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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 50/2025
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Nach mehr als drei Jahrzehnten war Schluss

Das ist der prämiierte und in die Realität umgesetzte Entwurf des (wohl wegen der runden Form so genannten) „Donuts“. Ab übermorgen rollt der Verkehr wieder wie gewohnt durch die Hermeskeiler Innenstadt und am kommenden Donnerstag wird der neue Donatusplatz feierlich eingeweiht.

Oder: Was lange währt, wird endlich gut - Kleine Historie eines gewesenen Omnibusbahnhofs (Fortsetzung aus RuH Nr. 49/2025)

Im Sommer 2017 einigt sich der Stadtrat darauf, die Aufnahme in das Städtebauförderprogramm des Landes für 2018 zu beantragen und beauftragt die Verwaltung damit, die hierzu erforderlichen Schritte zu unternehmen. Man ist sich einig, dass an erster Stelle der Donatusplatz saniert bzw. umgestaltet werden soll.1

Doch wieder tut sich jetzt mehr als ein Jahr lang: Nichts. Das bringt im Herbst 2018 die Stadtratsfraktionen - mit Ausnahme der CDU - auf die Palme und sie fahren in einem von ihnen eigens dafür anberaumten Pressetermin schweres Geschütz gegen Stadtbürgermeister Dr. Queck auf. Wichtige Entwicklungen in vielen Bereichen der Stadtpolitik seien „verschlafen“ worden, sagen sie. Schon 2013 sei die Neugestaltung des Donatusplatzes auf die Agenda gebracht worden. Der damalige Stadtbürgermeiser Udo Moser habe Ideen gefordert und der Stadtrat die Bürger beteiligen wollen. Man sei davon ausgegangen, dass die Stadtspitze dies anstoßen werde, aber in der Ära Queck, der 2014 auf Udo Moser gefolgt war, sei bis heute nichts passiert. Es sei zwar klar, dass Planungen Geld kosteten, aber unabhängig davon hätten schon Überlegungen angestellt werden können wie z.B. „Was wollen wir überhaupt mit dem Donatusplatz?“. Quecks Untätigkeit bringe die Stadt nun in Zeitdruck, weil das Städtebauförderungsprogramm, in das Hermeskeil aufgenommen worden sei, nächstes Jahr schon starte, erklären die Vertreter von SPD, FWG, BfB und DIE LINKE im Oktober 2018.2 Mit professioneller Hilfe will man einen neuen Anfang starten; dafür holt sich die Stadt im November 2018 ein Planungsbüro namens „stadtgespräch“aus Kaiserslautern ins Boot.3

Nachdem Anfang 2019 die Förderzusage aus Mainz für 75 % der Aufwendungen vorliegt, geht es weiter. Unter den Einwohnern der Stadt wird ein Fragebogen verteilt4, der Stadtrat stellt den ersten Förderantrag für Kosten, die voraussichtlich 2020 entstehen werden und es findet eine Auftaktveranstaltung zum Thema „Stadtumbau“ statt. Hier zeigt sich aber eine gewisse Ernüchterung, denn es sind nur 30 Bürgerinnen und Bürger anwesend - ein Zehntel von denen, die sich an der Fragebogenaktion beteiligt hatten. RuH schreibt: „90 Prozent derjenigen, die sich an der im Februar von der Stadt durchgeführten Fragebogenaktion beteiligt hatten, interessierten sich offenbar nicht für deren Ergebnisse und waren der Veranstaltung fern geblieben.“5 Die darauf folgenden Workshops - drei für Bürger, einer für Gewerbetreibende -, die der Ideensammlung dienen, sind deutlich besser besucht. Im Ergebnis kommt Ende Mai 2019 - wenig überraschend - auch hier zutage, dass Sanierung und/oder Umbau des Donatusplatzes oberste Priorität haben, wobei - wie schon fünfeinhalb Jahre zuvor von Udo Moser ins Gespräch gebracht - die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Vordergrund steht.6

Ende Oktober 2019 - der Stadtrat ist neu gewählt, Lena Weber ist nun Stadtbürgermeisterin - ist man sogar so optimistisch zu glauben, man könne bereits im Frühjahr 2020 in die konkrete Planung gehen, wenn das Konzept nun zeitnah beschlossen werde. Die CDU sieht sich in der Stadtratssitzung am 22. Oktober zu einer Retourkutsche für die Schelte ihres Bürgermeisters Queck veranlasst. Ihr Sprecher erklärt, es habe nach einer guten Bürgerbeteiligung im Frühjahr und vielen positiven Rückmeldungen nun „fünf Monate Stillstand“ gegeben.7

Dann kommt Corona…

Nach dem Jahreswechsel 2019/20 soll es zügig weitergehen. Schon am 20. Februar 2020 berät der Bauausschuss über die Durchführung eines Architektenwettbewerbs zur Neugestaltung des Donatusplatzes. Dann mischt das Schicksal plötzlich die Karten neu: Schon eine Woche später, Ende Februar/Anfang März, betritt das Coronavirus die Bühne und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die für den 24. März geplante Stadtratssitzung soll in der Hochwaldhalle stattfinden, wo ein gewisser Sicherheitsabstand gewährleistet wäre; sie muss dann aber „aufgrund der aktuellen Geschehnisse und neuen Restriktionen in Bezug auf das Kontaktverbot“ - quasi in letzter Sekunde - abgesagt werden. Im Haushaltsplanentwurf für 2020, der beraten werden soll, stehen da 130000 Euro für Planungskosten zum Stadtumbau.

Es dauert bis in den Mai, bis die „historische Stadtratssitzung in der Hochwaldhalle“8 tatsächlich stattfinden und der Haushaltsplan beschlossen werden kann. Im Juni 220 erklärt Stadtbürgermeisterin Lena Weber nach einem Besuch von Innenminister Lewentz in Hermeskeil, der Stadtumbau werde „nun wieder richtig Fahrt aufnehmen und immer wieder Gegenstand der nächsten Ratssitzungen sein“.9 Das ist kein leeres Versprechen, denn schon in der Stadtratssitzung am 28. Juli 2020 erhält ein Planungsbüro aus Ingelheim den Auftrag zur Betreuung eines Architektenwettbewerbs.10 Wieder hört man lange nichts mehr…

April April

In der Ausgabe vom 1. April 2021 beweist RuH-Redakteur Reinhard Bäumler dann prophetische Fähigkeiten, als er von einem (fiktiven) Pressegespräch mit dem 1. Beigeordneten René Treitz berichtet und die Frage stellt: „Neuer Markt künftiger Busbahnhof?“11 Zwar erklärt er den Aprilscherz in der nächsten Ausgabe, aber so ganz Unrecht hat er ja nicht gehabt, wie die weitere Entwicklung zeigt: Zumindest für die Umbauzeit am Donatusplatz wird der Neue Markt tatsächlich zum Busbahnhof.12

In der Folgezeit erweist sich der Busverkehr auch tatsächlich als größter Hemmschuh bei der weiteren Planung. Erst im September 2021 sieht der Öffentliche Nahverkehr ein - so die Stadtbürgermeisterin - dass er seine „Maximalforderungen“ - fünf Busspuren am Donatusplatz - nicht erreichen kann. Nun kann der Startschuss für den Architektenwettbewerb fallen (Stadtratsbeschluss vom 21. September).13 Ende April 2022 wird der vom Preisgericht favorisierte Vorschlag eines „Donuts“ am Donatusplatz öffentlich gemacht14 und in einer Sondersitzung des Stadtrats am 9. Mai prämiiert. Nachdem fast ein weiteres Jahr mit Planungsarbeiten vergangen ist, fasst der Stadtrat am 11. April 2023 den finalen Beschluss.15 Kurz vor Jahresende überbringt Innenminister Ebling auch den Förderbescheid.

Es sind aber immer noch mehrere Ratssitzungen mit diversen Beschlüssen notwendig und erst Anfang Oktober 2024 kann RuH verkünden: „Die Bagger rollen - Bauarbeiten am Donatusplatz gestartet.“16 36 Jahre nach seiner sang- und klanglosen Eröffnung im Mai 1988 ist damit der „Zentrale Busbahnhof Donatusplatz“ in Hermeskeil Geschichte. Nun finden sich dort nur noch drei Bushaltebuchten entlang der St. Josef-Straße. (WIL-)


1 RuH Nr. 29/2017

2 RuH Nr. 43/2018

3 RuH Nr. 48/2018

4 RuH Nr. 9/2019

5 RuH Nr. 13/2019

6 RuH Nr. 20/2019

7 RuH Nr. 44/2019 (Das ist peinlich, denn vorher hatte die Planerin in der Sitzung ausführlich geschildert, was in diesen fünf Monaten passiert war; vor Allem aber, weil es unter dem von ihr gestellten Stadtbürgermeister in der „Causa Stadtumbau/Donatusplatz“ ganze vier Jahre echten Stillstand gegeben hatte).

8 RuH Nr. 22/2020

9 RuH Nr. 25/2020

10 RuH Nr. 31/2020

11 RuH Nr. 13/2021

12 Das geschieht übrigens nicht zum ersten Mal, denn schon Ende der 1970er Jahre, als man in der Trierer Straße den zweispurigen „Südring“ von der St. Josef-Straße bis zur Evangelischen Kirche ausbaut, wird der Neue Markt vorübergehend zum zentralen Busbahnhof in Hermeskeil.

13 RuH Nr. 39/2021

14 RuH Nr. 18/2022

15 RuH Nr. 16/2023

16 RuH Nr. 40/2024