hartungs, im Kontrast mit den vielen Tüchern, deren Öffnung, in Anlehnung an das Original, auch ein Herz darstellt. Der Künstler betont, dass es für ihn eine Ehre gewesen sei, dieses zeitgeschichtlich wichtige Mahnmal von einer Zeichnung in einem Relief zu interpretieren. (Kö)