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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 51/2023
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
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Das Weihnachtsfest - Entstehung und Bedeutung in früherer Zeit

Weihnachten, das Wort kommt aus dem mittelhochdeutschen: “ze den wihen naht - zu den Weihe-Nächten“, nach christlicher Vorstellung die Geburt Jesu. Die ersten Christen kannten dieses Fest allerdings noch nicht, deshalb ist dieses Ereignis der Geburt Christi auch nicht genau der Nachwelt überliefert worden. Erst im 4. Jahrhundert, im Jahre 354, vertrat man in Rom die Meinung, die Geburt Jesus wäre seiner Mutter Maria zum Beginn des neuen Jahres, der mit dem Frühlingsanfang zusammenfiel, verkündet worden. Folglich feierte man 9 Monate später am 25. Dezember die Geburt Jesu Christi.

Dieser Termin setzt sich erst allmählich in der Kirche durch. In der Ostkirche galt der 6. Januar ursprünglich als der Geburtstag Christi. Nach Aufkommen des Weihnachtsfestes am 25. Dezember wurde für den 6. Januar das Fest der Taufe Jesus und die Verehrung des Christkindes durch die Drei Könige aus dem Morgenland gefeiert.

Der 25. Dezember gehörte ursprünglich einer heidnischen Gottheit. “Sol invictus“ der unbesiegte Sonnengott und “Mithras“, der persische Lichtgott wurden an diesem Tag von den Römern gefeiert und verehrt. Als die Kirche im 4. Jahrhundert auch den 25. Dezember als den Geburtstag Christi festlegte, war sie unsicher, ob sie dafür einen heidnischen Festtag in Anspruch nehmen könnte. Man vertrat jedoch die Ansicht, dass man nicht nur die wiedererstarkte Sonne feierte, sondern den, der die Sonne erschaffen hat.

Die Römer feierten noch ein Fest, das allerdings nur in der Nähe des Weihnachtsfestes lag. Am 17. Dezember wurden die Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn begangen. Die Standesunterschiede wurden in dieser Zeit aufgehoben, man bescherte sich gegenseitig und es gab reichlich zu essen und zu trinken.

Auch bei den Germanen kannte man das Fest der Wintersonnenwende. Bei den nordgermanischen Völkern hieß es Julfest. Über die Herkunft des Wortes Jul gibt es mehrere Theorien. Die eine leitet das Wort Jul von dem skandinavischen Wort für Rad “hjul“ ab. Das Rad brachte man mit der Sonne in Verbindung. Sobald sich das Sonnenrad, das von einem Pferd gezogen wurde, bewegte und höher stieg, wurde das Julfest gefeiert und den Göttern geopfert. Diese Sonnenverehrung kannte man schon in der Bronzezeit. Im Jahre 1902 wurde in Dänemark der Sonnenwagen von Trundholm mit Pferd gefunden, der etwa aus dem Jahre 1000 v.Chr. stammt. Die andere Theorie leitet das Wort Jul vom angelsächsischen “geol“ ab, das bedeutet Lustigkeit und Freude für das Fest in der dunkelsten Jahreszeit.

Welche Theorie richtig ist, kann nicht gesagt werden. Richtig ist jedoch, dass in jedem Falle ein fröhliches Fest gefeiert wurde. Sie opferten und verspeisten dabei den Jul-Eber, aßen dazu zauberkräftiges Jul-Brot und warfen sich als “Julklapp“ heimlich Geschenke durch Türen und Fenster zu.

Dass die Wintersonnenwende oder das Weihnachtsfest ein wichtiges Fest war und dementsprechend gefeiert wurde, hatte verschiedene Gründe. Es fiel mit dem Winteranfang zusammen, das bedeutete: Es war die Zeit der Wiederkehr der Geister, mit denen unsere Vorfahren lebten. Die Geister verursachten Angst, die richtig zum Ausdruck kam, wenn die Sonne verschwand. Die längsten Nächte des Jahres waren auch zugleich die angstvollsten.

Zum Volksglauben gehören die 12 Nächte “zwischen den Jahren“, in denen der wilde Jäger, der germanische Gott Wotan oder Odin selbst mit seinem Geisterheer durch die Lüfte brauste. Auch durfte nach altem germanischen Glauben an diesen 12 Tagen vom 24. Dezember bis zum 6. Januar nicht gearbeitet oder eine Schuld, gleich welcher Art, eingetrieben werden. Es war der Beginn einer fronlosen Zeit, an dieses ungeschriebene Gesetz hielten sich selbst die Fürsten noch im 18. Jahrhundert. Es war die Zeit der schlechten Witterung, die Schnee, Frost, Nässe und Kälte mit sich brachte. Dies bedeutete oft Krankheit und Tod für alte und schwache Menschen. Es war die Zeit in der die Landwirtschaft ruhte. Wer keine Vorsorge getroffen hatte, oder wenn die Ernte schlecht war, dann war die Winterzeit besonders hart. Kein Wunder also, wenn unsere Vorfahren, dieses Fest besonders ausgiebig feierten, verhieß ihnen doch die wiedererstarkte Sonne, dass der Frühling mit jedem Tag näher kam.

Das Weihnachtsfest ist auch heute noch unser wichtigstes und schönstes Fest im Jahresverlauf. Vielleicht weil ein Teil der Vorstellungen und Bräuche, die sich aus uraltem Mythos, altgermanischem Volksglauben und christlicher Symbolik zusammensetzen und die unsere Vorfahren mit dem Weihnachtsfest verbanden, sich noch in unsere Zeit hinübergerettet haben. (Autor: Hans Georg Rosar, RuH Nr. 51/1991)